Nordamerika

Analysten warnen: US-Öllager stoßen spätestens Mitte Mai an ihre absoluten Kapazitätsgrenzen

Die USA stehen vor einem Kapazitätenproblem im Bereich der Öllagerung. Trotz des weltweiten Öl-Überangebots fördern die Ölfirmen ungebremst weiter. Analysten warnen nun, dass bis Mitte Mai die kommerziellen Öllager des Landes vollständig gefüllt sein könnten.
Analysten warnen: US-Öllager stoßen spätestens Mitte Mai an ihre absoluten KapazitätsgrenzenQuelle: Reuters © Nick Oxford

Bis Mitte Mai könnten die kommerziellen Öllager in den USA vollständig gefüllt sein, falls die US-Ölfirmen ihre Produktion inmitten des größten globalen Öl-Überangebots, das die Welt je gesehen hat, nicht zurückfahren.

Vielen Berichten zufolge erscheinen die Rohölprognosen der Energy Information Administration (EIA) zurückhaltend im Vergleich zu dem, was andere unabhängige Analysten vorhersagen.

Die EIA geht davon aus, dass die weltweiten Bestände an flüssigen Brennstoffen im Jahr 2020 um durchschnittlich 3,9 Millionen Barrel pro Tag steigen werden, verglichen mit einem Rückgang um 0,2 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2019. Die US-Behörde geht davon aus, dass die Lagerbestände in der ersten Jahreshälfte am höchsten sein werden, da die Welt weiterhin mit einer ernsthaften Blockade und stark eingeschränkten Flugreisen zu kämpfen hat. Sie erwartet auch, dass die Rohölförderung von 5,7 Millionen Barrel pro Tag im ersten Quartal auf 11,4 Millionen Barrel pro Tag im zweiten Quartal steigen wird.

Die kurzfristigen Vorhersagen der IEA sowie einiger Handelshäuser malen allerdings ein wesentlich düsteres Bild.

Laut der IEA wird die weltweite Ölnachfrage um etwa 20 Millionen Barrel pro Tag sinken, während die Rohstoffhandelshäuser Trafigura und Vitol die Nachfrage im April um schwindelerregende 30 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen sehen.

Schlimmer noch: JPMorgan spricht nun von einem 40-prozentigen Rückgang des BIP für das zweite Quartal, zusammen mit Arbeitsplatzverlusten, die 25 Millionen Menschen betreffen werden. Diese Zahlen legen einen drastischen Rückgang bei der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen nahe.

Ein Nachfragerückgang um etwa 20-25 Millionen Barrel pro Tag für nur drei Monate könnte verheerende Folgen haben. Dies könnte eine Erhöhung der weltweiten Vorräte um etwa 2.200 Millionen Barrel bedeuten, etwa zwei Drittel der derzeitigen OECD-Lagerbestände von 3.000 Millionen Barrel.

Wohlgemerkt handelt es sich bei den von der OECD angegebenen 3.000 Millionen Barrel um so genannte "Mindestbetriebsniveaus", das heißt unbrauchbares Öl, was zum Beispiel als Pipelinefüllung dient.

Die verfügbaren Vorräte brauchbaren Öls sind viel geringer. Die Lagerkapazitäten könnten sich viel schneller füllen, als wir denken. Aber die verfügbaren flexiblen Bevorratungskapazitäten befinden sich bereits jetzt in einer ernsten Notlage: Bei einer Obergrenze von 100 Millionen Barrel werden sie keinen großen Unterschied mehr machen.

So gesehen haben die Ölproduzenten vielleicht keine andere Wahl, als die Produktion bereits in weniger als sechs Wochen zu drosseln. Der Markt wird ihnen diese Entscheidung abnehmen.

Auch das vorhandene Zeitfenster könnte viel enger sein, als viele sich vorstellen. Die andauernde COVID-19-Krise wird voraussichtlich weiterhin einen beispiellosen Einbruch der weltweiten Ölnachfrage verursachen.

Während des virtuellen OPEC-Treffens am Donnerstagabend stellte OPEC-Generalsekretär Mohammad Barkindo fest:

Um dies in einen Zusammenhang zu stellen: Die Einschätzung des OPEC-Sekretariats zur verfügbaren globalen Öllagerkapazität beläuft sich auf über eine Milliarde Barrel. Angesichts des derzeitigen beispiellosen Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage könnte es im zweiten Quartal 2020 zu einem kolossalen Überschussvolumen von 14,7 Millionen Barrel pro Tag kommen. Dieses Überangebot würde die weltweiten Rohölvorräte um weitere 1,3 Milliarden Barrel erhöhen und damit die verfügbare globale Rohöllagerkapazität innerhalb des Monats Mai erschöpfen.

In einem Gespräch mit MarketWatchsagte Geoffrey Craig, ein globaler Energieanalyst bei Ursa, dass sein Unternehmen Satelliten nutzt, um den globalen Speicherfüllstand zu verfolgen. Er wies darauf hin, dass die globale Speicherkapazität noch etwa 40 Prozent oder etwa 1,5 Milliarden Barrel betrage, die "in wenigen Monaten" erreicht werden könnten.

Er merkte auch an, dass "die Ölvorräte das Muster des Ausbruchs und seiner Ausbreitung nachahmen". Da China die Sperrmaßnahmen in der Ursprungsstadt Wuhan lockert, würden die chinesischen Vorräte etwas zurückgehen, obwohl eine neue Infektionswelle befürchtet wird.

Mitte Mai könnten die kommerziellen Öllager der USA voll sein, so Plains All American Pipeline, eines der größten mittelständischen Unternehmen in den Vereinigten Staaten.

In einem am Donnerstag bei der Texas Railroad Commission eingereichten und von Argus zitierten Antrag erklärte Plains All American Pipeline, dass die Nachfrage der US-Raffinerien nach Rohöl um mindestens 30 Prozent (etwa fünf Millionen Barrel pro Tag) und die Rohölexporte um etwa eine Million Barrel pro Tag zurückgehen würden.

In der Zwischenzeit versucht US-Präsident Donald Trump, Finanzmittel für den Aufkauf von US-amerikanischem Öl zum Auffüllen der strategischen Erdölreserve (SPR) durchzusetzen. Hiermit will er den Druck auf die Lagerkapazitäten abmildern. Bisher scheiterten seine Bemühungen jedoch.

Der US-Kongress lehnte einen Plan ab, drei Milliarden US-Dollar aus dem Konjunkturpaket für den Aufkauf von Öl auszugeben. Hiermit sollte die strategische Ölreserve (SPR) der USA aufgefüllt und so das Problem der Lagerkapazitäten gelöst werden. Mit diesen Mitteln hätten etwa 77 Millionen Barrel Öl für die SPR gekauft werden können. Stattdessen wird das Energieministerium Öl auf der Grundlage von Verträgen zur vorübergehenden Lagerung im SPR "kaufen" wird. Mit anderen Worten, die Regierung will Lagerkapazitäten der SPR vermieten.

Alle Aufmerksamkeit ist auf das globale Abkommen über die Kürzung der Fördermengen gerichtet. Doch selbst wenn dieses Abkommen 15 Millionen Barrel pro Tag erreicht, wird dies nicht ausreichen, um der Lagerkrise entgegenzuwirken. Die meisten Analysten sind der Meinung, dass mehr als 18 Millionen Barrel pro Tag benötigt werden, um die Stimmung zu beruhigen und einen weiteren Preisverfall zu verhindern.

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