Meinung

Das ZDF sorgt sich zu Weihnachten um die Armen ... in Russland

Das ZDF konzentriert sich in einem Beitrag über das orthodoxe Weihnachtsfest in Russland auf das Problem der Armut. Natürlich ist Armut in Russland ein Problem und ein berichtenswertes Thema. Aber würde der Sender auch so berichten, wenn es nicht um Russland ginge?
Das ZDF sorgt sich zu Weihnachten um die Armen ... in Russland© Screenshot: zdf.de

von Andreas Richter

Das ZDF berichtete am Dienstag in einem kurzen Beitrag über das orthodoxe Weihnachtsfest in Moskau. Anders als bei vergleichbaren Beiträgen über andere Länder wurde hier ausführlich das Problem der Armut in Russland thematisiert. Zu Beginn des Beitrags sieht man die illuminierten und geschmückten Straßen und hört dazu die Stimme des Korrespondenten Christian Semm:

Moskaus Plätze funkeln und strahlen um die Wette in diesen Tagen rund um Weihnachten. Die Stadt ist zugepflastert mit Lichtern und nicht enden wollender Deko.

Weiter geht es mit Bildern eines Gottesdienstes in einer Kirche. Dazu heißt es:

Besinnlicher Abend gestern in Moskau. Es ist Heiligabend. Die russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten und richten sich dabei nach dem julianischen Kalender. Beten, beichten, zur Ruhe kommen.

Eine Gläubige kommt zu Wort, die den Beitrag zum Thema Armut überleitet:"Wir spenden Kleidung, helfen den Bedürftigen. Wenn die Leute fragen, muss man immer warmherzig sein." Weiter geht es mit Bildern, die Freiwillige bei der Ausgabe von Grundversorgungsmitteln an Bedürftige zeigen. Korrespondent Semm ordnet sie so ein:

Sie sollen nicht vergessen werden: Obdachlose bekommen Essen und Kleidung. Die Armut steigt in Russland.

In der Mitte des Beitrags kommt dann eine Bedürftige selbst zu Wort. Sie sagt:

Das neue Jahr kommt, das neue Jahr geht. Wir hoffen auf das Beste. Wie es weitergeht, weiß nur der Himmel.

Diese Aussage der Armen, die nicht weiß, wie es weitergeht, und ihre Augen hilfesuchend nach oben richtet, bildet gewissermaßen den Kern des Beitrags und prägt sich dem Zuschauer ein. Dass im letzten Teil des Beitrags noch Patriarch Kyrill zu Wort kommt und man am Ende den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei der Teilnahme an einem Gottesdienst in einer Kirche in Sankt Petersburg sieht, ändert daran nichts mehr.

Der Beitrag kommt oberflächlich ohne Kritik an Russland aus. Allerdings fiel nicht nur Nutzern in den sozialen Netzwerken auf, dass das ZDF das Thema Armut in Russland ganz anders behandelte als etwa in vergleichbaren Beiträgen zu Deutschland. So schrieb ein Twitter-Nutzer:

Weihnachten in Russland – und die ZDF-Propagandisten berichten über die Armut zum orthodoxen Fest. Über Obdachlose, Tafeln-Abhängige sowie alte Menschen und Kinder, die bei uns zu Weihnachten nichts hatten, berichtete das Zweite nicht.

Ein weiterer kommentierte:

Das ist wirklich krass. Im ZDF Armut in Russland thematisieren und diese selbst in Deutschland zunehmende Entwicklung dreist ausblenden oder schönberichten.

Natürlich ist Armut in Russland ein großes Problem, und natürlich ist es berichtenswert. Allerdings wäre das ZDF glaubwürdiger, wenn es zum einen nicht den Eindruck erwecken würde, das Problem nur als Anlass zu gebrauchen, das Land bei einem sonst unverfänglichen Thema wieder einmal in ein schlechtes Licht zu rücken. Zum anderen wünscht man sich, dass der Sender mit dem Thema Armut ähnlich kritisch umgeht, wenn es dabei um Deutschland geht.

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