Meinung

Alles heiße Luft: Die große E-Scooter-Plage

Vor einem halben Jahr öffnete eine neue Verordnung den Verleihern der E-Scooter das Feld. Seitdem sind die Roller in den Innenstädten überall präsent. Doch die versprochene Mobilitätswende ist ausgeblieben. Wieder einmal erwiesen sich große Versprechungen als heiße Luft.
Alles heiße Luft: Die große E-Scooter-Plage© Sccreenshot: voiscooters.com/

von Andreas Richter

Vor einem guten halben Jahr trat in Deutschland die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung in Kraft. Mit ihr sollte Rechtssicherheit für die Verwendung von Elektro-Tretrollern im Straßenverkehr geschaffen werden. Dem Erlass folgte der Boom der E-Scooter-Vermieter. Verkehrsminister Andreas Scheuer versprach sich von den Rollern eine Revolution der Mobilität in den deutschen Innenstädten. Die E-Scooter seien "ideal etwa für die letzte Meile von der U-, S-Bahn oder Bushaltestelle nach Hause oder zur Arbeit".

Mittlerweile überwiegt die Ernüchterung. Verkehrsteilnehmer zeigen sich genervt von den oft undisziplinierten und unberechenbaren Rollerfahrern. Rettungsmediziner berichten von einer Vielzahl von Verletzungen, die auf Unfälle mit den Rollern zurückzuführen sind. Gleichzeitig verstopfen und vermüllen rücksichtslos abgestellte oder umgestoßene E-Scooter den öffentlichen Raum.

Tatsächlich ist von einer "Mobilitätsrevolution" in den Städten nichts zu spüren, im Gegenteil, der Verkehr nimmt eher weiter zu. Die E-Scooter tragen dazu bei, dass es noch enger und unsicherer wird. Auch die Umweltbilanz ist nicht positiv. Aus einer Umfrage in Paris weiß man, dass die meisten Nutzer ohne das Roller-Angebot zu Fuß gegangen wären oder den öffentlichen Personennahverkehr benutzt hätten. Beide Fortbewegungsformen sind umweltfreundlicher (und wohl auch teils gesünder) als die batteriebetriebenen Elektro-Roller.

Hinzu kommt, dass die im Laufe des Tages über die Stadt verstreuten Roller nachts von Niedriglöhnern in dieselbetriebenen Transportern wieder aufgesammelt werden. Von einer "nachhaltigen Mobilität", wie sie etwa der Anbieter Tier anpreist, kann also gar keine Rede sein.

Überhaupt kann das Agieren der E-Scooter-Verleiher als Beispiel dafür gelten, wie hohl die Versprechen der sogenannten "Sharing Economy" sind. Die Unternehmen wälzen ihre Kosten und Risiken auf ihre Kunden, Dienstleister, Investoren und letztlich auf die Allgemeinheit ab. Dabei geben sie sich in ihrer Selbstdarstellung gern idealistisch und gemeinnützig; ein Blick auf die Realität zeigt aber, dass der Schaden für die Allgemeinheit den Nutzen deutlich übersteigt. Die versprochene Mobilitätsrevolution der E-Scooter erweist sich letztlich als heiße Luft.

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