Meinung

Hitler, überall Hitler: Das Höcke-Interview als journalistischer Offenbarungseid des ZDF

Wie macht man kostenlose Wahlwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit dem Mittel der Verunglimpfung? Beim ZDF gelingt das – gewollt oder ungewollt – auf einem neuen und noch höheren, nein tieferen "Niveau" – am Beispiel historisch verharmlosender Vergleiche.
Hitler, überall Hitler: Das Höcke-Interview als journalistischer Offenbarungseid des ZDF© Screenshot: ZDF.de

von Jens Zimmer

Manchmal fällt es schwer zu glauben, was in Deutschland als "Journalismus" durchgeht. Viele meinen, dieses Metier sei ganz einfach nur "im Umbruch", die Digitalisierung etc., Sie verstehen schon. Aber das allein kann es wohl nicht sein. Denn was man von gewissen Leuten immer wieder als "Journalismus" aufgetischt bekommt, ist schier unfassbar.

Das neueste Negativbeispiel liefert die ZDF-Sendung "Berlin direkt". Dort hatte man es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, den Vorsitzenden der Thüringer AfD-Fraktion Björn Höcke zu desavouieren. Mit einem Interview, das nur schwer zu unterbieten ist, da es offenbar einzig darauf abzielte, eine ganz gewisse Botschaft zu übermitteln. Und demnach war es nicht weniger als das genaue Gegenteil von dem, was Journalismus eigentlich bedeutet, nämlich absolut miese Stimmungsmache.

Das Interview beginnt mit der größtmöglichen aller Beleidigungen: dem Hitler-Vergleich. Für gewöhnlich gleitet eine Konversation eher langsam ab, versinkt irgendwann erst gluckernd in der Jauchegrube. Und irgendwo im letzten Winkel lauert dann die Hitler-Keule. Eine Art Holocaust der Dialektik, der jedes vernünftige Argument in den Tod schickt, liebes ZDF!

Aber mit dem Hitler-Vergleich ein Interview eröffnen? So setzt man neue Maßstäbe! "Berlin direkt" bedient sich dabei einer perfiden Technik. Es unterstellt mit einem Trick, Höckes eigene Parteikollegen seien ja nicht in der Lage, zwischen ihm und Hitler zu unterscheiden. Dem ist natürlich nicht wirklich so. Aber als "Journalist" kann man von nun an sagen, man spiegele ja nicht seine, sondern die Auffassungen anderer Leute wider, nämlich die Äußerungen von Leuten, die es ja wissen müssten: von Höckes eigenen Kollegen. Also nicht "Berlin direkt" hält Höcke für Hitler, Gott bewahre! Die AfD tut das, Höckes Freunde tun das, und alle haben es gesehen.

Ein sophistisches Gesellenstück. In nur wenigen Minuten wird aus Höcke – Hitler! Zumindest ein kleiner Hitler. Quod erat demonstrandum.

Der Käfig, in dem sich Björn Höcke von nun an wiederfindet, heißt "Hitler". Jede Frage, die ihm ab jetzt gestellt wird, beginnt im Subtext mit "Herr Hitler".

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Liebes ZDF, wie könnte man bitteschön noch unseriöser arbeiten? Ich kann mich an kein dermaßen unsachlich und dreckig geführtes Interview im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erinnern. Den Begriff "seriös" mag ich wirklich nicht mehr dafür bemühen, "Niedertracht" trifft es besser. Ihr hättet Höcke gleich zu Beginn des Interviews auch anbrüllen können: "Sie sind ja ein schäbiger Lump!" Und ehrlich gesagt habt Ihr genau das auch getan. Und auch der vermeintliche "Eklat" war vermutlich eingeplant. Keine Sekunde lang wurde versucht, diesen Höcke wirklich zu befragen, ihn zu Aussagen zu bewegen, die das Wesen seiner Überzeugungen schonungslos offenlegen. Wer ist das, was will denn dieser Höcke eigentlich? Und warum, und was ist daran so gefährlich?

Das hieße nämlich, "ihm eine Bühne zu bieten", und so etwas tut man eben nicht mit Politikern, die man nicht mag. Denen unterstellt man haarsträubende Zusammenhänge rund um Begrifflichkeiten und Zitate. Dazu NS-Bezüge in Endlosschleife und immer wieder: Hitler! Unerträgliche zehn Minuten lang. Als Höcke das Interview beendet, spricht er von einer Verhörsituation. Der Journalist entgegnet, es handele sich doch nur um ein Interview. Ich habe eine Anklage gesehen.

Dass das ZDF nun dieses Interview trotz fehlender Freigabe des Interviewten gesendet hat, spricht Bände. Aber einen wirklichen Gefallen hat man sich damit nicht getan. Ich habe einen Höcke gesehen, der in einer kafkaesken Lage die Contenance bewahrte, der vollkommen rational gehandelt hat, als er das Interview abbrach. Egal, wie sehr einige von "Eklat" und vermeintlichen "Drohungen" fabulieren. Tatsächlich hat Höcke – selbst in der Annahme, dass dieses Interview nicht gesendet würde – noch sehr ruhig mit den unfair agierenden Journalisten zu argumentieren versucht. Ich kann es nicht anders sagen: Das war am Ende ein kostenloser Höcke-Werbefilm! Aber auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Öffentlich-Rechtlichen.

Viel kann diesbezüglich aber nicht mehr verloren gehen. Ich glaube, die Putzfrau hat den letzten Rest Realitätssinn wohl schon lange weggewischt. Und sagen wir es doch, wie es ist: Es ist egal! Die Gebühren werden abgebucht, so oder so. Unabhängig davon, wie schmutzig die Arbeit oder deren Ergebnisse auch sind. Wie unterirdisch ist doch oft das Programm, wie lächerlich bis grotesk sind bisweilen vermeintliche "Doku-Dramen". Und wie gigantisch die zielstrebigen Lücken in einer "Berichterstattung", von der man sich ganz unbescheiden selber attestiert, wie "objektiv" sie doch sei.

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