Meinung

Golineh Atai: "Die Wahrheit ist der Feind" – Eine Leseempfehlung

Das neue Buch der ehemaligen ARD-Russland-Korrespondentin Golineh Atai beschreibt geopolitische Krisen aus westlicher Sicht. Wer das gesamte Instrumentarium westlicher Desinformation am Werk sehen möchte, für den ist das Buch ein Muss. Es hat Lehrbuchcharakter.
Golineh Atai: "Die Wahrheit ist der Feind" – Eine LeseempfehlungQuelle: www.globallookpress.com

von Gert Ewen Ungar

Als der Spiegel am Ende des vergangenen Jahres offenlegte, dass Claas Relotius, einer der renommiertesten Journalisten der Republik, Geschichten frei erfunden hat, kam das einem Beben gleich. Ein mit Preisen überhäufter Journalist hat bestehende Narrative mit Geschichten gefüllt und so den Narrativen den Anschein von Faktizität gegeben. Die Geschichten passten zur erdachten Wahrheit. Sie verliehen sich so wechselseitig Glaubwürdigkeit.

Man beeilte sich, dies als Einzelfall abzutun, auch wenn es erhebliche Zweifel gibt, dass es sich tatsächlich um ein singuläres Phänomen handelt. Nicht nur, dass es weitere "Einzelfälle" gab. Insgesamt liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier eher um ein systemisches Problem handelt, denn um das Problem einer einzelnen verirrten Journalistenpsyche.

Auch im vorliegenden Buch der ehemaligen ARD-Moskau-Korrespondentin Golineh Atai – Titel: "Die Wahrheit ist der Feind. Warum Russland so anders ist" - gibt es Relotius-Momente, die völlig offensichtlich sind. Wenn Atai beispielsweise schreibt, dass ihr im Februar des Jahres 2014 in Kiew beim Blick auf aufsteigenden Rauch aus Schornsteinen klar wurde, hier würden wichtige Dokumente und Beweise vernichtet, so wird unmittelbar deutlich, wie sehr sie bereit dazu ist, tatsächlich Geschehenes zugunsten der Erzählung zu beugen. Es ist Februar, es ist kalt, es wird überall geheizt. Golineh Atai möchte ihre Leser glauben machen, am Rauch, der aus den Schornsteinen aufsteigt, auf die Vernichtung von Beweisen schließen zu können.

Es gibt im Buch zahlreiche dieser Stellen, an denen klar wird, wie wenig verlässlich Atai als Quelle ist. Es ist eine Freude, sie zu entdecken. Streckenweise sind ihre fantasievollen Ausführungen komisch – sicherlich unfreiwillig. So beispielsweise, wenn sie über ihre Erlebnisse auf der Krim erzählt:

Vor verschiedenen Kasernen werde ich Zeugin, wie vermummte russische Soldaten ohne Abzeichen über Wochen hinweg psychologischen Druck und Propaganda auf ukrainische Soldaten ausüben. Sie stellen den Strom ab, sie drohen und machen zugleich Versprechen ...

Man fragt sich, was Golineh Atai zur Zeit des Referendums über Wochen vor Kasernen zu tun hat? Und nach dem zweiten Lesen, wieso sie Männer mit Masken und ohne Abzeichen als Russen identifizieren kann? Und dann schließlich, wie man vor einer Kaserne feststellen kann, dass der Strom abgedreht wurde, und zudem dann noch von wem? Man muss gar nicht tief in die Details einsteigen, nicht alle Quellen kennen, nicht wirklich gut in die Materie eingearbeitet sein, um zu erkennen: Hier erzählt jemand recht frei, hier wird nicht den Fakten entsprechend berichtet. Hier geht es nicht um journalistische Arbeit, die sich aus einem hohen Ethos speist und daher versucht, die unterschiedlichen Perspektiven abzubilden, die sich notwendigerweise in komplexen Situationen ergeben.

Natürlich ist es gemessen am journalistischen Selbstverständnis unlauter, wie Atai handelt. Genau daraus aber entsteht der Wunsch, sie zu überführen.

Klar wird dabei dann, es geht ihr um ein Narrativ, das westliche, das deutsche Narrativ. Dieses muss mit Inhalt gefüllt werden, mit Erzählungen und Geschichten. Sie bestätigt die Gültigkeit des deutschen Narrativs, indem sie es mit ihren Geschichten füllt, wodurch es gestärkt wird. Die Geschichten sind wahr, weil sie ins Narrativ passen, das Narrativ ist wahr, weil es hierzu passende Geschichten gibt. Ein Zirkel der Selbstversicherung. Mit Fakten oder gar der Wahrheit in einem aufgeklärten Sinn hat das natürlich nichts zu tun.

Wenn sie einen ihrer Interviewpartner sagen lässt, die Besucherzahlen auf der Krim seien seit 2014 zurückgegangen, ist es leicht zu überprüfen, ob das stimmt. Dann käme heraus, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Tourismus auf der Krim boomt. Aber es geht eben gar nicht um Fakten, es geht um die Erzählung eines vermeintlich moralisch überlegenen Westens und ein in Diktatur, Korruption und Autoritarismus versinkendes Russland.

Mehr zum ThemaDie Krim, fünf Jahre danach: Reise in die "Neuen Bundesländer" Russlands – Ankunft in Simferopol

Suggestionen statt Fakten: Wie Atai Stimmung macht

Dass es nicht um Fakten, um journalistische Arbeit im eigentlichen Sinne geht, die sich um Differenzierungen und das Aufzeigen von Grautönen bemühen würde, macht auch die Sprache deutlich, die Atai verwendet. Hoch manipulativ suggeriert sie Zusammenhänge, für die Belege fehlen. So schreibt sie beispielsweise im Zusammenhang mit der Ausreise des Schachweltmeisters Garri Kasparow:

In dieser Atmosphäre der Repression ist der US-Agent Edward Snowden, der wie zufällig auf dem Moskauer Flughafen Scheremetewo landet und um Asyl bittet, ein formidabler Gewinn für Wladimir Putin. (S. 57)

Nun ist die Odyssee Snowdens gut belegt. Die Welt hatte Anteil genommen an seinem Schicksal; sein Aufenthalt im Transitbereich des Flughafens Scheremetewo zog sich lange hin. Bei Atai gerinnt dieses Drama zu einer politischen Inszenierung. Es gibt dafür keinerlei Beleg, also wird es über den Ausdruck "wie zufällig" dem Leser suggeriert. Wie zufällig landet Snowden in Moskau – in Wirklichkeit alles abgekartet, suggeriert Atai. Perfide. Diese Strategie durchzieht das gesamte Buch. In der Einleitung bereits konstatiert Atai, niemand habe Russlands Grenzen verletzt. Der Westen ist unschuldig, soll heißen, Russland mit seiner Politik ist der Aggressor. Es ist richtig, dass die Grenzen Russlands nicht verletzt wurden. Was Atai jedoch verschweigt, ist, dass Russlands Interessen allerdings sehr wohl verletzt und übergangen wurden. Grob und beständig.

Als Leser kann man Spaß daran entwickeln, diese Manipulationen zu entdecken. Sie sind zahllos, gestreut über das ganze Buch. Man kann sich gleichsam daran schulen und sich so weniger empfänglich machen für derartige Versuche der Manipulation.

Der Maidan in Kiew ist bei Atai Ausdruck einer authentischen Graswurzelbewegung. Beeinflussung von außen gab es laut ihr nicht. Andererseits war das Massaker von Odessa nicht Ausdruck der Aggression eines braunen Mobs, sondern eine natürliche Reaktion auf die Vorgänge im Donbass.

Mehr zum Thema5 Jahre Odessa Massaker - Ein Verbrechen ohne Täter?

Alles, was nicht in die Erzählung einer sich von einem imperialistisch-nationalistischen Russland emanzipierenden Ukraine passt, alles, was Hinweise darauf gibt, in der Ukraine könnte doch der Faschismus sein Unwesen treiben, ignoriert Atai geflissentlich. Dabei ist das gut belegt, wie zum Beispiel durch den Film "Lauffeuer", der ihre Erzählung vollkommen in Frage stellt. Das Massaker von Odessa war nur eine Reaktion, ist nur eine Randbemerkung wert, und darf daher auch nicht Massaker genannt werden. Bei Atai ist daher folgerichtig nur von "Odessa" die Rede. 

Die Überprüfung ihrer Behauptungen macht Atai dem Leser so schwer wie möglich. Der Anmerkungsapparat ist klein gehalten. Zahllose Behauptungen bleiben schlicht unbelegt. Die Links zu Internetquellen in der E-Book-Ausgabe führen oft zu 404-Fehlermeldungen: Seite nicht gefunden. Eine seriöse Begründung für zumal oft recht steile Thesen sieht anders aus.

Mit ollen Kamellen zieht Atai gegen RT ins Feld

Atai widmet gleich zwei Kapitel dem russischen Auslandssender RT. Das wäre nicht weiter der Rede wert, wenn sich hier nicht eine Entwicklung abzeichnen würde, die mehr als nur bedenklich stimmt.

Russia Today sei ein Desinformationstool der russischen Regierung, das die Pluralität und Meinungsfreiheit in westlichen Ländern ausnutzt, um diese zu destabilisieren. Diese These ist nicht neu. Über Russland berichtet RT nie etwas Negatives, die Bürgerproteste dort werden nicht abgebildet, schreibt Atai. Das ist natürlich falsch und lässt sich leicht recherchieren. Entwicklungen in Russland werden selbstverständlich abgebildet. Die Proteste in Archangelsk gegen eine Mülldeponie beispielsweise wurden sowohl auf der russischsprachigen Seite als auch auf der deutschen Seite von RT publiziert. Ich weiß das, denn der Text auf der deutschen Seite ist von mir.

Mehr zum Thema - Moskau: Hunderte Festnahmen bei nicht genehmigtem Protestmarsch (Video)

Die Vorwürfe sind falsch, aber nicht neu. Neu ist jedoch der Kontext, in den sie eingebettet werden. Atai schreibt ein Buch, in dem sie versucht, ein Feindbild aufzubauen, das in Opposition zu westlichen, "freien" und "liberalen" Demokratien steht. Dieser Feind ist Russland unter der Regierung von Wladimir Putin, der mit einem nationalistischen, imperialistischen und autokratischen Politikstil das Land fest im Griff hält.

Man kann nie in die Vielfalt der Diskussionen in Russland eingetreten sein, man muss stets außen und fremd geblieben sein, um zu einer solchen These zu gelangen. Man muss stets in einschlägigen westlichen Zirkeln unterwegs gewesen sein, um nach fünf Jahren Russland etwas Derartiges zu behaupten. Russland-Korrespondentin Atai korrespondierte nie mit Russland, sie befand sich nie in einem Austausch. Atais Buch wird damit nebenbei auch zum Zeugnis ihres eigenen Scheiterns, sich Russland zu nähern. Sie ist immer im Westen geblieben, nie in Russland angekommen, hat sich nie um tatsächliches Verstehen bemüht.

So ist die Kritik an RT eingebettet in einen Text, der nur so strotzt vor Manipulation, vor Desinformation, vor Auslassungen, Verkürzungen und Denken in simplifizierenden Kategorien.

Die russische Presselandschaft ist vielfältiger als die deutsche 

Entgegen der Behauptungen Atais und ihrer Mainstream-Kollegen ist die Presselandschaft in Russland breiter und vielfältiger als die deutsche. Die beständigen Berichte in deutschen Medien, dass durch Reglementierungen die regierungskritische Presse ausgeschaltet werden soll, haben sich allesamt nicht bewahrheitet. Die von deutschen Medien zu diesen regierungskritischen Medien gezählten Verlage und Blogs arbeiten alle nach wie vor.

Zudem sind Auslandssender wie Deutsche Welle, BBC, Radio Liberty/Radio Swoboda usw. usf. alle in Russland aktiv und können unbehelligt publizieren. Und sie tun das, sie mischen sich massiv ein. Die Deutsche Welle rief bei der Präsidentenwahl zum Wahlboykott auf. Einzig Radio Liberty musste sich als "ausländischer Agent" registrieren. Es war die Retourkutsche für den Umgang mit RT in den USA. Man muss nicht alle diese Erzeugnisse mögen, aber zur Kenntnis nehmen muss man jedoch, dass die russische Medienlandschaft deutlich breiter aufgestellt ist als die deutsche.

Mehr zum ThemaDeutsche Welle mischt sich durch Aufruf zum Boykott in Russlands Präsidentschaftswahl ein

In einem anderen Zusammenhang hatte ich einen kleinen Twitter-Disput mit Silvia Stöber, einer freien Mitarbeiterin bei der Redaktion der Tagesschau. Sie ist mitverantwortlich für die Beiträge des Faktenfinders. Stöber listete mir gegenüber in einem Tweet eine Reihe regierungskritischer russischer Medien auf. Ich antwortete, sie solle das nun mal für Deutschland machen. Wir hätten nämlich gar keine regierungskritischen Medien. Stöber meinte, alle Medien in Deutschland seien regierungskritisch, was natürlich schon auf den ersten Blick Unsinn ist. Bei den großen gesellschaftlichen, wirtschaftspolitischen, sozialen und geopolitischen Themen sind die Mainstream-Medien heute mehr die PR-Agentur der herrschenden Eliten als irgendwie kritisch. Sie verstehen sich als Multiplikator politischer Positionen, nicht als deren Kritiker.

Natürlich, das fiel mir dann später ein, hätte Stöber auch für die deutschen Medien eine kleine Liste regierungskritischer Medien machen können: NachDenkSeiten, KenFM, Weltnetz.tv, rubikon.news. Die Liste ist natürlich nicht vollständig, aber es gibt sie tatsächlich – regierungskritische Medien, unabhängigen Journalismus. Man muss mit den Inhalten nicht übereinstimmen, aber es gibt kritischen Journalismus, und es gibt Plattformen, die ihm Raum bieten. Es ist alles recht jung, es ist alles recht frisch.

Aber sowohl Stöber als auch Atai als auch all die anderen "Qualitätsjournalisten" würden sich natürlich eher die Fingerkuppen abfaulen lassen, als aus diesen Quellen etwas in ihre Content-Management-Systeme zu tippen, auch wenn in diesen jungen Medien oftmals der bessere, weil kritischere und differenzierendere Journalismus stattfindet. Das ist der Unterschied zu Russland, denn dort sieht es anders aus. Da zitieren auch "Mainstream-Medien" aus alternativen Plattformen und umgekehrt. Die Übergänge sind fließend. Bei uns gibt es eine deutliche Grenzziehung. Das ist wichtig zum Verständnis.

Als vor einigen Wochen der für die regierungskritische Nachrichtenplattform Meduza tätige Journalist Iwan Golunow inhaftiert wurde, da war RT vertreten durch die Chefredakteurin Margarita Simonjan gemeinsam mit vielen anderen russischen Medien unterschiedlichster Ausrichtung unmittelbar solidarisch.

Mehr zum ThemaInterview mit Iwan Golunow: "Jetzt weiß ich alles über gefälschte Drogenfälle"

Das würde im gegenwärtigen Deutschland nie passieren. Julian Assange ist dafür das beste Beispiel. Ihm wird von seinen Journalistenkollegen jede Form der Solidarität verweigert. Auch der Deutsche Journalisten-Verband tritt nicht für alle Journalisten gleichermaßen ein, sondern macht Unterschiede. RT soll in Deutschland keine Sendelizenz erhalten. Dafür setzt sich die Interessenvertretung der in Deutschland tätigen Journalisten ein. Nicht für eine Ausweitung des Angebots, sondern für seine Begrenzung und für Ausgrenzung.

Dieser Unterschied ist nicht zufällig. Es ist wichtig zu verstehen, was passiert. Wir befinden uns derzeit in einer anderen Phase der Entwicklung als Russland. Wir entwickeln uns gerade wieder weg von der Idee, Journalismus in all seinen Facetten sei ein elementarer Teil eines viel größeren Systems der gesellschaftlichen .

Mit voller Kraft zurück in voraufklärerische Zeiten

Wir machen derzeit den Schritt zurück in das Denken der Voraufklärung. Relotius war kein Unfall. Er war lediglich ein Bauernopfer zum Zwecke der Reinwaschung. Das wird bei der Lektüre von Atais "Die Wahrheit ist der Feind" deutlich. Journalismus füllt bei uns Narrative, die in ihrem Kern unverrückbar und unhinterfragbar sind.

Wir sind frei und liberal, die anderen sind es nicht, wir sind daher moralisch überlegen. Das ist das zentrale Narrativ, das durch die aktuellen Ereignisse durchdekliniert wird. In der Ukraine gab es eine Graswurzelbewegung, die von unserer Freiheit und unserem Liberalismus inspiriert wurde. Die Menschen dort wollen so frei sein wie wir. Sie sind daher aufgestanden gegen ihre Regierung, die sie gemeinsam mit Russland an der Wahrnehmung ihrer freiheitlichen Rechte hinderte. Auf der Krim herrscht Unterdrückung und Niedergang, keine Freiheit und kein Liberalismus. Im Donbass ist es Russland, das dort einen Krieg entfacht hat, um die Menschen an ihrer Teilhabe an Freiheit und Liberalismus zu hindern. In Syrien ebenso. Wir sind das Vorbild. Die Menschen wollen so gut leben wie wir. Sie stehen daher auf.

Das ist der Kern von Atais Buch, das ist der Kern des deutschen Mainstream-Journalismus. Die eigene Position, dieses zentrale Narrativ steht dabei nie in Frage, jede Hermeneutik, jedes Reflektieren über diese Position, jedes Messen und Überprüfen an Fakten ist absolut verboten.

Die Erkenntnis, dass Sehen immer nur perspektivisches Sehen ist, dem logisch folgt, dass sich in der Parallaxe unendlich vieler Blickwinkel ein Blick auf die Wahrheit ergeben kann, dieser im Grunde zentralen Einsicht westlicher, deutscher, aufgeklärter Kultur verkümmert bei Atai zu einer Haltung, die schließlich zum Gegenteil davon wird: Alles, was nicht dem Narrativ entspricht, es in Frage stellt, ist Desinformation.

Das Gefährliche und Bedrückende ist: Politik erhebt diese voraufgeklärte Methodik zum journalistischen Standard, weshalb Atais Buch vermutlich zu einem wichtigen Zeitdokument wird. Ein Dokument, das einen geistigen Niedergang belegt. Ein Wandel im Denken hin zum Autoritären und Totalitären.

Denn auch die immer deutlicher zutage tretenden Zensurvorhaben der EU und Deutschlands bedienen diese Form des reaktionären Journalismus. Die Politik gibt den Narrativ vor, der Mainstream füllt diesen mit Erzählungen, alles, was nicht das Narrativ füllt, ist Desinformation und wird reglementiert, zensiert und bestraft. Ringen um Wahrheit, journalistische Freiheit, offener Diskurs – das gehört hier bei uns zunehmend der Vergangenheit an. Atai kann sicher sein, dass ihr Buch trotz all der eklatanten fachlichen Mängel auf die Bestsellerlisten gehoben werden wird.

Das, was sich da am Horizont der Gesetzgebung der EU abzeichnet, bedient Golineh Atai schon heute. Ihr Buch ist ein Beitrag zu einer immer enger, unfreier werdenden westlichen Gesellschaft, die sich von den Prinzipien der Aufklärung verabschiedet hat und sie durch identitätsstiftende Erzählungen ersetzt.

Atai hat ihren Titel passend gewählt: Die Wahrheit ist der Feind. Unser Feind. Wahrheit in ihrer Komplexität zerstört nämlich das westliche Narrativ von der freieren, besseren, moralisch überlegeneren Gesellschaft. Die Suche nach Wahrheit ersetzen wir daher durch einen Journalismus, der als Herrschaftsinstrument funktioniert. Atai füllt diese Form von Journalismus aus. Sie füllt das westliche Narrativ mit passenden Geschichten, damit ist es wahr, was sie sagt. Kritik daran verbietet sich. Es ist daher ein lesenswertes Buch, das die Begründungsmechanismen und Wahrheitskriterien einer heraufziehenden düsteren Zukunft vorwegnimmt.

RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Mehr zum Thema - Der deutsche Journalismus wird sich selbst zum Feind 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.