Washingtons gefährliches Spiel mit dem chinesischen "Drachen"
von Rainer Rupp
Trotz der großen wirtschaftlichen Investitionen der US-Finanz- und Realwirtschaft in China und des darauf folgenden lebhaften Handels mit dem „Reich der Mitte“ hat das US-Kriegsministerium im Pentagon schon lange China als „größte Gefahr“ für die Durchsetzung und den Erhalt der globalen Herrschaftsansprüche der US-geführten, (neo)liberalen, so genannten „Weltordnung" ausgemacht. Denn Chinas exponentielles Wirtschaftswachstum, begleitet von Quantensprüngen in der Produktion und in der Beherrschung modernster Technologien schuf für die Führung in Peking reichhaltige physische und technische Ressourcen zum Aufbau hochmoderner Streitkräfte.
Im Unterschied zu den USA und ihren NATO-Hilfswilligen zielt die Militärstrategie Chinas jedoch nicht auf globale Machtprojektion, sondern auf den Schutz seiner Landesgrenzen, seines maritimen Vorhofes vom Gelben Meer bis zum Südchinesischen Meer sowie der Kontrolle der wichtigsten maritimen Engpässe wie z.B. die Straße von Malakka, durch die ein Großteil des chinesischen Außenhandels geht, einschließlich der Import vieler lebensnotwendiger Rohstoffe.
Da eine Blockade dieser maritimen Engpässe durch die US-Kriegsmarine Chinas Wirtschaft schwer treffen würde, ist Peking mit Erfolg dabei, zu Wasser und in der Luft den Schutz dieser Engpässe auszubauen. Das allerdings wird von den Herren der Welt in Washington, die niemanden anders als gleichberechtigt akzeptieren, als freche Herausforderung der chinesischen Emporkömmlinge gesehen, die - koste es, was es wolle - unbedingt in die Schranken verwiesen werden müssen. Das zunehmend selbstbewusste China soll durch militärische Drohgebärden wieder gefügig gemacht werden. Diese Militärpolitik gegen China hat längst vor Präsident Trump begonnen. Bereits unter seinem Vorgänger Obama hatten die China-Falken im Pentagon Oberhand gewonnen, (siehe z.B. Obamas „Pivot to Asia“, d.h. die Re-Orientierung der US-Streitkräfte zu 60% gegen China).
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Mit der Beschreibung als „Falken“ werden die Kriegstreiber im Pentagon viel zu harmlos beschrieben. Vielmehr handelt es sich bei diesen skrupellosen Kriegstreibern um unberechenbare, beißwütige Hyänen. Erst unter Trump konnten sie so richtig ihre Macht entfalten, denn der war wegen der so genannten „Russland“-Affäre nicht nur innenpolitisch stark geschwächt, sondern auch außenpolitisch weitgehend handlungsunfähig. So ist es den US-Kriegshyänen gelungen, - ähnlich wie gegen Russland im Schwarzen Meer - mit der Entsendung von US-Kriegsschiffen in Chinas maritimen Vorgarten die chinesische Führung und das Volk gleichermaßen bis aufs Blut zu reizen.
Vor der Weltöffentlichkeit nutzen die Hyänen im Pentagon einen alten Verbrechertrick, nämlich: Der Dieb schreit zur Ablenkung der Passanten „Haltet den Dieb“. So hat Washington bereits unter Präsident Obama Peking beschuldigt, die Riffe und Inseln im Südchinesischen Meer zu militarisieren. Obamas Kriegsminister Ashton Carter diente das als Vorwand, um Flugzeugträger, Raketenkreuzer, strategische Bomber und Spionageflugzeuge in das von China beanspruchte Gebiet zu schicken, um die Chinesen, die darauf militärisch nicht reagierten, zu erniedrigen und mit der Nase in den Dreck zu stoßen.
In jüngster Zeit aber scheinen die Chinesen nicht länger gewillt, die aggressive US-Arroganz tatenlos hinzunehmen, Deshalb hat sich die Lage in der Region gefährlich zugespitzt. Im Oktober 2018 forderte der chinesische Präsident Xi Jinping in einem Vortrag vor Militärkommandanten der südchinesischen Provinz Guangdong dazu auf, sich auf „Krieg und Kampf" vorzubereiten.
Wenig später zur Jahreswende gelobte Xi Jinping in einem verschleierten Hinweis auf die Situation im Südchinesische Meer, dass er "entschlossen" sei, Chinas Sicherheitsinteressen zu verteidigen. Wie das vonstattengehen könnte, hatte der chinesische Konteradmiral Lou Yuan wenige Wochen zuvor auf einem Gipfeltreffen der Militärindustrie in Shenzhen seinem Publikum erklärt. Laut der taiwanesischen Nachrichtenagentur Central sagte Konteradmiral Lou, wenn China wolle, dass sich die USA aus den von China zu territorialen Gewässern erklärten Gebieten zurückziehe, dann müsse man darauf vorbereitet sein, US-Schiffe anzugreifen, wenn diese in chinesisches Territorium eindringen sollten. Durch die Versenkung von zwei US-Flugzeugträgern könne der Streit mit den USA schnell und endgültig beendet werden. "Was die USA am meisten fürchten sind viele eigene Opfer", wird der Admiral zitiert. Dank seiner hochmodernen, ballistischen Anti-Schiffsraketen und Marschflugkörpern sei China heute in der Lage, amerikanische Flugzeugträger zu treffen, selbst wenn sie sich mitten in einer "Blase" von mit Abwehrraketen bestückten Eskorten befänden, so Lou.
Das waren nur einige Beispiele für den neuen, harten Ton aus Peking. Aber der Ton aus Washington steht dem ist nichts nach. So sagte der pensionierte US-Generalleutnant Ben Hodges unlängst, es sei wahrscheinlich, dass es aufgrund "angespannter Beziehungen und zunehmender Konkurrenz" zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt innerhalb „der nächsten 15 Jahre“ zu einem Krieg zwischen den USA und China kommen wird. Und auf diesen Krieg bereitet sich das Pentagon schon lange vor. Denn nicht wenige in der militärischen Führungsriege im Pentagon gegen sogar ein Stück weiter als Generalleutnant Hodges und sehen einen Krieg mit China als „unausweichlich“. So scheinen es auch die verantwortungslosen Abenteurer im Führungsstab der US-Kriegsmarine zu sehen.
Als Reaktion auf die unverhohlene Warnung des chinesischen Admirals Lou, setzte die Führung der US-Navy jetzt noch einen drauf. Laut New York Times vom 17. Januar 2019 hat der Chef der US-Marineoperationen nicht ausgeschlossen, wieder einen Flugzeugträger durch die Straße von Taiwan zu schicken. Dabei ist man sich in Washington sehr wohl bewusst, dass man mit keiner anderen Provokation Peking empfindlicher treffen könnte. Bereits letztes Jahr hatte Washington dreimal Kriegsschiffe durch die strategisch wichtige und für China politisch hochempfindliche Meerenge geschickt, die Taiwan vom chinesischen Festland trennt.
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Peking sieht in Taiwan eine zu China gehörende, abtrünnige Provinz, was vor einigen Jahrzehnten die USA und fast alle Staaten der Welt durch die Schließung ihrer Botschaften in Taiwan stillschweigend anerkannt haben. Für Peking gehört daher die Straße von Taiwan zu Chinas nationalem Territorium und ist somit kein Tummelplatz für fremde Kriegsschiffe. Seit mehr als zehn Jahren haben die USA aus Rücksicht auf die chinesischen Befindlichkeiten keinen Flugzugträger mehr durch die Taiwan-Straße geschickt. Eine erneute Entsendung eines Trägers würde daher einer weiteren Umdrehung der Eskalationsschraube gleichkommen.
Die Verhärtung der US-amerikanisch-chinesischen Beziehungen wird auf beiden Seiten von fast allen Medien mitgetragen. Vor allem in China will man sich von den Amerikanern nicht länger erniedrigen lassen. Das aber erhöht die Gefahr eines heißen Krieges, der an den zwei speziellen Brennpunkten, in der Straße von Taiwan und im Südchinesischen Meer seinen Ausgang nehmen könnte, vor allem dann, wenn sich die Amerikaner bei einer ihrer nächsten Provokationen verkalkulieren und den Bogen überspannen.
In der breiten Öffentlichkeit im Westen glaubt jedoch keiner an die Gefahr eines solchen Krieges, genauso wie am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
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