Mordsache Skripal und Giftgas-Lügen in Syrien: Die Rolle Großbritanniens seit 2011 (Teil 4)
von Jürgen Cain Külbel
(Die vorherigen Teile finden Sie hier).
Täter, die ihre Tat hartnäckig leugnen, verstricken sich in wiederholten Vernehmungen zum Sachverhalt meistens in Widersprüche. Sie ändern die Aussage im Ganzen, in Details oder passen sie geschmeidig den Ermittlungsergebnissen an. Oft verlieren sie den Überblick über ihre diversen Aussage-Konstrukte; ihre Einlassungen zum Sachverhalt werden dadurch widersprüchlicher, unglaubwürdiger. Davon lebt der Vernehmer in Strafsachen; er will den Täter in ebensolche Widersprüche verwickeln, die Aussagen des Täters „zerpflücken“, ihm die ausweglosen Einlassungen vor Augen führen mit dem Ziel, ihn zu „kippen“, zu einem Geständnis zu bewegen.
In Widersprüche verwickelte sich auch der britische Ex-Nachrichtendienstoffizier und Chemiewaffen-Experte Oberst Hamish de Bretton-Gordon, Dienstnummer 529351. Am 28. April 2015 schrieb er selbst im Londoner The Guardian: „Chemiewaffen tauchten erstmals im März 2013 im syrischen Konflikt bei Sheikh Maqsoud auf, und da war ich zum ersten Mal in die Versuche involviert, Beweise für deren Einsatz zu sammeln.“ Zwei Jahre später, am 13. April 2017, renommierte er in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN:
Ich habe seit 2012 chemische Angriffe in Syrien untersucht. Und die ersten Sarin-Angriffe in den Jahren 2012 und 2013 waren genau die gleichen wie heute, dieselbe Art von Modus operandi.
Und am 13. September 2016 wird er auf einem Meeting der All-Party Friends of Syria im Westminster-Palast parlieren:
Ich war verdeckt in Syrien und habe Beweise für Angriffe durch chemische Waffen gesammelt, die ich der OPCW und der UNO gegeben habe. Sie können nicht an die Orte gelangen, an denen die Chemiewaffenangriffe stattgefunden haben, weil die sich in Rebellengebieten befinden.
Bemerkenswert ist de Bretton-Gordons Statement in The Guardian, weil er erklärt, im März 2013 in die Beweismittelsuche zum Chemiewaffen-Vorfall in Sheikh Maqsoud involviert gewesen zu sein. Erstens: Der Chemiewaffen-Vorfall in Sheikh Maqsoud fand aber erst einen Monat später, am 13. April 2013, statt. Zweitens: International zum „ersten Mal“ beachtet, tauchten Chemiewaffen im syrischen Konflikt tatsächlich zu dem von de Bretton-Gordon in The Guardian genannten Zeitpunkt auf; nämlich am 19. März 2013 - jedoch in Khan Al Assal bei Aleppo sowie in Otaybah nahe Damaskus.
Drittens: Am 22. März 2013 wusste The Times, dass britische „Regierungswissenschaftler von Porton Down eine aus Syrien geschmuggelte Bodenprobe untersuchen. Die Probe wurde durch eine verdeckte Mission des MI6, des Secret Intelligence Service, gewonnen. Experten der chemischen Forschungseinrichtung des Verteidigungsministeriums in Wiltshire prüfen den Boden auf Spuren des Sarin-Nervenagenten“.
The Telegraph präzisierte einen Monat später: die „Bodenprobe aus Khan Al Assal wurde vom MI6 aus Syrien heraus geschleust“. Am 23. August 2013 schrieb das Wall Street Journal, „in diesem Frühjahr kam es zu einem Wendepunkt in den Ansichten Großbritanniens zum Waffengebrauch in Syrien. In Syrien gesammelte physiologische Proben - unter anderem von Otaybah am 19. März und Sheikh Maqsoud am 13. April - wurden zum Testen in das Labor des Vereinigten Königreiches (Porton Down) gebracht. Das Material wurde positiv auf Sarin getestet, sagten arabische und europäische Diplomaten“.
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Das war in der Tat pfeilschnell: Am 19. März 2013 zwischen 7 und 7.30 Uhr morgens schossen Unbekannte eine mit dem Giftgas Sarin bestückte Rakete in ein Wohnviertel in Khan Al Assal; der Angriff forderte 26 Todesopfer, darunter 16 Regierungssoldaten und 10 Zivilisten, sowie mehr als 86 Verletzte. Schon am 21. März 2013 fand sich die vom MI6 vom Tatort genommene Bodenprobe in den Reagenzgläsern im britischen Porton Down wieder. Das lässt nur einen Schluss zu: Ein gut vorbereitetes britisches Team, das sowohl Schutzausrüstung als auch spezielles Equipment zur Entnahme und Sicherung der Probe dabei hatte, konnte das erledigen. Interessant zu wissen, ob sich das Team schon vor dem Giftgas-Angriff in Syrien oder der angrenzenden Türkei aufgehalten hatte; schließlich vergingen zwischen Chemiewaffen-Angriff, Entnahme der Probe, Expertise und Erstveröffentlichung in The Times am 22. März um exakt 00:01 Uhr, also eine Minute nach Mitternacht, nur zweieinhalb Tage.
Will uns Hamish de Bretton-Gordon, der Oberst der britischen Armee in Reserve, der Chemiewaffen-Experte des Vereinigten Königreichs und der NATO, der Ex-Nachrichtendienstler, der vorgeblich seit 2012 in humanitärer Mission in Syrien unterwegs ist, mit seinen widersprüchlichen Aussagen heimlich zu verstehen geben, dass er im März 2013 an einer militärischen, geheimdienstlichen Mission in Syrien zwecks Beschaffung von Bodenproben unter den Fittichen des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 teilgenommen hat? Also, wenn Sie mich fragen: Oberst de Bretton-Gordon hat mich überzeugt. Für mich ist er ein Spion.
Und das hat auch schon der britische Journalist Martin Bagot am 23. März 2016 auf der Online-Ausgabe von The Mirror so geschrieben; sein Beitrag "British terrorism expert reveals why ISIS extremists targeted Brussels" trug den bemerkenswerten Untertitel "Hamish de Bretton-Gordon ist ein ehemaliger Spion und jetzt Regierungsberater". Im Text heißt es:
Die Karriere des Terrorismusexperten Hamish de Bretton-Gordon führte ihn vom Spion bis zum Terrorismusberater der britischen Regierung.
Für wenn er spionierte, wollte Bagot dem Autor nicht mitteilen. Anzumerken bleibt, dass auch de Bretton-Gordon, der von Bagot für den Beitrag konsultiert und dann auch zitiert wurde, offenbar nicht widersprochen hat; der Text ist nach wie vor im Internet zu lesen. Tja, Spion. De Bretton-Gordon, der von Juli 2004 bis August 2006 kommandierender Offizier des britischen Regimes für chemisch-biologische, radiologische und nukleare Terrorismusbekämpfung (CNRN) war, agierte von Juli 2007 bis Dezember 2010 im Londoner Verteidigungsministerium als stellvertretender Direktor für Intelligence Surveillance & Reconnassisance Land Forces. Das ist ein Zweig des Armee-Geheimdienstes. Und bei früheren Einsätzen in Afghanistan war er beispielsweise schon mal für „übergreifende Bereitstellung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse“ tätig. Ob das nun einen Spion ausmacht?
Aktive britische Geheimdienste sind der Inlandsgeheimdienst Security Service (MI5), der Auslandsgeheimdienst Secret Intelligence Service (SIS oder MI6), Defence Intelligence (DI - Militärnachrichtendienst) sowie das Government Communications Headquarters (GCHQ – Regierungskommunikationszentrale), das sich mit Kryptographie, Datenübertragung und Fernmeldeaufklärung befasst. Wie der MI6-Aussteiger Richard Tomlinson schrieb, gab es „beim MI6 etwa 15 Spezialisten mit einem Fachwissen, über das die Geheimdienstmitarbeiter mit ihren vielfältigen Berufserfahrungen nicht verfügten. Die Experten hatten jeweils einen technischen Spezialbereich wie chemische, nukleare und biologische Waffen oder Raketen oder sie kannten sich auf Gebieten aus, die von besonderem Interesse für uns waren, wie zum Beispiel die Ölförderung im Nahen Osten.“
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Das sind die Experten, die am Schreibtisch sitzen, Informationen sammeln, analysieren und Berichte schreiben. Geht es um Einsätze wie das Herausschmuggeln von Bodenproben, sind Operative von ganz anderem Kaliber gefragt; wenn ich als Verantwortlicher beim MI6 wüsste, in Syrien ist ein britischer Chemiewaffen-Fachmann, ein Ex-Oberst, einer der „unsrigen“ unterwegs, so wäre das mein Ansprechpartner Nummer eins.
Und möglicherweise wurde der „Fachmann“ sogar vom MI6 „gepflanzt“. Denn wie das Wall Street Journal am 23. August 2013 titelte, helfe ein „Netzwerk von Spionen bei der Untersuchung syrischen Giftgases“; „Informanten-Netzwerke in Rebellenhochburgen“ sammelten dort „Gewebeproben und Videobeweise für westliche und nahöstliche Spionageagenturen“. Und diese „forensischen Netzwerke wurden in den vergangenen sechs Monaten (also seit Februar/März 2013) von US-amerikanischen und alliierten Spionageagenturen aufgebaut“.
Wir erinnern uns an die Ausgangslage: Anfang 2012, so der investigative und preisgekrönte US-Journalist Seymour Hersh, wurde eine geheime Vereinbarung zwischen der Obama-Regierung und den Führern der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars getroffen, einen Sarin-Gasangriff durchzuführen, ihn Syriens Präsident Assad anzuhängen:
Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung stammten die Mittel aus der Türkei sowie aus Saudi-Arabien und Katar. Die CIA war mit Unterstützung des MI6 dafür verantwortlich, Waffen aus Gaddafis Arsenalen nach Syrien zu bringen.
Darunter auch Sarin. Der türkische Präsident Erdoğan wollte im Frühjahr 2013 die USA mittels eines gefakten Sarin-Angriffes zu einem Militärschlag gegen Damaskus zwingen. Das türkische Außenministerium bahnte Ende 2012 den Kontakt zwischen dem britischen Hauptmann der Reserve James Gustaf Edward Le Mesurier, Dienstnummer 536239, und dem gemeinnützigen türkischen Such- und Rettungsvereins Arama Kurtarma Derneği (AKUT) an, der „syrische Freiwillige“, besser: Terroristen von al-Nusra, trainierte. Zu Beginn des Jahres 2013 “habe ich Programme im Auftrag der Regierungen der USA und Großbritanniens durchgeführt” sagte Le Mesurier dazu im Jahre 2015 im Rahmen einer Rede in Lissabon.
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Le Mesurier erhielt zu dem Zwecke Finanzmittel von der Londoner Regierung - aus dem Fond Conflict, Stability and Security Fund (CSSF) und dem Fond Office of Transition Initiatives (OTI), der Teil des USAID-Programms der US-Regierung ist. Ziel war, den Syrischen Zivilschutz, sprich: die späteren Weißhelme, im Raum Aleppo aufzubauen. Die US-Nachrichtendienste waren zu dem Zeitpunkt darüber im Bilde, dass die türkische Regierung über Elemente ihres Nachrichtendienstes Millî İstihbarat Teşkilâtı (MIT) und die paramilitärische Jandarma Genel Komutanlığı (Generalkommandantur der Gendarmerie) Hand in Hand mit den Terroristen von al-Nusra und deren Verbündeten an der Entwicklung chemischer Waffen arbeitetet. Patrick Wintour von The Guardian bezeichnete James Le Mesurier in einem Artikel vom 22. Juli 2018 als „ehemaligen MI5-Offizier“, musste das aber am 3. August 2018 ändern:
1999 hatte er einen Posten als Nachrichtengeheimdienstler inne, als er sich ein Jahr lang zu friedenserhaltenden Operationen auf dem Balkan befand.
Auch der britische Oberst der Reserve Hamish de Bretton-Gordon, Dienstnummer 529351, Ex-Kommandant des britischen chemisch, biologisch, radiologisch und nuklearen Regiments (CBRN) und des NATO-Schnellreaktions-CBRN-Bataillons, ist seit Februar 2012 in vorgeblich humaner Mission in Syrien unterwegs; „untersucht“ dort seit 2012 (sic) Chemiewaffen-Angriffe und baute dort mithilfe der von ihm gegründeten Tarnfirma SecureBio, in die vermutlich „staatliche“ Gelder flossen, unter anderem seine CBRN Task Force Aleppo auf.
Martin Jerrett, ehemals Fachexperte im britischen Verteidigungsministerium, später CentCom in Katar, während des Regime Change in Libyen Berater der Söldnerfirma Control Risks, heute leitender Beamter für politische Angelegenheiten bei den Vereinten Nationen schrieb dem Autor, dass auch „Hamish de Bretton-Gordon seit 2012 von der britischen Regierung finanziert wird, um zumindest ein Netzwerk von Menschen in Syrien aufzubauen, das unter anderen die Aufgabe hat, Proben (für Chemiewaffen-Einsätze) zu sammeln.“
Dem Autor schrieb er, „alle diese Organisationen werden tendenziell aus dem CSSF-Topf finanziert. Da Hamish de Bretton-Gordon kein geheimes Instrument des Staates ist, sondern herausgefunden hat, wie man mit der Regierung Geld verdienen kann, hat er höchstwahrscheinlich Bargeld aus diesem Fond erhalten. Wenn nicht, dann wird es aus irgendeinem Topf des Verteidigungsministeriums stammen, da er alle Leute aus dem Verteidigungsministerium aus seiner Zeit in der Armee kennt“.
Zu vermuten ist, dass die Finanzströme aus dem CSSF-Fond oder dem Verteidigungsministerium über die von Hamish de Bretton-Gordon geführten Unternehmen SecureBio (gegründet 2011) und SecureBio Forensics (gegründet 2012) erfolgten; d.h. dass die Geldeingänge hinter nominierten Direktoren verborgen wurden, die angeblich „Darlehen“ gewährten, die jedoch niemals zurückgezahlt wurden. Falls der MI6 derart Vorgehen ab 2011 angebahnt haben sollte, war der Dienst bemerkenswert vorausschauend; schließlich gab es noch keine Berichte über angebliche Chemiewaffen-Einsätze in Syrien.
Eine konzertierte Giftgas-Aktion im März 2013
Am 17. Oktober 2012 soll es in Salqin, einer Kleinstadt im syrischen Gouvernement Idlib, nahe der türkischen Grenze, zu einem Angriff mit Giftgas gekommen sein. Der Vorgang wurde erstmals in einem Schreiben der französischen Regierung an die Vereinten Nationen, datiert auf den 26. März 2013, „gemeldet“. Eine spätere UN-Mission, die den Sachverhalt untersuchte „erhielt (dazu) keine ausreichenden oder glaubwürdigen Informationen“. Randnotiz: Im November 2012 verliert der britische Blogger Eliot Higgins, der die zu dem Zeitpunkt die Plattform Brown Moses betreibt und später mit dem dubiosen Möchtegern-Sherlock-Holmes-Webauftritt Bellingcat Berühmtheit erlangt, seinen Job bei einer Organisation, die in Leicester Asylbewerbern Wohnraum bereitstellt.
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Am 23. Dezember 2012 wird gemeldet, Damaskus setzte chemische Waffen in Homs, der drittgrößten Stadt Syriens, ein. Ein „giftiges Gas“ habe sieben Menschen getötet. Frankreich und Großbritannien informierten den UN-Generalsekretär noch am gleichen Tage. In einem Schreiben vom 21. März 2013 „meldeten“ sie den Vorfall erneut; die Regierung von Katar legte am 22. März 2013 nach. Eine geheime Depesche des Außenministeriums des US-Generalkonsuls in Istanbul vom 15. Januar 2013 besagte, „es gebe zwingende Beweise dafür, dass das syrische Militär am 23. Dezember 2012 eine chemische Waffe namens Agent 15 in Homs eingesetzt hatte“.
Tommy Vietor, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten, wies das Tags darauf zurück, „der angebliche Vorfall von Chemiewaffen im Dezember entspricht nicht den Informationen, die das Weiße Haus über Syriens Chemiewaffenprogramm hat“. Eine spätere UN-Mission konnte auch hierzu „keine ausreichenden oder glaubwürdigen Informationen“ finden.
Die Saudis, die damals sehr enge Beziehungen zu den Terroristengruppen in Syrien hatten, flogen im Winter 2012/13 einen „Syrer“, der mutmaßlich im Dezember in Homs einer chemischen Substanz ausgesetzt worden war, zu Tests nach Großbritannien. Die ergaben, dass der „Syrer“ mit Sarin-Gas in Kontakt gekommen war.
Französische und britische Geheimdienstler sahen die Beweise als glaubwürdig an und verstärkten ihre Anstrengungen, um anderes Gefahrenpotential im chaotischen Kriegsgebiet ausfindig zu machen“, so das Wall Street Journal.
US-Geheimdienstanalysten, insbesondere im Pentagon, waren damals skeptisch; sie wollten die Möglichkeit nicht ausschließen, dass „Rebellen“ Beweise faken, um den Westen in den Konflikt zu ziehen. Vielleicht war der „Syrer“ auch bloß einer der Täter, der sich beim Hantieren mit Sarin selbst kontaminiert hatte. Nun, die US-Geheimdienstgemeinde schlussfolgerte dann im Januar 2013, „die Bedrohung durch chemische Waffen aus Syrien hat sich abgeschwächt“.
Bis zum Auftauchen der Briten in dem Kriegsland. Wir halten den Zufall fest: Im März 2013 trainiert der britische Hauptmann James le Mesurier, Dienstnummer 536239, in der Türkei nahe der syrischen Grenze eine erste Garnitur von Al-Nusra-Söldnern, sprich: Weißhelmen, die auch prompt zu „Rettungsmaßnahmen“ nach Syrien verlegt werden. Urplötzlich kommt es dort dann ab Mitte März 2013 zu einer ersten Häufung von Chemiewaffen-Angriffen: am 13. März in Daraja, am 14. März in Otaybah, beide nahe Damaskus, am 19. März in Khan Al Assal bei Aleppo sowie erneut in Otaybah und am 24. März in Adra, nahe Damaskus.
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Sämtliche Vorfälle wurden von den Regierungen Großbritanniens, Frankreichs, Katars „gemeldet“. Und wie der Zufall es will, steht auch gleich der britische Geheimdienst MI6 Gewehr bei Fuß und schmuggelt im März 2013 eine Bodenprobe von einem der Tatorte – vermutlich Otaybah - nach Großbritannien. Klingt irgendwie nach konzertierter Aktion: militärisch exakt geplant, exekutiert in einem kurzen Zeitrahmen; vielleicht dadurch ein klein bisschen „auffällig“.
Es sei noch bemerkt, dass eine spätere UN-Mission zu all den „gemeldeten“ Chemiewaffen-Vorfällen, ausgenommen dem in Khan Al Assal am 19. März 2013, „keine ausreichenden oder glaubwürdigen Informationen“ erlangen konnte. Allerdings hatten die UN Eliot Higgins nicht befragt; auf seinem Blogger-Sofa war ihm ein investigativer Darmwind entwichen: eine „Spezial-Rakete“ sei in Daraja eingesetzt worden; die sei „der Schlüssel zum Verständnis der Giftgas-Angriffe“ in Syrien; selbstverständlich abgeschossen von Assads Regierungstruppen.
Carla del Ponte, ehemals Chefanklägerin beim Internationalen Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, äußerte sich im Mai 2013 im schweizerisch-italienischen Fernsehen zum Chemiewaffen-Vorfall in Khan Al Assal:
Wir haben Zeugenaussagen von Ärzten, Flüchtlingen in benachbarten Ländern und Spitalmitarbeitern, dass chemische Waffen verwendet wurden – nicht von der Regierung, aber von der Opposition. Unsere Ermittler waren in Nachbarländern und haben Opfer, Ärzte und Feldkrankenhäuser befragt. Ich war ein bisschen verblüfft über die ersten Anzeichen, die wir erhielten ... es ging um die Verwendung von Nervengas durch die Opposition.
Auch der Schweizer Arzt Franco Cavalli bestätigte das: „Der einzige gesicherte Fall von Giftgaseinsatz in Syrien (Khan Al Assal) wurde eindeutig den Dschihadisten zugeschrieben.“ Auch Seymour Hersh sei in dem Zusammenhang zu zitieren:
Eine Serie von Chemiewaffenattentaten im März und April 2013 wurde in den nächsten Monaten von einer speziellen UN-Mission in Syrien untersucht. Eine Person, die über die Aktivitäten der Vereinten Nationen in Syrien genau Bescheid wusste, sagte mir, dass es am 19. März in Khan Al-Assal, einem Dorf in der Nähe von Aleppo, Beweise gab, die die syrische Opposition mit dem ersten Gasangriff in Verbindung brachten. In ihrem Abschlussbericht vom Dezember sagte die Mission, dass mindestens 19 Zivilisten und ein syrischer Soldat unter den Todesopfern waren und zahlreiche Verletzte. Sie hatte kein Mandat, die Verantwortlichen für den Angriff zu bestimmen, aber die Person, die über die Aktivitäten der Vereinten Nationen Bescheid wusste, sagte: ‚Die Ermittler befragten die Anwesenden, einschließlich der Ärzte, die die Opfer behandelten. Es war klar, dass die Rebellen das Gas benutzten. Es kam nicht öffentlich heraus, weil niemand es wissen wollte‘.
Im April 2013 beginnt eine wuchtige Serie von Chemiewaffen-Angriffen in Syrien, in der die Briten, die Türken und ihre Terroristen eine immer größere und offensichtlichere Rolle spielen; die dahinter stehenden Netzwerke kristallisieren sich deutlicher heraus, ebenso wird eine Art britisches Monopol in der Handhabung der Giftgas-Angriffe sichtbar, nämlich das bemerkenswert koordinierte Zusammenspiel zwischen Tätern, Zeugen, Ermittlern sowie die mediale Vermarktung des Verbrechens im Rahmen der Kriegspropaganda. Darüber in Teil 5 dieser Serie.
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