"Die Welt würde erzittern, wenn die im Mittelmeer Sterbenden Weiße und Europäer wären"
In seiner Rede klagt Sadan die Plünderung afrikanischer Rohstoffe durch Europa an. Ausschnitte seiner beeindruckenden Rede auf Spanisch sind auf Video aufgezeichnet. RT hat sie ins Deutche übersetzt:
Die ganze Welt würde erzittern, wenn diejenigen, die ihr Leben im Mittelmeer lassen, Weiße und Europäer wären. Aber es sind Afrikaner. Und was Europa an Afrika interessiert, sind seine Ressourcen. Solange Europa nicht aufhört, Afrika zu plündern, darf es sich nicht wundern, dass immer wieder Einwanderer kommen.
Doch wir gehen nicht zum Vergnügen in den Tod, das möchte ich hier in aller Deutlichkeit sagen. Wir verlassen unsere Länder nicht, weil wir gerne sterben. Selbst wenn wir wissen, was uns an der Südgrenze Europas erwartet – die Menschen werden losziehen. Warum? Warum stellen wir uns diese Frage nicht?
Wenn wir über Einwanderungen sprechen, beschränken wir uns nur auf die Konsequenzen, wir kommen nie zu den Ursachen. Und die wahren Gründe für die Einwanderung, weit entfernt von dem, was die Leute denken - nämlich Hunger, Elend, Kriege, ... Das sind nicht die wirklichen Ursachen der Einwanderung.
Die wahren Gründe für die Einwanderung sind die natürlichen Ressourcen, die Afrika hat. Warum verlassen wir Afrika? Diese Kriege, diese Armut sind die Folge unserer Bodenschätze und dessen, wie der Westen damit umgeht. Und ich bin mir sicher mit dem, was ich hier sage:
Europa müsste seine Grenzen noch nicht einmal kontrollieren. Europa müsste noch nicht einmal den Zaun um Ceuta und Melilla aufbauen, weil wir nicht kommen würden. Ich möchte sagen, dass man die Völker sich entwickeln lassen muss. Ohne den rücksichtslosen und paternalistischen Interventionismus.
Sie sagen, dass wir Afrika eine Stimme geben müssten. Nein, Afrika hat eine Stimme. Du musst es nur in Ruhe lassen.
Sani Ladan wurde in Kamerun geboren, ist heute 24 Jahre alt und zog mit 17 Jahren in den Norden. Er träumte davon, ein Universitätsstudium zu absolvieren. Seine Reise nach Spanien dauerte zwei Jahre, bis er 2011 schwimmend an der marokkanischen Grenze von El Tarajal nach Ceuta gelangte. Er wurde an der Küste von Ceuta bewusstlos aufgefunden. Die Schläge der marokkanischen Gendarmen und die Gummigeschosse der spanischen Guardia Civil hätten ihn fast das Leben gekostet.
Nach zwei Monaten Krankenhausaufenthalt gelangte Sani Ladan schließlich in die spanische Stadt Córdoba und studiert heute im Fachbereich für internationale Beziehungen an der Loyola Universität in Andalusien. Sani Ladan ist Vizepräsident der Organisation Elín, die Migranten betreut und mit vielfältigen Aktivitäten ihre Integration unterstützt.
In einem Interview mit dem Presseportal Cuartopoder am 25. Oktober ergänzt Ladan seine Aussagen vor den EU-Parlamentariern.
Was war der Hauptgrund, dass Sie aus Kamerun vertrieben wurden?
Als ich Kamerun verließ, wollte ich weder nach Spanien noch nach Europa kommen. Ich war ein sehr interessiertes Kind, ich wollte mich fortbilden und für die Welt nützlich machen. In Kamerun habe ich studiert, meinen Eltern geht es finanziell gut. Ich habe mich um ein Stipendium beworben und es aufgrund meiner Leistungen bekommen, doch dann wurde mein Studienplatz an jemanden weiterverkauft, und ich ging leer aus. Das war der Wendepunkt in meinem Leben, der mich dazu veranlasste, mein Land zu verlassen. Meine ursprüngliche Idee war, nach Nigeria zu gehen. An der ersten Grenze stieß ich bereits auf Schwierigkeiten. Ich hatte viel Geld dabei, die Zahlungen meiner Eltern und das Geld für die Universität in diesem Jahr. Aber sie haben mir alles gestohlen. Von da an ging das Abenteuer erst richtig los. Ich war gerade 17 Jahre alt und brauchte zwei Jahre, um hierher zu kommen: Ich bin 2009 abgereist und 2011 in Spanien angekommen.
Denken Sie, dass es häufig geschieht, dass junge Afrikaner ihr Land verlassen, um in Europa zu studieren? Was ist Ihrer Meinung nach der häufigste Grund für die Migration?
Es gibt viele Leute, die aus demselben Grund wie ich losziehen: mit dem Wunsch, zu studieren, weil sie das in ihrem Land nicht können. Doch es gibt immer ein gemeinsames Thema in unserer Geschichte: die Plünderung Afrikas. Wenn wir hier in Europa über Migration sprechen, sprechen wir nur über die Konsequenzen. Jeder wird Ihnen sagen, wenn ein Afrikaner hierher kommt, liegt das an Armut, Hunger, Krieg usw. Das sind zwar Gründe, aber es ist eine oberflächliche Vorstellung. Denn die wirklichen Ursachen, die den Krieg, das Elend oder den Hunger hervorrufen, sind die natürlichen Ressourcen Afrikas. Die westlichen Länder haben viele Konflikte erzeugt, um über unsere Rohstoffe verfügen zu können. Das zwingt die Menschen dazu, ihr Land zu verlassen. Unser Reichtum an natürlichen Ressourcen ist das größte Unglück für den afrikanischen Kontinent.
Und wenn Sie von Entwicklungszusammenarbeit in Afrika oder dem sogenannten Marshall-Plan für Afrika hören, was denken Sie?
Die Entwicklungszusammenarbeit hat gezeigt, dass sie für uns im Grunde nutzlos ist. Sie dient in erster Linie den Interessen der multinationalen Unternehmen. Sie hilft ihnen, ihre Plünderungen fortzusetzen. Afrika muss nicht geholfen werden, Afrika muss man in Ruhe lassen. Man muss endlich damit aufhören, seine Ressourcen auszuplündern. Ich versichere Ihnen, dass ein von dem Interventionismus Europas befreites Afrika sich zu einem wohlhabenden Kontinent entwickeln kann. Das Einzige, was Afrika braucht, ist eine gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wenn ich hierherkomme, um etwas aus deinem Land wegzunehmen, muss ich etwas Gleichwertiges zurückbringen. Etwas, womit sich dein Land entwickeln kann. Wie erklärt es sich, dass es in dem wichtigsten Herstellerland von Kakao und Kaffee auf der Welt, nämlich der Elfenbeinküste, keine Schokolade für die Bürger gibt?
Was ist die Rolle der afrikanischen Regierungen?
Sie sind ein Teil des Problems. Sie haben eine große Verantwortung, weil sie sich von Europa unterordnen lassen und sich an den Maßnahmen beteiligen, mit denen die Ausplünderung ihrer Völker durchgesetzt wird. Aber ich würde das Hauptaugenmerk nicht auf sie richten, denn sie sind Marionetten. Die überwiegende Mehrheit hat in Frankreich, in Spanien studiert ... Sie sind Teil des westlichen Systems der Kolonialisierung. Man hat uns immer gesagt, dass wir Afrikaner unsere Rohstoffe nicht zu unserem Nutzen verwenden könnten.
Sani Ladan schließt das Interview mit dem optimistischen Satz:
Mandela verbrachte 27 Jahre im Gefängnis, um das Ende der Apartheid zu sehen, und wir werden das Ende der Kolonialisierung Afrikas erleben.
Die Facebook-Seite von Sani Ladan erinnert an Thomas Sankara, einen der Führer des "Panafrikanismus". Er wurde vor 15 Jahren ermordet. Ladan schreibt: "Sie töteten die Person, aber seine Ideen sind lebendig. Es werden viele Sankaras geboren, die weitermachen, bis sie die wirkliche Befreiung erreichen. Jeder hat sein Vorbild, er ist meines."
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.