RT-Redakteur gesteht: Ich mache mir Sorgen um die BILD-Zeitung
von Timo Kirez
Ich lese gern die BILD-Zeitung. Zumindest den Sportteil. Man muss neidlos anerkennen, dass es der beste in Deutschland ist. Wenn nicht in Europa. Schon als kleiner Bub stibitzte ich meinem Vater heimlich die Sportseiten. BILD wusste unter anderem immer als erstes, wer Bundestrainer wird. Manchmal haben sie sogar selber mitentschieden, wie man munkelt. Dokumentiert ist das vor allem beim Wechsel des Bundestrainers 1984, als Franz Beckenbauer den glücklosen Jupp Derwall ablöste. Beckenbauer wurde 1990 mit der Nationalmannschaft Weltmeister in Italien – danke BILD!
Auch bei der Nachfolge des im Oktober 2017 von den Bayern geschassten Carlo Ancelotti lag die BILD wieder einmal richtig, und vermeldete recht früh den Nachfolger Jupp Heynckes. Doch ein wichtiger Leistungsträger der BILD, um in der Sprache des Sports zu bleiben, schwächelt offenbar ein wenig in letzter Zeit. Man könnte auch sagen: Er ist außer Form.
Die Rede ist von Rolf Kleine. Seines Zeichens der SPD-Experte bei BILD. Erst mochte er nicht daran glauben, dass Frank-Walter Steinmeier der neue Bundespräsident werden könnte. Dann sah er schon Sigmar Gabriel als Herausforderer von Angela Merkel bei den Bundestagswahlen 2017. Doch – oh weh, oh weh – es kam alles ganz anders. Steinmeier zog ins Bellevue ein und Gabriel tat der BILD nicht den Gefallen, gegen Merkel anzutreten. Vorerst.
Und nun auch noch der Lapsus mit Andrea Nahles. Genauer gesagt: mit einem Satire-Account auf Twitter, der sich "FraktionsNahles" nennt. Wie alle Welt weiß, finden gerade Sondierungsgespräche zwischen den Unionsparteien und der SPD statt. Es wurde von den Parteien vereinbart, dass während der Gespräche keine Einzelheiten nach außen dringen. Als dann plötzlich auf dem Satire-Account "FraktionsNahles" ein Tweet mit den Worten "Saulahmes Internet hier! Danke Dobrindt! #Sondierungen" aufpoppte, muss Kleine an eine butterweiche Flanke aus dem Halbfeld gedacht haben, die er nur noch einzunicken brauchte.
Saulahmes Internet hier! Danke, Dobrindt! #Sondierungen
— FraktionsNahles (@FraktionsNahles) 7. Januar 2018
Gesagt getan, Kleine legte los und titelte "GroKo-Gespräche bei Kartoffelsuppe, Würstchen und "saulahmen" Internet". Und das Malheur nahm seinen Lauf. Lag er noch bei der Kartoffelsuppe und den Würstchen richtig, war der Rest ein sogenanntes "Phantomtor", also ein Treffer, der keiner ist. Denn der Twitter-Account ist, wie auch auf der Seite klar zu lesen steht, ein Satire-Account. Es steht sogar nicht nur Satire auf der Seite, sondern "ACHTUNG: Satire". Wie konnte Kleine das übersehen? Und kann hier der in der Bundesliga vor kurzem eingeführte Video-Beweis noch helfen? Nein, kann er nicht.
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Die unglückliche Falschmeldung machte die Runde und rief sogleich den Bundestrainer der BILD auf den Spielplan. Julian "Katsche" Reichelt himself sah sich genötigt, dazwischenzugrätschen. In einem Tweet entschuldigte er sich zerknirscht für den Fehler und gelobte eine zeitnahe Korrektur. Ob Kleine nun Sondertraining schieben muss und Strafrunden aufgebrummt bekam, ist nicht bekannt. Zum Glück ist nicht Felix "Quälix" Magath Chefredakteur bei der BILD, muss man da erleichtert sagen.
Ein wirklich ärgerlicher Fehler, für den ich unsere Leser um Entschuldigung bitte. Wir werden das zeitnah online und morgen in @BILD korrigieren. #Neulandhttps://t.co/ODjzfxrpJG
— Julian Reichelt (@jreichelt) 8. Januar 2018
Doch wir wollen an dieser Stelle ehrlich sein und Fairplay walten lassen: Ja, auch RT Deutsch hat mal bei einem Twitter-Account danebengelangt. Im Rahmen eines Live-Tickers zu den Vorkommnissen am Weihnachtsmarkt in Potsdam im Dezember 2017 gingen wir einem gewissen "Maiko Haas" auf den Leim, dabei wollten wir eigentlich Heiko Maas zitieren. Auch ein schönes Eigentor. Doch Schwamm drüber und nach vorne geschaut. Oder in Anlehnung an Mehmet Scholl: Die schönsten Eigentore sind diejenigen, bei denen der Ball schön flach oben reingeht.
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