
Kultur als Waffe: Warum die neuen Eintrittspreise im Louvre ideologisch motiviert sind

Das Ereignis wird die weltpolitische Lage nicht grundlegend verändern. Es stellt auch keine unmittelbare Gefahr für die sozialen Errungenschaften der Franzosen dar. Dennoch ist die Entscheidung keineswegs unbedeutend: Ab dem 14. Januar wird der Eintrittspreis für den Louvre für nicht-europäische Besucher stark erhöht (von 22 auf 32 Euro).
Staatsangehörige des Europäischen Wirtschaftsraums (EU plus Norwegen und Island) hingegen werden von einem ermäßigten Tarif profitieren. Diese Ungleichbehandlung hat sowohl die Gewerkschaften als auch akademische Kreise empört. Zu Recht, zumal diese verabscheuungswürdige Neuerung auch das Schloss Versailles und die Sainte-Chapelle in Paris betreffen wird. Das Prinzip war vor einigen Monaten von Rachida Dati, der Ministerin für Kultur, gefordert worden.
Aber in einem Land, in dem sich der Präsident der Republik in alles einmischt – von der Form des neuen Turmhelmes, der nach dem Brand von Notre-Dame wieder aufgebaut wurde, bis zu den Wochenstundenplänen der Grundschüler des Landes – zweifelt niemand daran, dass Emmanuel Macron der eigentliche Urheber dieser Entscheidung ist.
Man hätte allenfalls eine differenzierte Behandlung zugunsten der Franzosen verstehen können, da das Geld, mit dem das Museum betrieben wird, zum Teil aus ihren Steuern stammt. Aber das ist nicht der Fall, wenn es um Europäer geht.

Man kann lange suchen, aber offiziell wurde kein rationales Argument vorgebracht, um eine solche Diskriminierung zu rechtfertigen. Das implizite Motiv ist also rein ideologischer Natur. Es zielt darauf ab, die Idee zu fördern, dass die Europäische Union nicht nur einen wirtschaftlichen oder sogar politischen, sondern auch einen "zivilisatorischen" Block bilde.
Natürlich gibt es Nationalstaaten, die notwendig sind, um einen politischen Rahmen für die Entscheidungen und die Souveränität jedes Volkes zu schaffen. Zu behaupten, dass es eine "europäische Zivilisation" gibt, ist hingegen Unsinn, genauso wie es absurd wäre, die Existenz einer afrikanischen Zivilisation, einer asiatischen Zivilisation oder einer amerikanischen Zivilisation zu postulieren.
Und in der Vorstellung der Völker sind die Affekte nicht unbedingt kontinental geprägt. Wahrscheinlich kann nicht einmal jeder zehnte Franzose Estland oder Lettland auf einer Karte lokalisieren, obwohl diese beiden Länder zur EU gehören. Umgekehrt sind die menschlichen, historischen, kulturellen und sprachlichen Verbindungen beispielsweise zu Algerien oder Senegal stark und alt (auch wenn sie ihren historischen Ursprung in der Kolonialisierung und ihren Verbrechen haben).
Dies hatte sich beispielsweise bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich gezeigt. Außer bei den Spielen, an denen die französische Mannschaft teilnahm, unterstützte die Masse der französischen Fans spontan die Länder des damals noch nicht als "Globaler Süden" bezeichneten Raums, wenn diese gegen europäische Staaten antraten (Brasilien gegen die Niederlande, Südafrika gegen Dänemark, Mexiko gegen Deutschland) ... Nicht gerade ein Plebiszit für die europäische Integration.
Dreißig Jahre später sind es die Länder des Südens (sowie auch China, die Vereinigten Staaten und natürlich Russland), die von der französischen Entscheidung im Namen der "europäischen Solidarität" bestraft werden. Und das in brutaler Missachtung der Universalität.
Denn der Louvre beherbergt nicht nur die Mona Lisa oder die Venus von Milo, sondern auch den hockenden Schreiber und ganz allgemein Meisterwerke orientalischer Zivilisationen sowie assyrisch-babylonische oder sumerische Antiquitäten. Das wird irakische Besucher nicht davon abhalten, den hohen Preis zu zahlen.
Aber hat sich Emmanuel Macron jemals für den Louvre interessiert, außer als Kulisse für seinen Wahlsieg im Mai 2017 (zum Klang der europäischen Hymne)? Das Schloss von Versailles hatte er auch instrumentalisiert, um dort "internationale Investoren" anlässlich der Gipfeltreffen unter dem Motto "Choose France" zu empfangen.
Zumindest hat seine desolate Entscheidung einen Vorteil: Sie zeigt, wie sehr das ideologische Dogma eines politischen Europas ein Hindernis für die Universalität darstellt.
Mehr zum Thema – Louvre-Raub: Mehr als 8.000 Brillanten und 200 Perlen unter dem Diebesgut
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
