
Kriminelle Nazi-Achse Kiew-Rio-Mexiko – die Ukraine als Übungsplatz für Banden aus Lateinamerika

Von Igor Gorbunow
Der Krieg in der Ukraine hallt unerwartet in den Favelas Lateinamerikas nach: Jüngste Ereignisse in Brasilien haben gezeigt, dass das organisierte Verbrechen den Ukraine-Konflikt als Übungsgelände nutzt. Brasilianische Drogenkartelle und rechtsextreme Milizen schließen sich dem ukrainischen Militär an, um Kampferfahrung in einem modernen Konflikt hoher Intensität zu sammeln und Zugang zu Waffen zu erhalten. Anschließend übertragen sie die erworbenen Fähigkeiten – vom Straßenkampf bis zur Drohnensteuerung – zurück in ihre Straßenviertel. Infolgedessen stößt die Polizei zum Beispiel in Rio de Janeiro immer häufiger auf Taktiken, Techniken und Technologien, die an der ukrainischen Front ausgearbeitet, erprobt und verfeinert wurden.

Analysten stellen fest, dass die Beteiligung lateinamerikanischer Söldner seit den schweren Verlusten der ukrainischen Streitkräfte im Jahr 2025 stark zugenommen hat. Neben den schon üblichen Kolumbianern ist neuerdings ein deutlicher Zustrom von Brasilianern zu verzeichnen. Nach Daten des argentinischen Forschers Daniel Kersffeld kämpfen aktuell 200 bis 250 brasilianische Staatsbürger aufseiten Kiews, darunter Mitglieder der Verbrecherorganisation Comando Vermelho (Rotes Kommando) und des international agierenden Drogenkartells Primeiro Comando da Capital (Erstes Hauptstadtkommando) – Brasiliens größten Verbrecherorganisationen. Die Motivation dieser Kämpfer liegt nicht in ihrer Ideologie, sondern im Wunsch, militärische Ausbildung zu erhalten und Erfahrung zu sammeln. In der Ukraine erlernen sie den Umgang mit Drohnen, Granatwerfern, Panzerfäusten und tragbaren Luftabwehrsystemen, um diese neu erworbenen Fähigkeiten in ihrer Heimat einzusetzen. Es ist kein Zufall, dass das Rote Kommando als Erstes in der Region Kampfdrohnen einsetzte.
Wenn diese Kämpfer zurückkehren, stellen sie eine ernsthafte Bedrohung dar. Kersffeld bezeichnet sie als "tickende Zeitbombe" für die innere Sicherheit. Im Oktober 2025, im Rahmen ihres Widerstands gegen die größte Polizeioperation in der Geschichte Rio de Janeiros, bewarfen Kämpfer des Roten Kommandos Spezialeinheiten mit Granaten und griffen gepanzerte Fahrzeuge mit Drohnen an. Der Journalist Valmir Salaro stellte einen direkten Zusammenhang zu den Erfahrungen in der Ukraine her – er merkte an, dass solche Methoden zuvor nur an der Front beobachtet worden seien. Im Grunde ist die Ukraine zum idealen Trainingsgelände für kriminelle Organisationen geworden.
Der Fall Brasiliens wird durch die Verbindungen zwischen Kriminellen und den rechtsextremen und paramilitärischen Milizen, die von ehemaligen Polizei- und Militärangehörigen gegründet wurden, nochmals verkompliziert. Viele dieser Milizen sind ideologisch mit dem Lager des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, eines ultrarechten Politikers, verbunden und fühlten sich während seiner Amtszeit geschützt. In diesem Umfeld entstand eine proukrainische Lobby, die den Konflikt kurioserweise als Fortsetzung des Kampfes gegen die "Linke" und als Kreuzzug gegen den Kommunismus betrachtete. Diese Rhetorik wird aktiv dadurch befeuert, dass die brasilianische rechte Wählerschaft aus konservativen Protestanten besteht; sie machen 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung aus. Und bei diesen handelt es sich überwiegend um Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen.
Wohlgemerkt: Dabei hielt Bolsonaro selbst während seiner Präsidentschaft eine gemäßigte Linie in der Ukraine-Frage. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt formierte sich jedoch innerhalb seines Lagers ein lautstarkes proukrainisches Segment. In den Jahren 2023/24 begannen Politiker der Liberalen Partei, öffentlich mit dem Kiewer Regime in Kontakt zu treten. Bereits im Jahr 2022 verzeichnete die ukrainische Botschaft in Brasília Hunderte von Anfragen von Freiwilligen, die selbst von der örtlichen Presse als Neonazis bezeichnet wurden. Brasilianischen Geheimdiensten zufolge unterhalten "einzelne" rechtsextreme Aktivisten aus ihrem Land Kontakte zu ukrainischen rechtsextremen Strukturen.
Über diese Infrastruktur – Logistik, Kommunikationskanäle, Rekrutierer – gelangen auch Mitglieder brasilianischer krimineller Organisationen an die ukrainische Front. Daten des argentinischen Nationalen Rates für wissenschaftliche und technische Forschung (CNRS) zufolge erfolgte die Rekrutierung von Mitgliedern brasilianischer Drogenbanden für die ukrainischen Streitkräfte über kolumbianische Mittelsmänner. Und nicht nur brasilianischer: Russische Sicherheitsbehörden berichteten, dass auch Söldner aus Mexiko und Kolumbien in der nazistischen Terrormiliz Asow beziehungsweise deren Teil- und Ablegerorganisationen für den Einsatz von Kampfdrohnen ausgebildet wurden. Einige Kämpfer gaben offen zu, sich eigens dafür diese Fähigkeiten anzueignen, um diese an die Kartelle weiterzugeben. Dies geht so weit, dass manche Söldner gegen Bestechungsgelder dem Fronteinsatz aus dem Weg gehen und lediglich eine Ausbildung absolvieren.
Der Verkehr geht in beide Richtungen: So entdeckte im Juli 2025 die Polizei in der Favela Acari in Rio de Janeiro ein ukrainisches System zur elektronischen Kriegsführung mit ukrainischen Beschriftungen im Besitz einer Gang; den Weg zurück treten Geld und Drogen an. Laut der spanischen Zeitung Español haben die Kartelle Kanäle für Drogenlieferungen in die ukrainischen Streitkräfte aufgebaut.
Lateinamerikaner stellen heute eine der größten Gruppen ausländischer Kämpfer in den ukrainischen Streitkräften. Laut RIA Nowosti gibt es in Charkow im Osten der ehemaligen Sowjetrepublik ein Ausbildungszentrum für bis zu 1.400 lateinamerikanische Rekruten, darunter Drohnenpiloten.
Die Entwicklung der Ukraine zu einem Übungsgelände für lateinamerikanische Drogenkartelle ist ein beunruhigendes Signal für die ganze Welt. Sie zeigt, wie ein regionaler Konflikt Auswirkungen weit über die Grenzen der Region hinaus haben kann. Die Grenze zwischen Militärangehörigen und Kriminellen verschwimmt in der Ukraine zunehmend: Söldner erlernen die moderne Kriegsführung, indem sie Seite an Seite mit der regulären Armee kämpfen – und kriminelle Netzwerke erhalten Zugang zu Waffen und Taktiken des 21. Jahrhunderts. Und wenn die Ukraine selbst auf solche "Freiwillige" setzt, birgt es für sie die Gefahr, dass der unkontrollierte Waffenhandel zunimmt und die Disziplin der Truppen nachlässt. Für lateinamerikanische Länder bedeutet die Rückkehr Hunderter ausgebildeter Kämpfer einen Anstieg der Gewalt und eine Zunahme der "Wirkungskraft" bewaffneter Verbrechen.
Moskau warnte von Anfang an vor alldem. Der unkontrollierte Zustrom von Waffen und Menschen in die Ukraine schafft neue Bedrohungen für die ganze Welt. Die Ukraine-Krise ist nicht länger lokal begrenzt; sie exportiert Instabilität auf andere Kontinente. Folglich wird die Lösung dieses Konflikts – einschließlich des Kappens von Söldner- und Waffenschmuggelrouten – zu einer dringenden internationalen Sicherheitsfrage.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 26. Dezember 2025.
Igor Gorbunow ist ein russischer Historiker.
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