Meinung

Auf einmal dem Vaterland verpflichtet? Jugend glaubt die Wehrdienstgründe nicht

Zuletzt zählte die Regenbogenflagge mit dem Bekenntnis zum "Transgeschlechtertum" mehr als ein Bekenntnis zu Deutschland. Mit der neuen Wehrpflicht wird die Jugend aufgerufen, das "deutsche Vaterland" zu verteidigen. Doch viele durchschauen die Propaganda, mit der sie zur Schlachtbank geführt werden soll.
Auf einmal dem Vaterland verpflichtet? Jugend glaubt die Wehrdienstgründe nicht© Felicitas Rabe

Von Felicitas Rabe

Was für ein Timing! Ausgerechnet inmitten eines Betrugs- und Korruptionsskandals der ukrainischen Politikelite musste die Bundesregierung der deutschen Jugend ein neues Wehrdienstgesetz vermitteln. Demnach muss die Jugend sich ab kommenden Jahr entweder freiwillig oder gezwungen darauf vorbereiten, das "Vaterland" und die gute Ukraine gegen die bösen Russen zu verteidigen. Dabei handelt es sich doch um eine Jugendgeneration, der man seit Kindertagen jegliche positive Identifikation mit Deutschland abtrainiert hat. Das ist sicherlich auch ein Dilemma für das Kanzleramt.

Jens Spahn: Die Jugend für den Dienst am Vaterland begeistern

Gleich vorweg: Persönlich hab ich nichts gegen den Begriff Vaterland – obschon er nicht nur in den Ohren von Feministinnen suggerieren könnte, dass Landbesitz den Männern vorbehalten ist. Dennoch steht er für mich traditionell als Synonym für die Zugehörigkeit und Verbindung zum Geburtsland.

Aber wie erlebt die aktuelle Jugendgeneration diesen doch etwas altbackenen Vaterlandsbegriff? Insbesondere wenn nun seitens der Politik an sie appelliert wird, sie solle dem "Vaterland" auch mal was zurückgeben (in Klammern: zum Beispiel das eigene Leben). Nach allem, was man für die Jugend in diesem Land tue, sei es doch das Mindeste, dass die Jugend nun mal zurückgebe, so die Argumentation.

Auf diese Weise will man Wehrdienst-Drückebergern vermutlich Schuldbewusstsein und Undankbarkeit einflößen. Ergänzend dazu möchte der CDU-Vorsitzende Jens Spahn die Jugend "für den Dienst am Vaterland begeistern." Für die heutige junge Generation müssen sich solche Appelle so oder so aus der Zeit gefallen anhören. Die Motivationsstrategie funktioniert offenbar auch nicht so richtig. Umfragen zufolge ist die deutsche Bevölkerung trotz jahrelanger Putin-Verunglimpfung größtenteils immer noch nicht auf Vaterlandsverteidigungslinie eingespurt.

Nur 14 Prozent der 18- bis 28-Jährigen zum Wehrdienst bereit

Besonders "problematisch" scheint es bei der vom Wehrdienst betroffenen jungen Generation zu sein: Nur rund 14 Prozent der Menschen zwischen 18 und 28 Jahren sollen bereit sein, den Dienst an der Waffe zu leisten. Nach Auswertung einer repräsentativen Studie stellte das DeZIM-Institut fest:

"Zudem besteht eine große Diskrepanz zwischen der Zustimmung zu den Plänen und der persönlichen Bereitschaft zum Dienst an der Waffe. Obwohl 58 Prozent aller Befragten für die Wiedereinführung votieren, würde nur knapp jede*r Vierte (23 Prozent) tatsächlich dienen – unter 18- bis 28-Jährigen sogar nur jede*r Siebte (14 Prozent)." 

Wie kommt es zu diesem Widerwillen gegenüber einer angeblichen Vaterlandsverteidigung bei der Jugend?

Argument der Vaterlandsverteidigung unglaubwürdig

"Wenn Vater Land besessen hätte, nebst seiner letzten Ruhestätte, wüsste ich etwas davon!", erklärt der Musiker Hannes Wader in seinem Lied "Vaters Land". In der zweiten Strophe heißt es:

"Seid bereit, seid bereit, bald ist es wieder soweit. Für die das Vaterland zu schützen, deren Väter Land besitzen und noch manches andere mehr."

Scheinbar mangelt es der Jugend von heute aber genau an dieser Bereitschaft: Auf Demonstrationen gegen die Wehrpflicht erklärten jugendliche Redner in den vergangenen Wochen immer wieder, sie seien nicht bereit, für den Profit von superreichen Milliardären und Rüstungskonzernen ihren Kopf hinzuhalten – oder wie Wader es ausdrückt "für die das Vaterland zu schützen, deren Väter Land besitzen."

In der Hinsicht gibt es also noch viel zu tun an der Propagandafront. Insbesondere wenn man überall lesen kann, wie sich der Reichtum von Rheinmetall und Co.-Aktionären seit Beginn des Krieges in der Ukraine vermehrt. Und große Teile der Jugend einfach nicht glauben, dass der böse Russe das Brandenburger Tor besetzen wolle.

Identifikation mit Deutschland, deutscher Fahne und deutscher Kultur abtrainiert

Nicht nur das: Ein nicht unerheblicher Teil der jungen Generation könnte noch von der in den letzten Jahren weit verbreiteten Ablehnung einer Identifikation mit Deutschland und dessen Symbolen geprägt sein. Unter der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel fing es an, dass an deutschen Behörden, Institutionen und Kirchen die Regenbogenflagge als Bekenntnis zum "Transgeschlechtertum" gehisst wurde. Fortan schien dieses Bekenntnis bedeutender als das Bekenntnis der Zugehörigkeit zu einer Nation oder Religion. 

Bis zum Frühjahr dieses Jahres hatte Deutschland einen Wirtschaftsminister, der sich bereits 2010 in seinem Buch "Patriotismus: Ein linkes Plädoyer" dazu bekannte, die Identifikation mit einer deutschen Heimat und insbesondere die Wertschätzung für das eigene Land abzulehnen. Der Grünen-Politiker Robert Habeck schrieb:

"Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht."

Schließlich galt jeglicher Bezug auf die eigene Nation in den letzten Jahren quasi als Indiz für eine rechte Gesinnung. "Deutschland verrecke!", riefen scheinbar progressive deutsche Jugendliche auf Demonstrationen aller Art, auf denen auch amtierende Politiker mitmarschierten.

Erst Regenbogenkult und dann doch kein Regenbogen auf Bundeswehr-Uniformen?

Damit möchte ich beileibe nicht allen Jugendlichen, die Wehrdienst und Wehrpflicht ablehnen, einen Hass auf ihr Herkunftsland unterstellen. Dennoch würde sich nach den vielen Diffamierungen von Deutschlandfahnen-Trägern auf Demonstrationen mit Sicherheit ein großer Teil der Jugend in Deutschland schämen, mit einer Deutschlandflagge herumzulaufen. Auch der Begriff Nation – abgeleitet von der lateinischen Wortbedeutung "Geburt" bzw. Land, wo man geboren wurde – gilt mittlerweile als rechts.

Die deutsche Nation und die deutsche Flagge sind demzufolge heute mehr als uncool. In ihrer Bedeutung stehen sie bei vielen für Rückwärtsgewandtheit und für eine rassistische Einstellung gegenüber anderen Völkern und Nationen. So wurde quasi mit "deutscher Gründlichkeit" und Strenge wird die Nichtidentifikation mit jeglichem Deutschtum verbreitet. Offenbar merken die Moralapostel in ihrem Eifer nicht einmal, wie typisch deutsch sie vorgehen. 

Womöglich auch aufgrund dieser seit Jahren forcierten anti-deutschen Einstellung und der Einführung eines "Regenbogenkults" kann die Politik jetzt auf die Schnelle keine ausreichende Menge an Vaterlandsverteidigern rekrutieren. Regenbogenfahnen auf deutschen Militäruniformen will man seitens der Bundeswehr nicht. Und auch mit Drohkulissen von angeblichen Russeninvasionen am Brandenburger Tor lässt die Mehrheit der Jugendlichen nicht in die Uniformen steigen. 

Um die Absurdität auf die Spitze zu treiben, würde ich mir fast wünschen, dass sich die männlichen Jugendlichen des Jahrgangs 2008 einfach mal alle auf den Standesämtern zu Mädels deklarieren lassen. Das ist ja heute unkompliziert und ohne medizinische Untersuchung möglich, und kann bei Bedarf irgendwann auch wieder rückgängig gemacht werden. Ich stelle mir einfach nur zu gerne vor, wie die Politik darauf reagieren würde.

Widerstand gegen eine lügende Regierung

Wie man auf den immer häufiger stattfindenden Demonstrationen gegen Wehrdienst und Wehrpflicht erleben kann, gibt es jede Menge Jugendliche, die jenseits der verbreiteten Drohung "Der Russe will das Brandenburger Tor erobern" die tatsächlichen Hintergründe für die Vorbereitung der deutschen Kriegstüchtigkeit verstehen. Sie verstehen eben auch, dass die deutsche Regierung über die wahren Wehrdienstgründe lügt.

Wieso soll man Pflichten erfüllen, in einem bisher infrage gestellten Vaterland, gegenüber einer Regierung, die einen über den wahren Hintergrund der aufoktroyierten Kriegstüchtigkeit belügt? Im Grunde genommen ist es schon peinlich, wie gering man seitens der Politik das geistige Potenzial dieser Jugend einschätzt. Als sei sie nicht in der Lage, den platten Vortrag der Regierung zu durchschauen.

Oder als lebte man noch im autoritätshörigen Kaiserreich, wo es keine Diskussion geben durfte, wenn zu den Waffen gerufen wurde. Aber ein "Kaiser ruf, wir folgen Dir und Deinen Narrativen in eine gegenseitige Abschlachterei, mit den Medien als Schiedsrichtern" funktioniert eben jetzt nicht mehr.

Die Kriegstüchtigkeits-Strategie der herrschenden Elite fühlt sich im Jahr 2025 einfach nur unmenschlich, abartig, und primitiv an: Eine verlogene Kriegerei für die Gier von ein paar ebenfalls sterblichen Miterdenbewohnern, die den Hals nicht voll kriegen können mit Ressourcen aus anderen Ländern! Gestrig in fortwährender Sinnlosigkeit und Grausamkeit im dritten Jahrtausend.

Man fragt sich sowieso, warum ein Land weiterhin als Demokratie bezeichnet werden darf, in dem ein BlackRock-Vertreter mit falschen Wahlversprechungen zum Bundeskanzler gewählt wird und in dem die Jugend mit verlogenen Narrativen in den Kriegsdienst gezwungen wird. Grundsätzlich gilt ja in einer Demokratie, die Herrschaft des Volkes – insofern und wenn man den Meinungsumfragen trauen darf, ist das Volk aber zum großen Teil gegen die Wehrpflicht, und gegen den Einsatz von deutschen Soldaten gegen Russland!

Es bleibt die Hoffnung, dass die deutsche Jugend, ob mit oder ohne nationale Identifikation, den Widerstand gegen Wehrdienst und Kriegsdienst "mit deutscher Gründlichkeit" organisieren wird – und sich dabei mit der friedensbewegten Jugend in aller Herren und Frauen Länder koordinieren wird.

Mehr zum Thema - Kölner Schülerin: "Wir wollen nicht auf Menschen in anderen Ländern schießen!"

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