Meinung

Merz aufhalten! Deutsche Jugend will ohne Schulden leben und nicht im Krieg gegen Russland fallen

Wer fällt über Deutschlands Nachwuchs her und was will er ihm klauen? Weihnachten? Nicht ganz. Dafür macht sich der Grinch in Merz-Gestalt über die Zukunft Deutschlands her und geht der Bevölkerung gleichermaßen ans Geld und ans Leder…
Merz aufhalten! Deutsche Jugend will ohne Schulden leben und nicht im Krieg gegen Russland fallen© RIA Nowosti

Von Dmitri Bawyrin

"Kein Herz für Merz."

Unter diesem und anderen Slogans protestierten Schüler und Studenten in deutschen Städten. Sie mögen Bundeskanzler Friedrich Merz nicht, den Konflikt mit Russland, den neuen Militarismus und vor allem die Tatsache, dass der Bundestag sie zur Musterung schickt – junge Männer obligatorisch und junge Frauen freiwillig, zumindest noch. Die Daten über die Gesundheit der Jugendlichen sollen zur Wiedereinführung der Wehrpflicht genutzt werden. Doch die Deutschen wollen nicht dienen, zumal dieselben Politiker, die die Wehrpflicht wieder einführen wollen, Deutschland täglich mit einem Krieg gegen Russland Angst machen. Offenbar war es hierbei des Guten zu viel.

Das pazifistische Kniezittern der neuen Generation von NATO-Bürgern ist an sich schon inspirierend. Aber diese Jungen und Mädchen kämpfen auch für ihre Zukunft, die Merz ihnen raubt wie der Grinch Weihnachten – oder sie versuchen es zumindest.

Der Diebstahl von Weihnachten an den Deutschen begann schon früher, sogar vor Merz. Dieses Jahr werden drastische Kürzungen bei der Weihnachtsbeleuchtung erwartet, doch schon zuvor hatten viele eingebürgerte Deutsche angemerkt (*hust*), dass Weihnachtsbäume, Girlanden, Krippen und ähnliches einem islamischen Staat nicht geziemen. Und Merz wurde ja als Vorsitzender des konservativen Flügels der CDU, der Angela Merkel als zu linksliberal und migrationsfreundlich betrachtete, zum Kanzler berufen, gerade um Weihnachten wiederzubeleben. Doch seine Prioritäten lagen, wie sich herausstellen sollte, gänzlich woanders: Wiederherstellung des Eisernen Vorhangs und Belastung neuer Generationen von Deutschen mit neuen Schulden. Und jetzt erkannten besagte Generationen plötzlich, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Während die Generation Z auf den öffentlichen Plätzen protestierte, rebellierte die Jugendorganisation seiner eigenen Partei, der CDU, gegen den Kanzler. Grund dafür war eine Bestimmung in einem neuen Gesetzentwurf, die eine automatische Rentenanpassung auf 48 Prozent des Durchschnittsgehalts bis 2031 vorsieht. Denn das ist für die Rentner ja sicherlich positiv – doch die Zahl der Rentner in Deutschland steigt jährlich, während die Zahl der jungen Menschen sinkt. Und die jungen Menschen befürchten, als Steuerzahler im Rahmen des Generationenvertrags eine solche Belastung nicht tragen zu können.

Da die Mitglieder der Jungen Union 18 Sitze im Parlament kontrollierten, wurde dies zu einer ernsthaften Herausforderung für den Kanzler und drohte nicht nur mit dem Scheitern des Gesetzentwurfs, sondern auch gleich mit dem Zusammenbruch der Regierungskoalition. Die Rentenreform war eine kategorische Forderung der SPD, Merz' Koalitionspartner. Er selbst hätte die Rentenanpassung ja vielleicht torpediert, da er das Geld für den Krieg benötigt – ist aber gezwungen, der SPD Zugeständnisse zu machen. Und gerade da meinen ein paar verwöhnte Gören, sich ihm mit ihrem Gejammer über ihre Zukunft in den Weg stellen zu müssen.

Einerseits ist der Wunsch junger Menschen nach einem guten und friedlichen Leben eine natürliche und gesunde Reaktion für die Gesellschaft angesichts der Umstände. Besonders für die deutsche Gesellschaft. Besonders im Hinblick auf einen hypothetischen Krieg mit Russland.

Andererseits gelten egoistischer Pazifismus und die Gier nach Omas Geld nicht als unbedingt bewundernswert. Vor allem nicht in Russland. Der Hauptrefrain Russlands gegenüber Deutschland lautet derzeit:

"Friere, friere, Wolfsschweif!"

Revolten der Generation Z für alles Gute haben selten irgendwo etwas Gutes bewirkt. Deutschland könnte jedoch eine Ausnahme bilden – insbesondere aus der Sicht Russlands, trotz der zwingenden Ambivalenz in unseren Einschätzungen der Lage.

Merz muss nämlich aufgehalten werden, bevor es zu spät ist. Sein Hauptprojekt ist derzeit, Belgien zur Beschlagnahmung russischer Staatsvermögen zu bewegen. Der belgische Premierminister Bart de Wever hat mit seinen skeptischen Ansichten diesbezüglich absolut Recht und kämpft – unter dem Beifall des Parlaments – gegen diesen Vorschlag wie ein Löwe an. Die einzige Lücke, die er der Europäischen Kommission ließ, um das russische Geld doch noch zu stehlen, war eine proportionale Aufteilung der finanziellen Verantwortung unter den EU-Ländern, falls der Vorschlag verwirklicht wird. Dies trübte zwar die Stimmung der Möchtegern-Diebe sofort und erheblich – doch dann meldete sich Merz als Vertreter der führenden Wirtschaftsmacht der EU zu Wort und tat seine Zustimmung kund: Der Bundeskanzler ist bereit, eigenhändig ein Risikoteilungsabkommen auszuarbeiten und wird in den kommenden Tagen mit Unterstützung der deutschen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versuchen, De Wever in diesen Plan einzubinden.

Diese beispiellose Beteiligung der Deutschen an dem Versuch, Russlands Geld zu stehlen, wird die schwierige Entscheidung erleichtern, die getroffen werden muss, falls das Vorhaben der beiden glücken sollte.

Als Reaktion darauf wird Russland offensichtlich das Eigentum deutscher Unternehmen innerhalb seiner Finanz- und Territoriumsgrenzen beschlagnahmen. Experten zufolge beläuft sich dieses auf mindestens 20 Milliarden Euro an verschiedenen Vermögenswerten. Diese Vermögenswerte sind in Russland zum größten Teil nicht eingefroren, sondern lediglich "mit einem Strick angebunden", auf dass sie nicht wegrennen. Als Reaktion auf den geplanten Diebstahl müssen sie dann doch nationalisiert werden, und der Strick wird dann an Wladimir Selenskij verschickt – zu einer Schlinge gebunden, zusammen mit einem Stück Seife.

Danach wird sich die heutige Lage nochmals verfestigen, in der normale außenwirtschaftliche Aktivitäten zwischen Russland und Deutschland unmöglich sind – zumal dann ja jegliches Eigentum beim Übertritt der Grenzen des jeweils anderen von diesem beschlagnahmt werden kann. Selbst wenn der Krieg endet, die Sanktionen aufgehoben werden und bereits internationale Konsortien mit US-Beteiligung mit dem Abbau von Seltenen Erden im dann russischen Gebiet Odessa beginnen – dann wird die Entfremdung zwischen Russland und Deutschland immer noch anhalten, und zwar noch lange.

Die Aneignung von Milliardenbeträgen aus fremden Ländern, die auch nur ein Mindestmaß an Selbstachtung besitzen, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack noch für Generationen später. Die USA etwa befinden sich weiterhin im Konflikt mit Kuba, obwohl einerseits Washington den Kommunismus nicht mehr fürchtet und andererseits Havanna die Idee, den US-amerikanischen Kapitalismus auszurotten, längst aufgegeben hat. Doch die Kubaner sind nicht willens (und auch nicht in der Lage), den Wert des unter Castro verstaatlichten US-amerikanischen Eigentums zurückzuzahlen – und die Amerikaner sind nicht bereit, ihnen diesen Verlust einfach zu verzeihen.

Die Energie- und Industriekooperation zunächst mit der UdSSR und später mit Russland ermöglichte es den Deutschen der Vergangenheit, ein komfortables Leben zu führen – doch die Deutschen der Gegenwart berauben die Deutschen der Zukunft dieser Stütze unwiderruflich. Und solange Merz keine Schulden gegenüber Moskau für die deutsche Jugend angehäuft hat, liegt es auch in deren objektivem Interesse, ihn zu stoppen. Ein Zusammenbruch der Regierungskoalition hätte helfen können, aber der CDU-Jugend hat dann doch die Kraft gefehlt, ihn aufs Parkett zu legen: Im letzten Moment überzeugte der Bundeskanzler schließlich einige der Rebellen, die Abstimmung fand erfolgreich (aus seiner Sicht) statt, das Gesetz wurde verabschiedet, und der drohende Zusammenbruch der Koalition und die folglich drohenden Neuwahlen wurden auf unbestimmte (wahrscheinlich sehr lange) Zeit aufgeschoben.

Aber ehrlich gesagt hatte man von der deutschen Jugend nicht viel zu hoffen, dass diese Ertrinkenden sich selbst retten könnten. Etwas mehr Hoffnung ruht auf dem ungestümen De Wever und noch mehr auf der Regierung von Donald Trump. Zumindest leistet das Weiße Haus laut mehreren US-Medien gegen die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte in der EU Widerstand, nachdem es sich von der Aussicht auf deren Einsatz in gemeinsamen russisch-amerikanischen Projekten hatte locken lassen.

Doch die deutsche Jugend verdient trotzdem Anerkennung: Sie hat zumindest versucht, ihre Machthaber daran zu hindern, Russlands Geld und Deutschlands Zukunft zu stehlen. Die deutsche Jugend mag schwach, ein wenig feige und ein wenig gierig sein, aber sie nennt dennoch Vernunft und gesunden Menschenverstand ihr eigen. Sie verdient daher ja schon so etwas wie ein kleines Weihnachtswunder. Zum Beispiel, dass alle eines Morgens aufwachen und Bundeskanzler Merz in einen Kürbis verwandelt vorfinden.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 7. Dezember 2025.

Dmitri Bawyrin ist Journalist, Publizist und Politologe mit den Interessenschwerpunkten USA, Balkan und nicht anerkannte Staaten. Er war fast 20 Jahre als Politikberater in russischen Wahlkampagnen unterschiedlicher Ebenen tätig. Er verfasst Kommentare für die russischen Medien Wsgljad, RIA Nowosti sowie Regnum und arbeitet mit zahlreichen Medien zusammen.

Mehr zum ThemaOrganisatorin des Schulstreiks: "Wir müssen zeigen, dass wir unbequem sind"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.