
Ukrainisches Militär verteidigt Kramatorsk und Slawjansk nur als Kriegstrophäe

Von Marina Achmedowa
Russlands Präsident Wladimir Putin hat gesagt, dass Russland den Donbass und Neurussland in jedem Fall befreien wird – ob auf militärischem oder auf einem anderen Wege. Zur Gebietsfrage des Friedensplans äußern sich in diesen Tagen besonders aufgeregt auch ukrainische Abgeordnete. "Was werden wir mit den Menschen machen?! Werden wir unsere Menschen hergeben?!", fragen sie zornig. Doch von welchen Menschen ist die Rede? Bevor wir diese Frage beantworten, sollten wir die Städte des Donbass benennen, die das ukrainische Militär zu verlassen hat – Slawjansk und Kramatorsk. Sind sie eigene Städte für die Ukraine?

Im Jahr 2014 reiste ich nach Kramatorsk zur einheimischen Volkswehr, die Verwaltungsgebäude besetzt hatte. Ich reiste auch nach Slawjansk, doch darum geht es nicht. Die Volkswehr von Kramatorsk setzte sich aus Einheimischen zusammen und unterschied sich in nichts von der Donezker Volkswehr. Bei meiner ersten Reise beobachtete ich Warteschlangen für Wasser und sah eine düstere, stille Einrichtung vor Ort – das Haus des Kindes. Ich hätte es für leer halten, wären da nicht Bettlaken mit den Aufschriften "Nicht schießen! Hier sind Kinder!" ausgehängt gewesen. Ich war allein und beschloss, das Haus des Kindes zu betreten, um nachzusehen, was dort passiert. Ich sah, dass es voller stiller Kinder war. In Krankenzimmern lagen Kinder, die palliativ behandelt wurden. Mit ihnen waren einige Mitarbeiter, die keine Angst hatten und nicht geflohen waren. Die Stadt wurde bereits beschossen. Von wem? Die Volkswehr hatte zu diesem Zeitpunkt keine schweren Waffen. Sie hatten Stöcke und alte Schrotflinten. An den Posten standen alte Männer, die Barrikaden zum Schutz vor ukrainischen Panzern bauten. Ich war von dem, was ich im Haus des Kindes gesehen hatte, derart erschüttert, dass ich sofort Doktor Lisa anrief und sie bat, die Kinder abzuholen. Sie kam tatsächlich schon am nächsten Tag. Später werden einige dieser Kinder zwangsweise an die Ukraine zurückgegeben werden, und die Spuren einiger von ihnen werden schlicht verschwinden.
Später wird die Volkswehr von der ukrainischen Armee mit Panzern zerschlagen. Die Milizionäre werden nach Donezk oder Lugansk fliehen, wo sich der Widerstand gegen den Putsch in Kiew formierte. Kramatorsk und Slawjansk werden von ukrainischen Militärs überflutet werden, die Verwandte der Milizionäre und alle Sympathisanten von Russland so misshandeln werden, dass sie sich nicht zu rühren wagen werden. An den Straßen werden Kontrollposten eingerichtet, man wird nicht mehr nach Slawjansk kommen können. Die Straßen werden unter Beschuss stehen, und Donezk mit Grad-Raketenwerfern beschossen werden. All das geschah vor meinen Augen.
Allmählich zogen ukrainische Militärs und Neonazis in diese Städte, wie es auch mit Mariupol der Fall war. Sie brachten ihre Frauen und Verwandten mit und rissen sich die besten Plätze und Häuser unter den Nagel. So kam es dazu, dass die dortige Bevölkerung angeblich proukrainisch sei. Doch in Wirklichkeit ist sie gar nicht ukrainisch. Es ist die gleiche Bevölkerung wie in Donezk und Lugansk. Sie wurde bloß 2014 vom Militär unterdrückt, und ein Teil von ihnen sind Neuankömmlinge, die sich vom Krieg ernähren, sowie ihre Familien. Also werden sie Slawjansk und Kramatorsk als ihre Beute verteidigen. So war es auch in Mariupol, als irgendwelche Asow-Terroristen, die 2014 eingezogen waren, schrien: "Das ist mein Haus!" Was diese Menschen jetzt denken, weiß ich nicht. Wenn sie mit Neonazis und Militärs verwandt sind, sind sie sicher gegen Russland. Doch sowohl in Slawjansk als auch in Kramatorsk gibt es jede Menge Menschen, deren Verwandte bei der Volkswehr kämpften. Und es ist eine große Frage, welche Menschen die ukrainischen Abgeordneten nicht aufgeben wollen. Sind es die gleichen Menschen, die sie im Jahr 2014 beschossen hatten und die sie später durch Neonazis misshandeln ließen, um sie zu ihren "eigenen" zu machen?
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst speziell für RT am 3. Dezember 2025.
Marina Achmedowa ist Schriftstellerin, Journalistin, Mitglied des Menschenrechtsrates der Russischen Föderation und seit Kurzem Chefredakteurin des Nachrichtenportals regnum.ru. Ihre Berichte über die Arbeit als Menschenrechtsaktivistin und ihre Reisen durch die Krisenregion kann man auf ihrem Telegram-Kanal nachlesen.
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