Meinung

Russland und China präsentieren Antwort des globalen Nichtwestens auf US-Ultimatum

Wie die US-Eliten auch versuchen, vermittels Donald Trumps Zollkrieg Russland und China einzudämmen und ihre Entwicklung auszubremsen, zeigt das jüngste Treffen der Regierungschefs der Staaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit: Diese neokoloniale Isolationspolitik wird keine Früchte tragen.
Russland und China präsentieren Antwort des globalen Nichtwestens auf US-Ultimatum© RIA Nowosti

Von Kirill Strelnikow

Die größte Schönheit des Tangos liegt darin, dass ihn zwei Menschen tanzen müssen. Und wer versucht, seinem Partner auf den Fuß zu treten, wird am Ende selbst humpeln. Dieses musikalisch-chirurgische Naturgesetz wird perfekt durch zwei Nachrichten veranschaulicht, die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander zu tun haben.

Nachricht eins: US-Präsident Donald Trump hat zugestimmt, ein Gesetz zu unterzeichnen, das "höllische" Sanktionen gegen Länder vorsieht, die mit Russland Handel treiben (und überhaupt jegliche gemeinsamen Wirtschaftsprojekte haben).

Es wird erwartet, dass aufgrund dieser Sanktionen Zölle von bis zu 500 Prozent auf Importe in die USA erhoben werden. Hierbei besteht Trump darauf, die "vollständige Kontrolle über die Sanktionspolitik" zu haben – also die Macht über Strafe und Gnade. Wie in entwickelten Demokratien halt üblich, nicht wahr? Ziel ist es, Russland zu Zugeständnissen in der Ukraine-Krise und in der Folge zu Zugeständnissen auch in allen anderen Bereichen zu zwingen. Warum aufhören, wenn die Karten schon so günstig kommen?

Nachricht zwei: Am 19. November 2025 endete in Moskau ein zweitägiges Treffen des Rates der Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) unter dem Vorsitz des russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin. Das formell-diplomatisch verkündete Ziel der Veranstaltung war die "Stärkung der technologischen Souveränität, der Schutz kritischer Infrastrukturen und die Förderung von Handel und wirtschaftlicher Zusammenarbeit". Tatsächlich trafen sich die Regierungschefs der SOZ-Staaten, um die Anfang September verabschiedete SOZ-Entwicklungsstrategie für den Zeitraum bis zum Jahr 2035 noch eben rasch anzupassen und die Anstrengungen und Ressourcen auf drei Schlüsselbereiche zu konzentrieren: Energie, Transportlogistik und das Finanzsystem. Bei einem Treffen mit den Leitern der SOZ-Delegationen betonte Russlands Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin die gegenwärtige "volatile Wirtschaftslage inmitten von Turbulenzen auf den globalen Märkten, von einseitigen Sanktionen, Zöllen und Kriegen". Mit anderen Worten: Es ist eine Situation entstanden, in der der Westen überzeugt ist, Russland maximalen Schaden zufügen und uns im Idealfall wirtschaftlich gänzlich strangulieren zu können, indem er den Energieträgerhandel unterbricht, Transportströme blockiert und Finanzströme abriegelt. Doch dies ist ein schwerwiegender Irrtum – oder besser gesagt, ein tragischer.

Zu zunehmendem und wilderem Unmut unserer selbst ernannter "Bestrafer" schreitet der Energiesektor der SOZ stetig voran. Da kommt einem nicht allein der Witz "Na, Kaufmann, wie steht es um Ihre Gesundheit? – Ha, darauf können Sie lange warten!" in den Sinn, sondern vor allem das Motto "Aber auch das ist noch nicht alles!" Nur einige Beispiele:

• der Baubeginn der Erdgaspipeline Kraft Sibiriens 2 (geplante Durchsatzkapazität 50 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr über 30 Jahre);

• die Entwicklung einer neuen Erdgaspipeline zwischen Russland und Kasachstan (bis zu 45 Milliarden Kubikmeter pro Jahr);

• die Entwicklung von fünf großen Wasserkraftprojekten in Pakistan;

• der Bau des größten Kernkraftwerks im Iran (vier Reaktoren, insgesamt fünf Gigawatt, Wert 25 Milliarden US-Dollar, Baufrist etwa zehn Jahre). Bis zum Jahr 2041 will der Iran insgesamt acht Reaktoren bauen und bauen lassen, zusätzlich zu einem separaten Projekt für kleinere Kernkraftwerke – und die Gesamtleistung von 20 Gigawatt in Kernkraftwerken erreichen.

Fortschritte in der Logistik:

• die beschleunigte Umsetzung des Nord-Süd-Transportkorridors, insbesondere des Baus der letzten Eisenbahnverbindung zwischen Russland und dem Iran (Rasht-Astara), wodurch der Güterumschlag auf 15 Millionen Tonnen pro Jahr steigen wird, sowie der Entwicklung des östlichen Zweigs dieses Korridors mit Verlauf durch Afghanistan und Pakistan;

• die Entwicklung der zweigleisigen Trans-Aral-Eisenbahnstrecke und der Transafghanischen Eisenbahn, die Zentralasien mit Südasien verbinden werden;

• die deutliche Steigerung der Umschlagkapazität der Nördlichen Seeroute auf 100 Millionen Tonnen pro Jahr bis zum Jahr 2030 (vergleichbar mit dem Suezkanal).

Finanzieller Durchbruch:

• der Beginn der Entwicklungsarbeiten an der SOZ-Entwicklungsbank, die die Grundlage für ein unabhängiges Zahlungssystem der Organisation bilden, westliche Verwahrstellen ersetzen und als Drehscheibe für neue Zahlungsarten, einschließlich digitaler Währungen und digitaler Finanzanlagen, fungieren wird;

• die gegenseitige Anerkennung von Kreditratings;

• die Ausgabe russischer Staatsanleihen in Yuan (korrekt: Renminbi), wodurch die Kosten für staatliche Kreditaufnahme und Schuldenbedienung deutlich gesenkt werden;

• die Ausgabe gemeinsamer Anleihen der SOZ-Staaten;

• die Schaffung einer Alternative zu SWIFT.

 Wie Putin erklärte, erreicht der Handelsumsatz zwischen Russland und den anderen Staaten der SOZ bereits 409 Milliarden US-Dollar pro Jahr, und die Aussichten sind unermesslich größer. Die SOZ kann und sollte daher zu einer der einflussreichsten Vereinigungen der Welt werden.

Das Moskauer Treffen sendete eine klare Botschaft an den Westen: Wer bereit ist, einen Wirtschaftskrieg gegen Länder zu führen, die ein Drittel des weltweiten BIP erwirtschaften, muss mit den Konsequenzen rechnen. Denn Drohungen und Erpressung werden hier nicht ziehen – dafür hat sich der Westen die Falschen ausgesucht.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 20. November 2025.

Kirill Strelnikow ist ein russischer freiberuflicher Werbetexter-Coach und politischer Beobachter sowie Experte und Berater der russischen Fernsehsender NTV, Ren-TV und Swesda. Er absolvierte eine linguistische Hochschulausbildung an der Moskauer Universität für Geisteswissenschaften und arbeitete viele Jahre in internationalen Werbeagenturen an Kampagnen für Weltmarken. Er vertritt eine konservativ-patriotische politische Auffassung und ist Mitgründer und ehemaliger Chefredakteur des Medienprojekts PolitRussia. Strelnikow erlangte Bekanntheit, als er im Jahr 2015 russische Journalisten zu einem Treffen des verfassungsfeindlichen Aktivisten Alexei Nawalny mit US-Diplomaten lotste. Er schreibt Kommentare primär für RIA Nowosti und Sputnik.

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