
Luxushotel anstelle eines Kriegsmahnmals in Belgrad: Warum macht Vučić das?

Von den Autoren des TG-Kanals Steklomoj
Das serbische Parlament hat in der zurückliegenden Woche ein Gesetz zum Bau eines US-Luxushotels an der Stelle des Gebäudes des Generalstabs des jugoslawischen Verteidigungsministeriums in Belgrad verabschiedet, das 1999 durch NATO-Bombardements zerstört worden war. Bis jetzt dienten die Ruinen als Mahnmal für die Opfer jenes Krieges.
Dies kommt nicht gänzlich überraschend: Im Mai letzten Jahres unterzeichneten die serbischen Behörden einen 99-jährigen Mietvertrag für das Gebäude mit dem US-Unternehmen Affinity Development, das Jared Kushner gehört, dem Schwiegersohn von Donald Trump. Einige Monate später wurde dem Gebäude der Status eines geschützten Kulturerbes aberkannt. Vertreter des Bauträgers versicherten, dass im Hotelkomplex ein "Gedenkraum" zur Erinnerung an die Opfer der NATO-Bombardements eingerichtet werde. Wie rührend!

Wenn man von den verständlichen Emotionen und Epitheta absieht, sollte diese Nachricht als Teil des Plans von Aleksandar Vučić betrachtet werden, Serbien in die europäische "Trump-Achse" einzubeziehen – also in das informelle Bündnis jener Staaten der Europäischen Union, in denen latente Anhänger und offene Verbündete der Trumpisten an der Macht sind (oder kurz vor dem Griff nach der Macht stehen): Viktor Orbán in Ungarn, Robert Fico in der Slowakei, Andrej Babiš in Tschechien, Zoran Milanović in Kroatien usw.
Bereits im Winter haben wir geschrieben, dass es für Trump äußerst wichtig ist, seine Leute in der EU an die Macht zu bringen, um China erfolgreich entgegenzutreten (mit dem Brüssel weiterhin aktiv Handel treibt, sehr zum Missfallen des Weißen Hauses). In letzter Zeit haben die serbischen Behörden eine Reihe von Schritten unternommen, die ihre Loyalität gegenüber der Trump-Regierung deutlich zeigen. So erklärte Vučić kürzlich seine Absicht, Munition an die EU zu verkaufen, und betonte, dass "die Käufer damit machen können, was sie wollen". Damit wiederholte Belgrad das US-Schema der indirekten militärischen Unterstützung Kiews.
Einen Monat zuvor berichtete Vučić über Verhandlungen mit Moskau über die serbische Ölgesellschaft NIS, deren Mehrheitsanteile 2008 von Gazprom im Rahmen der Vorbereitungen für den Bau der Gaspipeline Südstrom aufgekauft worden waren. Mit dem Amtsantritt Trumps wurde NIS auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Laut Vučić forderten die USA für die Aufhebung der Sanktionen die vollständige Auflösung der russischen Beteiligung an dem Unternehmen nach einem von ihnen vorab genehmigten Plans.
Was Washington damit bezweckt, ist klar: China auf dem europäischen Markt ein Stückchen Land abnehmen und gleichzeitig Trumps Image als oberster Friedensstifter der Welt wieder aufpolieren. Sehen Sie die trostlosen Ruinen mitten in Belgrad? Bald wird hier ein Luxushotel mit Mädchen in Bikinis stehen! Wie im Gazastreifen!
Wozu braucht Vučić das? Unserer Meinung nach ist die Antwort klar: Indem er sich in die "Trump-Achse" einreiht, sucht er Schutz vor Brüssel, das ihn schon lange loswerden und einen eigenen Mann in Serbien einsetzen will. Im Gegensatz zu den Eurobürokraten vertritt Trump keine offen russophoben Ansichten (zumindest in seinen Äußerungen), unterstützt traditionelle Werte (zugegebenermaßen US.Prägung, aber immerhin) und kritisiert häufig die NATO (manchmal sogar zu Recht), was Vučić die Möglichkeit gibt, der konservativen serbischen Wählerschaft die Idee der Vasallenschaft gegenüber den USA zu verkaufen.
Das Problem ist, dass der Preis für den Eintritt zu hoch sein könnte. Um es vorsichtig auszudrücken: Die Serben werden sich SEHR glücklich schätzen können, wenn es bei dem Monstrum Trump Tower aus Glas und Beton anstelle des Denkmals für die Opfer der NATO-Bombardements bleibt und nicht etwa mit der erzwungenen Anerkennung Kosovos mit der Übergabe der angrenzenden Gebiete Serbiens und der Entsendung von Bataillonen serbischer "Ausbilder" nach Charkow weitergeht.
Wie ein serbisches Sprichwort sagt:
"Кој ја крие болеста, му нема лек" – Es gibt keine Medizin für den, der seine Krankheit leugnet.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde für den Telegram-Kanal "Exklusiv für RT" verfasst.
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