Meinung

Eine Jury und ihre Preisvergabe: Friedenspreis bald auch für Rheinmetall?

Entspannungspolitik und "Osthandel" waren einmal: sozusagen notwendige, aber bloß vorübergehende Zugeständnisse und Täuschungsmanöver im Kalten Krieg. Denn die herrschenden Kreise der BRD hatten nach 1945 ihre Lektion aus der Geschichte gelernt: nie wieder einen Zweifrontenkrieg – und nie wieder allein gegen Russland.
Eine Jury und ihre Preisvergabe: Friedenspreis bald auch für Rheinmetall?© Urheberrechtlich geschützt

Von Uli Gellermann

Die Zeitung Wirtschaftswoche fischt aus dem Trüben der scheinbaren Belanglosigkeiten einen "Westfälischen Friedenspreis für die NATO". Die Wirtschaftswoche müsste diese sogenannte Nachricht nicht bringen. Außer sie wollte diese Absurdität kritisch untersuchen und kommentieren. Aber im Gegenteil – die Wirtschaftswoche lobt die Initiatoren: "Mit der Entscheidung für die Nato und Mark Rutte stärken die WWL (Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen-Lippe) und die Jury auch die transatlantische Zusammenarbeit, die insbesondere in einer zunehmend multipolaren Weltordnung von besonderer Bedeutung ist." Es ist also in Wahrheit keine Nachricht, sondern bezahlte PR für gute Anzeigenkunden.

NATO: Mörderisch von Jugoslawien bis Afghanistan

Ausgerechnet der NATO – die mit ihren Kriegen von Jugoslawien bis Afghanistan ihren mörderischen Charakter bewiesen hat – einen Friedenspreis zu verleihen, dazu gehört ein gerüttelt Maß an widerlicher Unverschämtheit. Im Kuratorium und der Jury des Preises sitzen der Nazi-Enkel Kanzler Merz, ein Chef des Hauses Hohenzollern – ein adliger Laden, der gut im Kriege-Beginnen und -Verlieren war – und Reinhard Zinkann (Geschäftsführer Miele-Waschmaschinen). Im Zweiten Weltkrieg stellte Miele Steuereinheiten für Torpedos der deutschen Kriegsmarine her. Dabei wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. Zu den Finanziers des Preises gehört auch die FALKE KGaA (Socken). Deren Kapital stammt unter anderem aus der Arisierung der "Strickwarenfabrik Salomon Stern".

Den verlorenen deutschen Krieg gegen Russland heute mit der NATO gewinnen

Das Geschmeiß traut sich was: In einer Medien-Atmosphäre, die von Kriegstüchtigkeit nur so strotzt, zieht es eine falsche Friedensfahne auf, um die blutige NATO zu tarnen. Bei Sichtung des Absenders werden die braunen Wurzeln des Friedenspreises für die NATO deutlich. Hätten die NATO-Mitglieder Großbritannien, Frankreich oder Polen ein historisches Gedächtnis, dann wüssten sie, dass mit diesem Friedenspreis die NATO als Nachfolgeorganisation der Reichswehr in Stellung gebracht wird: Der verlorene deutsche Krieg gegen Russland soll heute unter falscher Flagge gewonnen werden. Die nationalen Interessen der ehemaligen Alliierten verschwinden hinter den Interessen der Rüstungsindustrie und der Vormacht jener USA, die ihren Krieg in der Ukraine zu einem siegreichen Ende führen möchte.

Allwissend-Maschine Google

NATO-Operationen tragen gern den Namen "Friedenseinsätze". Wie zum Beispiel die "Kosovo Force (KFOR)", die nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch die NATO die Aufräumarbeiten erledigen sollte. Wir sind Tauben, sagen die Falken, und die Wölfe erklären sich zu Lämmern. Und die Kriegseinsätze tragen den Namen "Mission"; übersetzt bedeutet das "Sendung" und hat eine schöne religiöse Färbung, da lauert der Heilige Krieg an der nächsten Ecke. Wer in die angeblich Allwissend-Maschine Google das Stichwort "Mission gegen Russland" eingibt, bekommt automatisch eine Reihe Anmerkungen zum Ukrainekrieg. Der schönste Treffer kommt von der Bundeswehr und erzählt über "Die europäische Ausbildungsmission EUMAM UA (European Union Military Assistance Mission Ukraine)" – bingo!

Orwells Roman ist Wirklichkeit

Wann wird Rheinmetall den "Friedenspreis" bekommen? Aus George Orwells Roman "1984" stammt das Zitat "Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke". Die Medienmacher und ihre Herrscher haben Orwell gelesen und seinen Roman als Handbuch verstanden. Wir erleben seit der Zeit des Corona-Regimes eine andauernde Anwendung ihrer Kenntnisse. Der Friedenspreis für die NATO ist ein herausragendes Produkt dieser praktischen Aneignung.

Der Beitrag wurde zuerst am 8. November 2025 auf der Webseite www.rationalgalerie.de veröffentlicht.

Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begründen seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite Rationalgalerie.

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