Meinung

Stadtbild-Wahrnehmungen – Team Wohlstandsverwahrlosung mal wieder empört

Gleich zwei böse Äußerungen hat der Bundeskanzler gemacht, so die Wahrnehmung der Berufsempörten. Wer zaghaft bestätigt, dass er Veränderungen in seinem Stadtbild erkenne, erhält erneut von den wahren "Demokraten" den brauen Stempel eines gerade noch geduldeten rechten Mitbürgers auf die Stirn gedrückt.
Stadtbild-Wahrnehmungen – Team Wohlstandsverwahrlosung mal wieder empört© Archiv B.Loyen

Von Bernhard Loyen

Es wird mal wieder hysterisch gedeutet und diskutiert im Land. Ausschlaggebend sind jüngste Äußerungen des Bundeskanzlers zum Thema unerwünschter Realitäten in Metropolen, Ballungszentren bis hinein in die toten kleinstädtischen Fußgängerzonen und auf betonierten Bahnhofsvorplätzen, und die dabei für die Fraktion der vermeintlich aufrichtig Besorgten im Land unerwünschten Schilderungen und Kommentierungen. Den Guten, den wahren Demokraten, den zuverlässigen Reststützen von drei Parteien mit aktuell überschaubarem Zuspruch seitens der Bürger von jeweils ± 10 Prozent.

"SPD stürzt bei den sicheren Wählern auf einstelligen Wert ab", so der Berliner Tagesspiegel bestätigend. Mickrige neun Prozent seien es aktuell. Da kommt doch eine "linke" Empörungswelle im Land genau zur richtigen Zeit als nützliche Blend- und Nebelgranate, um vom Versagen abzulenken. Zur Erinnerung oder möglicher Unkenntnis in der Causa, die zwei schlimmen Aussagen des Friedrich Merz:

  • Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen
  • Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte. Ich vermute, Sie kriegen eine ziemlich klare und deutliche Antwort. Ich habe gar nichts zurückzunehmen.

Hauptstadtjournalisten forderten vom Kanzler zum Wochenbeginn die Rücknahme des Nazi-Vokabulars, denn "Stadtbild" – Achtung – hat auch die Berliner Sportpalast-Legende Joseph Goebbels genutzt, jedoch in einem Tagebucheintrag. Vielleicht war es der persönliche andauernde Ärger über das Ende der "unabhängigen Forschungsstelle für koloniales Erbe", der den deutschen Historiker Jürgen Zimmerer mit mehr Zeit dazu bewegte, sich mit Goebbels Tagebüchern aus dem Jahr 1941 zu beschäftigen. So informierte der Gelehrte wörtlich auf X:

"Ich habe mir nun den Eintrag in Goebbels Tagebücher (20.8.1941) angesehen. Das muss man als deutscher Bundeskanzler wissen. Man darf nicht von Stadtbild faseln im Kontext von Abschiebung. Das ist ein Bruch mit der Vergangenheitsbewältigung, ein Bankrott der Erinnerungskultur."

Verrückt irgendwie, weil … nun erschließt sich für mich auch ein Plakat von der gestrigen Neubauer-Empörungsdemo vor der CDU-Zentrale in Berlin.

Ob es Herr Zimmerer persönlich war? Noch verrückter: der gedankliche Brückenbau des Erinnerungsprofis. Die Goebbels-Aussage, genau einmal auf 548 Seiten, findet sich auf Seite 130 der Tagebücher:

"Der Luftkrieg gegen uns ist eines der Hauptargumente, das die Engländer vortragen. Man droht uns mit einem schweren Winter, in dem, wie der Londoner Rundfunk erklärt, auch das Stadtbild von Berlin wesentlich geändert werden soll. Es ist nur gut, daß das deutsche Volk in seinen breiten Schichten von dieser ganzen feindlichen Kampagne nur wenig zu merken bekommt."

Würde man etwas umformulieren, Wörter austauschen und ergänzen – Drohnenangriff, der Russe, RT, hybrid –, man könnte es glatt als aktuelle Merz-Rede im Bundestag verkaufen, so bizarr sind die Zeiten. Kurz nebenbei erwähnt: Der Berliner rbb präsentierte am 21. Oktober seinen Zuschauern folgende manipulative mentale Mobilisierung, auch Militainment genannt:

"Drohnen im Anflug – wer schützt uns? Russische Drohnen über Bayern, Schleswig-Holstein und Polen – plötzlich ist die Bedrohung ganz nah"

Warum beschäftigten doch gleich die Mainstreammedien die erschöpften Bürger seit Monaten 24/7 mit der Drohkulisse eines nahenden, drohenden, zu befürchtenden, vermuteten, also rein spekulativen "Angriffs Russlands" auf die EU und Deutschland? Um von den wahren Problemen abzulenken, wie zum Beispiel der millionenfach bemerkten veränderten Realität im Stadtbild. 

Jeder Leser mag für sich individuell das Häkchen setzen: offene Armut und Verelendung, Alltagsgewalt samt Verbrechen und Mord, Messerverbotszonen, Hässlichkeiten der optischen und verbalen Natur, Amokpoller, Dreck und Vermüllung.

Im Rahmen der Diskussion: Verhaltensauffällige Einzelpersonen oder Gruppierungen, sehr oft männlich und meist Neubürger in der Region. Kurzum die "Neue Normalität" der Gegenwart. Politisch eingeleitet, forciert und untermauert seit nun rund 15 Jahren. Historiker Zimmerer ergänzt in einem weiteren X-Beitrag:

"Die [Merz-]Aussage über das Stadtbild ist eine Bankrotterklärung der deutschen Erinnerungskultur."

Die erwartbaren, bestellten und berechenbaren hysterischen Reaktionen der "linken Demokraten" stellen für mich dabei eine erkenntnisreiche Bankrotterklärung der deutschen Erinnerungskultur dar. In der gesamten Diskussion, über – auch, nicht nur – migrationsbedingte "Stadtbild"-Veränderungen bleibt die brutale Veränderung in den drei dunklen Jahren der "Corona-Krise" vollends außen vor. Alles schon verdrängt und vergessen?

Lockdown bedingte Schließungen. Spielplatz-, Kindergarten- und Schulschließungen. Kultureinrichtungen, Gastronomie, Bibliotheken und Schwimmbäder zu. Überall Ermahnungen und Befehle. Plakate, Zettel, Schilder, Kampagnen und Hinweise. Zugangsbeschränkungen. Gesundheitskontrollen. Nötigungen. Nicht nur im Stadtbild ersichtlich, sondern auch hinter der Sicherheitstür.

Das soll aber gegenwärtig bitte nicht das Thema sein? Sehr wohl, weil auch diese Brutalität von der Politik zu verantworten ist, wie das Versagen in der Migrationspolitik. Was nun Frau Neubauer gestern ihren Jüngern (m/w/d) mitteilte, ist vollkommen irrelevant. Interessanter und bestätigend  ist ihre Aufforderung an eine Nius-Mitarbeiterin, die es wagte, Mademoiselle Wohlstandsgöre zu belästigen. Nius dabei "ein rechtes Blatt", welches regelmäßig die "Stadtbild"-Kontroverse mit Artikeln und Recherchen unterfüttert. Die genervte Empfehlung lautete:

"Kündige deinen Job, bitte." 

Da präsentiert sie sich mal wieder, diese gelebte Arroganz der Macht. Die zugeschanzte, unantastbare Deutungshoheit. Die exemplarische hässliche Fratze einer "guten Demokratin", die einen sehr hohen, biografiebedingten Tellerrand güldenen Porzellans besitzt. Eine Redakteurin der Berliner Zeitung, mutmaßlich laut Namen mit Migrationshintergrund, erklärt in ihrem Text zur Merz-Diskussion:

"Ich bin eine Tochter und ich habe abends Angst. Nicht vor 'Fremden', sondern vor der Möglichkeit, dass aus Nähe plötzlich Gefahr werden kann. Ich wurde angepöbelt, bedrängt, beschimpft – von Männern mit verschiedenen Gesichtern, Stimmen, Hautfarben. Denn Gewalt hat kein Herkunftsland, sie hat ein Geschlecht."

Ein Text mit sehr viel Interpretationsfreiraum. Etwas direkter formuliert es wenig überraschend Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek, die laut Tagesspiegel dem Kanzler vorwirft, "er instrumentalisiere Frauen für 'blanken Rassismus'". Das klare Urteil lautet mit dem Hebel zur Ausblendung:

"Wenn Frauen nachts allein nach Hause laufen, haben sie keine Angst vor Migranten, sie haben Angst vor Männern. Das Problem ist eine gewalttätige und grenzüberschreitende Männlichkeit."

Das Land ist und bleibt zerstritten, die Gesellschaft tief gespalten, auseinandergetrieben und zerrissen. Spätestens seit den Corona-Jahren mit irreparablen tiefen Gräben. Verantwortlich dafür ist allein die Politik, ob im Regierungsviertel oder partizipierend in den Städten und Kommunen.

Viel Hoffnung wird nun seitens der Bürger der AfD zugeschanzt, ob aus Bockigkeit, Verzweiflung oder klarer Positionierung. Ein erkenntnisreicher Testballon wird auffällig hysterisch seitens etablierter Parteien samt bürgerlicher Erfüllungsgehilfen und Kampagnenorganisationen hartnäckig bekämpft und verhindert. Eine Realität, die mehr aussagt, als den aufrechten Demokraten, vom Guten Dasein chronisch verblendet, fortdauernd nicht in das Bewusstsein rückt.

Das "Stadtbild" aussichtsreichster Kandidat für das Unwort des Jahres werden wird, ist dabei nicht einmal der Gang zum Wettbüro wert.

Mehr zum Thema – Merz nach Klausur: CDU lehnt Zusammenarbeit mit der AfD weiter ab

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