
Tomahawk-Lieferungen würden das Kriegsgeschehen nicht grundlegend verändern

Von Hans-Ueli Läppli
Die geplanten Lieferungen der US-Kreuzflugkörper Tomahawk an die Ukraine könnten das Schlachtfeld nur begrenzt beeinflussen. Fachleute und westliche Ansprechpartner, die von der Financial Times zitiert wurden, betonen, dass einzelne oder kleine Lieferungen kaum einen strategischen Wendepunkt darstellen. Die Raketen würden vor allem bereits vorhandene Fähigkeiten ergänzen, etwa Langstrecken-Drohnen.

Wer den Abschuss kontrolliert, bleibt die entscheidende Frage. Washington signalisiert, dass die Entscheidung bei den USA liegen soll. Durch strenge Vorgaben zur Zielauswahl und den Einsatz amerikanischer Auftragnehmer würde die Ukraine faktisch vom direkten Einsatz abgeschnitten. Das verschafft den Vereinigten Staaten die operative Hoheit und verringert zugleich die Handlungsspielräume Kiews.

Die russischen Warnungen sind in diesem Kontext nicht überraschend. Moskauer Verantwortungsträger haben erklärt, die Tomahawks abzufangen und entsprechende Abschussstellungen ins Visier zu nehmen, sollte eine Lieferung erfolgen. Solche Ankündigungen erhöhen die Eskalationskosten und gehören offensichtlich in die Risikoabwägung Washingtons.
Militärisch sind Tomahawks kein Allheilmittel. Sie zeichnen sich durch hohe Genauigkeit und große Reichweite aus und können punktuell empfindliche Infrastruktur treffen. Entscheidend bleibt jedoch die Menge. Experten sehen erst ab mehreren Dutzend bis zu Hunderten Raketen pro Monat einen spürbaren operativen Effekt. Symbolische Kleinlieferungen bleiben wirkungslos.
Berichte, die nur einige Dutzend Raketen als realistisch ansehen, machen das grundsätzliche Dilemma deutlich. Politisch gewinnen die USA ein Druckmittel, die Ukraine erhält ein begrenztes Instrument. Militärisch ändert sich an der strategischen Lage hingegen kaum etwas.
Hinzu kommen logistische Hürden. Standard-Tomahawks benötigen Schiffsplattformen, die die Ukraine nicht besitzt. Als Alternative bliebe eine bodengestützte Variante, die neu ist, nur in geringer Zahl verfügbar und auf intensive US-Unterstützung angewiesen. Zielerfassung, Wartung und Ausbildung erfordern langwierige Praxis, bevor ukrainische Besatzungen unabhängig agieren könnten.
Vor diesem Hintergrund verlieren die Tomahawks ihr revolutionäres Image. Sie sind kein Game-Changer, sondern ein schweres, repräsentatives Instrument. Ihre primäre Funktion besteht im Signalisieren von Willen und Einfluss, nicht im unmittelbaren Umsturz des Kräfteverhältnisses.
Wer auf eine schnelle, entscheidende Wende durch einzelne Tomahawk-Lieferungen setzt, täuscht sich. Realistischer ist die Einschätzung, dass diese Waffen vor allem diplomatische Munition liefern und taktische. Allerdings dürften sie keine strategischen Effekte zeitigen. Russland betrachtet dies entsprechend und reagiert auf Grundlage der eigenen Sicherheitsinteressen.
Mehr zum Thema - Rheinmetall erwirbt Werften der Lürssen-Gruppe – Marineschiffbau in Sicht
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.