
Noch ein Jahr New-START-Vertrag: Trumps Fenster der Möglichkeiten

Von Ilja Kramnik
Donald Trumps positive Antwort auf den Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Gültigkeit des Vertrages zur Reduzierung strategischer Offensivwaffen (New START) um ein Jahr zu verlängern, war insgesamt vorhersehbar. Unter den gegenwärtigen Umständen können beide Länder es ganz und gar nicht gebrauchen, Geld für noch mehr strategische Nuklearwaffen ausgeben zu müssen, die immer große Ausgaben erfordern.
Die USA werden ernsthaft von der Notwendigkeit beeinflusst, Geld für eine Erneuerung der Serienproduktion von Nuklearmunition auszugeben: Das Alter des US-amerikanischen Atomarsenals wird in den Vereinigten Staaten als Problem wahrgenommen, und die USA werden sich in erster Linie mit dieser Angelegenheit beschäftigen. Allein deshalb, weil die Steigerung der US-Militärausgaben unter Trump gerade noch die Inflation überdeckt, und selbst bei einem Haushalt von einer Billion US-Dollar werden die USA mehr Geld für praktisch alle Waffenarten benötigen.

Eine ähnliche Lage besteht in Russland, obwohl das Land serienmäßig Munition produziert. Zunächst ist da die noch unbeendete Sonderoperation in der Ukraine. Nach deren Ende wird es notwendig sein, große Anstrengungen zu unternehmen, um die verbrauchte Munition wieder aufzustocken. Immerhin muss Russland dafür keine Industrie von null aufbauen, wie einige NATO-Länder, die dieses Problem ebenfalls lösen müssen. Sich unter diesen Bedingungen noch zusätzlich die Aufstockung des Atomarsenals aufzubürden, wäre angesichts der Lage offensichtlich überflüssig.
Dennoch sollten man sich bewusst sein, dass dieser Kompromiss vorübergehend ist. Mit der Zunahme des Nuklearpotenzials von China, das zum Beginn der 2030er Jahre die wichtige psychologische Marke von 1.000 Nuklearsprengköpfen übersteigen wird, wird sich den USA unweigerlich auch die Frage nach einer Eindämmung Chinas stellen. Wie die Antwort darauf ausfallen wird, ist bisher niemandem klar – zumindest deshalb, weil sich China gegenwärtig prinzipiell weigert, über eine Beschränkung der eigenen Nuklearkräfte zu verhandeln, und es vorzieht, jene Zahlen zu erreichen, bei denen ebenbürtige Verhandlungen mit den Begründern des atomaren Wettstreits möglich sein werden. Somit eröffnet sich für die USA ein einzigartiges Fenster der Möglichkeiten, um mit Russland zu zahlreichen Fragen ein Übereinkommen zu erzielen. Ob sich Präsident Trump dessen bewusst ist, wird die nächste Zukunft zeigen.
Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst speziell für "RT" am 6. Oktober 2025.
Ilja Kramnik ist Militäranalyst, Experte beim Russischen Rat für Internationale Angelegenheiten und Forscher am Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen.
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