Meinung

Warum hofiert der Berliner Senat den viel kritisierten ZDF-Clown Jan Böhmermann?

Politik und Medien agieren seit rund fünf Jahren nachweislich Hand in Hand, um kritische Stimmen und willkürlich deklarierte "Feinde der Demokratie" auf allen ihnen zur Verfügung stehenden Ebenen biografisch zu zerstören. Das offizielle Hofieren von Jan Böhmermann in der Hauptstadt gilt als neuer Tiefpunkt der unangenehmen Melange.
Warum hofiert der Berliner Senat den viel kritisierten ZDF-Clown Jan Böhmermann?Quelle: Gettyimages.ru © Andreas Rentz/Staff

Von Bernhard Loyen

"Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" lautete mal eine schlichte Formel des normalen Diskurses in der Gesellschaftsgruppe der "einfachen Bürger" aus der Arbeiterklasse beim Versuch einer effektiven, konstruktiven Auseinandersetzung.

Die Gegenwart seit 2020 präsentiert demgegenüber kritischen geerdeten Bürgern die schmierige Adaption "der Guten", der vermeintlich "aufrechten Demokraten" aus meist gut dotiertem Elternhaus und Umfeld. Die ehemals selbstverständliche Regel lautet nun: "Pack pflegt sich, Pack schmiert sich, Pack verträgt sich." Das jüngste Beispiel der ebenso unangenehmen wie gefährlichen Verstrickung von Politik und Medien findet sich mal wieder in der Hauptstadt Berlin. So heißt es in der Berliner Zeitung vom 25. September:

"Böhmermanns dubiose Geschäfte: Ist auch Steuergeld im Spiel? Jan Böhmermann kündigt eine Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt an. Es gibt Hinweise, dass dahinter der Kampf gegen unabhängige Medien steckt – mit Steuergeldern finanziert. Auch die Berliner Zeitung ist betroffen."

Nicht abwinken, Böhmermann ist und bleibt gefährlich, sozusagen ein erbärmlicher Gustav-Gründgens-Verschnitt für eine anspruchslose Verehrergemeinde. Anbiedern an die Macht ist seit Jahren auch sein Motto. Oben bleiben. GEZ-Zwangsgelder ermöglichen ihm seit Jahren ein beeindruckend unantastbares, unbekümmertes Dasein als lupenreiner Denunziant, Gesellschaftsspalter und Biografie-Zerstörer. Seine destruktiven Auftragsarbeiten sind breit dokumentiert. 

Die jüngste Attacke Böhmermanns belegt eine vorherige Absprache und Planung der Redaktion mit der Hauptstadtpolitik, wie dem Roten Rathaus, willfähriger Geldgeber und Financier des Hauses der Kulturen der Welt (HKW) – mehr als sinnbildlich vis-a-vis des Kanzleramts an der Spree gelegen, unweit des Regierungsviertels. Worum geht es? Die HKW-Bewerbung des Spektakels lautet:

"Jan Böhmermann & Gruppe Royale, die Macherinnen des ZDF Magazin Royale, besetzen vom 27. September bis 19. Oktober 2025 mit der Ausstellung – Die Möglichkeit der Unvernunft – und einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm das Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin."

Der Großmeister der selbstverliebten Destruktivität darf persönlich weiter erklären:

"'Die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren gilt es zu weiten, anstatt sie zu verengen. Es ist an der Zeit, der Gesellschaft die Wurst vorzuhalten', beschreibt Jan Böhmermann den Leitgedanken der dreiwöchigen Residenz in dem 1957 als Kongresshalle von den USA gestifteten Haus der Kulturen der Welt (HKW)."

Alles natürlich unter dem windigen Deckmantel vermeintlicher Satire, lustiger Provokation und natürlich auch etwas ernstem Hintergrund. Der lupenreine Westdeutsche Jahrgang 1981 darf erklären:

"'Die politischen, gesellschaftlichen und juristischen Fragen der Gegenwart sind dort zu stellen, wo sie verhandelt werden', begründet Jan Böhmermann die Wahl des Projektortes im Herzen Berlins – direkt neben Kanzleramt, Reichstag und Schloss Bellevue: 'Dieses Gebäude – ein Geschenk der USA an West-Berlin und die demokratische Bundesrepublik Deutschland – ist eine Zeitkapsel und mahnt uns, das Leuchtfeuer der Freiheit niemals erlöschen zu lassen.'"

Das erklärt einer der verbalen Brandstifter der Gegenwart. Vermeintliche Seriosität mit politischem Anspruch, gepaart mit vermeintlichem Schalk, so möchte "Böhmi" wahrgenommen werden. Er ist und war aber noch nie ein Karl Valentin, kein Vicco von Bülow (Loriot) oder Gerhard Polt. Kein Dieter Hildebrandt oder Harald Schmidt. Er ist nicht einmal eine schlechte Kopie der genannten Grandseigneurs des politischen Kabaretts. Er ist ein geduldeter, bauchgepinselter Hofnarr, dem mit rund 30 Auszeichnungen und Preisen seit rund 16 Jahren vermittelt wird: Du bist wichtig, du gehörst zu uns, wir brauchen dich.

Böhmermann stand dabei in der Win-win-Absprache in der "Corona-Krise" verbal treu Gewehr bei Fuß und agiert aktiv im endlosen "Kampf gegen rechts". Nun muss im großen Rahmen das Feld in Berlin bearbeitet werden. Die Berliner Zeitung erklärt die jüngste Attacke von Politik und Medien"kollegen":

"Die 'Gespräche' wird Böhmermann mit Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Promi-Anwalt Christian Schertz führen. Schertz antwortete bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht, ob er für den Auftritt ein Honorar erhält."

Schertz vertrat unter anderem vor Gericht Günther Jauch, Helene Fischer und – Böhmermann. Im Artikel wird weiter ausgeführt:

"Über die Finanzierung der Ausstellung wollen die Beteiligten lieber schweigen. Allerdings ist klar, dass Böhmermann mit seinen neuen Aktivitäten nun nicht mehr nur durch die ZDF-Gebührengelder, sondern direkt mit Steuergeldern finanziert wird."

Das HKW bekam zum Überleben nach Medienanfrage nachweislich rund 57 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt, also Steuergelder, seitens des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die HKW-Leitung windet sich hinsichtlich Erklärungen, da sie abhängig vom Geld ist. Dazu heißt es im BZ-Artikel:

"Das HKW sieht sich demnach außer Stande, die Frage, ob man Mitveranstalter sei, mit Ja oder Nein zu beantworten. Da die Ankündigung der Veranstaltung auf HKW-Briefpapier erfolgte, ist klar: Der Steuerzahler finanziert Böhmermanns Auftritte mindestens mit."

Nun wird es erkenntnisreich: Die Redaktion der Berliner Zeitung berichtet darüber, dass die Böhmermann-Redaktion anscheinend ihre Anwesenheit in Berlin sehr gezielt ausgewählt hat. Der Inhaber und Verleger Holger Friedrich gilt als unbeeindruckter Störfaktor in der Medien- und Polithauptstadt. Er hat eine DDR-Biografie und ist trotzdem Millionär, daher geschult, unabhängig und unbestechlich im Agieren, nicht russophob und laut entsprechenden Artikelveröffentlichungen zumindest interessiert an einer tieferen "Corona-Aufarbeitung". Und damit ist er der richtige Mann für Böhmermanns neuen Auftrag. Dazu heißt es, die entsprechenden fünf Fragen der Böhmermann-Redaktion sind im Artikel alle abgebildet:

"Böhmermann will offenbar seinen Kreuzzug gegen unabhängige Medien nun auch mit Steuergeldern finanzieren; zeitgleich mit unseren Anfragen [an das HKW] schickte Jan Böhmermann einige 'Fragen' an die Berliner Zeitung, in denen der Satiriker einzelne Redakteure dieser Zeitung attackiert und ihr unterschwellig eine finstere russisch-ungarische Verschwörung andichtet."

So lautet Frage 2:

"Im Mai 2023 waren Sie [Verleger Friedrich] zu Gast bei einem Empfang in der Russischen Botschaft (siehe hier). Warum sind Sie der Einladung gefolgt?"

Tja, warum auch nicht? Aber in der Siegermentalitätswelt junger Wessi-Redakteure gegenüber DDR-Biografien ist das eine Anmaßung. Die Berliner Zeitung erkennt demnach gegenüber dem Clown die Notwendigkeit von Erklärungen:

"Holger Friedrich ist an diesem Tag nacheinander drei Einladungen gefolgt: einer in die israelische Botschaft, einer U.S.-Veranstaltung der Familie Bush sowie einer in die russische Botschaft."

Aktuell wird wieder geholzt gegen kritische Journalisten. So hieß es beim SWR vor wenigen Tagen:

"Demo gegen Veranstaltung – Auftritt von Verschwörungsideologe Ken Jebsen in Bodenheim verläuft friedlich"

Die ARD-Tagesschau hatte zwei Tage zuvor berichtet:

"Rheinland-Pfalz: Verschwörungsideologe Ken Jebsen darf nicht in Mainz auftreten"

Bewusst wird in beiden Artikeln "Ken Jebsen" geschrieben, nicht Kayvan Soufi-Siavash, der reale Name, weil der erstgenannte im Hinterhirn der Leser manipulativ als "rechter Störfaktor" eingebrannt ist. Die Stadt Mainz informiert zum Auftrittsverbot für Soufi-Siavash:

"'Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in unserem Rechtsstaat. Aber Hass und Hetze sind keine Meinung, hierfür ist in Mainz kein Platz.' Die Stadt heiße Extremisten und Verschwörungsideologen nicht willkommen."

Demgegenüber heißt die Stadt Berlin als Meinung getarnte "Hass und Hetze" eines bezahlten Denunzierungsclowns samt Entourage herzlich willkommen. Die Reihen sind erneut fest geschlossen. Politik und Medien mobilisieren diesmal gegen Russland. Verteidigungsminister Pistorius erklärte am 25. September wörtlich für die digitalen Geschichtsbücher:

"Wir sind nicht im Krieg, aber wir sind auch mehr im kompletten Frieden. Wir werden attackiert."

Eine unmissverständliche Ankündigung von nahenden noch unruhigeren Zeiten. Die Propagandaabteilung der Großen Koalition in der Hauptstadt rüstet sich mehr als bedenklich – erneut mit parallel zuarbeitenden Medien – für kommende Aufgaben zur benötigten Willensstärkung der Bürger.

Böhmermann erklärt dazu unmissverständlich: "Man muss nicht mit jeder Arschgeige reden", um chiffriert zur erneuten spalterischen Aufgabe seiner Person den Lesern des Spiegels zur HKW-"Besetzung" hinter der Bezahlschranke "satirisch" zu diktieren:

"Wir kommen mit Vernunft nicht weiter, mit diesem krampfhaften Anspruch, Dinge rational zu klären. Als wäre das per se etwas Gutes. Die Nationalsozialisten haben mit Vernunft ihre Verbrechen begründet. Und als hätten wir nichts gelernt, greifen auch wir heute zuerst zur Vernunft und rennen mit dem Kopf gegen die Wand."

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