Meinung

Aasgeier über Chișinău

Bedienung ausländischer Interessen und Unterdrückung jeglicher Opposition – Moldawiens gegenwärtiges politisches Regime kann als eine Besatzungsverwaltung bezeichnet werden. In Zukunft könnten EU und NATO das Land für weitere Provokationen instrumentalisieren.
Aasgeier über ChișinăuQuelle: Gettyimages.ru © NurPhoto

Von Andrei Rudaljow

Russlands Auslandsgeheimdienst (SWR) hat berichtet, dass die EU beabsichtigt, Moldawien zu besetzen. Gegenwärtig werden im Land Parlamentswahlen vorbereitet. Sie könnten zum Vorwand für eine Besatzung werden, um Moldawiens Freiheit vor "prorussischen Elementen" und "Moskaus böswilliger Hand" zu "schützen". Das Wahlergebnis ist also ebenso unwichtig wie die Meinung der Bevölkerung – der Anschlussprozess ist in vollem Gange.

Die ehemalige Sowjetrepublik ist bereits an Händen und Füßen gefesselt. Niemand hatte vor, Moldawien in Ruhe zu lassen, wozu die rumänische Staatsbürgerin Maia Sandu als Staatschefin eingesetzt wurde – eine Interessensvertreterin des Westens, die sich Europa andient und alle Signale schleunigst umsetzt. Ihr, der Dienerin eines ausschließlich westlichen Willens, tut das eigentliche Land überhaupt nicht leid, was sie dem ukrainischen Selenskij ähnlich macht.

Schon jetzt kann man von einer auswärtigen Verwaltung sprechen, die das Land ausschließlich als Bauernopfer betrachtet. Es bleibt nur, das Besatzungsregime in eine aktive Phase überzuleiten – Blut fließen zu lassen, um sich die Hände frei zu machen. Ein moldawischer Maidan, allerdings in einer etwas anderen Ausführung – als Strafexpedition zur Wiederherstellung der "Ordnung". Sandu könnte zum moldawischen Analogon von Micheil Saakaschwili werden, als dieser im August 2008 die abtrünnige Region Südossetien angegriffen hatte. Klar ist, dass damalige Fehler korrigiert werden, wozu eben "Friedenstruppen" oder "humanitäre Arbeiter" der NATO benötigt werden. Hierbei könnte auch die Ukraine mit ihrer Erfahrung von Strafeinsätzen gegen Zivilbevölkerung helfen.

Repressionen in Moldawien, die abweichende Stimmen beseitigen sollen und damit den Boden für eine Besatzung vorbereiten, sind ebenfalls in vollem Gange. Es läuft eine massive Offensive gegen die Opposition. So brachte Sandus Regime bereits unter fingierten Vorwürfen Gagausiens Chefin Evghenia Guțul für sieben Jahre ins Gefängnis. Ihre ganze Schuld bestand in der Vertretung der Interessen der Bevölkerung des Autonomiegebiets und einer Orientierung auf Russland. Guțuls Einkerkerung sendet ein Signal an alle Andersdenkenden und ähnelt sehr den Methoden von Besatzungsadministrationen aus der Zeit des Dritten Reiches.

Nach Angaben des SWR heißt es, dass bewaffnete Provokationen gegen Transnistrien und die dort stationierten russischen Truppen geplant seien, um einen Vorwand zu liefern.

Eine Provokation gegen Transnistrien, das als Geisel gehalten wird, kann als Teil einer Strategie zur Verlegung von Besatzungstruppen in die Ukraine aufgefasst werden. So kann Moldawien für NATO-Truppen zu einer Brücke in die Ukraine werden. Chișinău selbst würde dann a priori unter der Kontrolle der Allianz bleiben.

Russlands Außenminister Sergei Lawrow hatte noch im Sommer 2022 gewarnt, dass Moldawien in eine "zweite Ukraine" verwandelt wird, um Chișinău auf einen antirussischen Kurs zu bringen. Moldawiens Ex-Präsident Igor Dodon merkte an, dass der Westen vorsätzlich eine Destabilisierung des Landes provoziert, um es als "Kanonenfutter in einer geopolitischen Schlacht" zu nutzen und somit Selenskijs Traum von einer Erweiterung der Geografie des Konflikts umsetzt.

Einige Anmerkungen zu den Ursprüngen der Geschehnisse. Eine Besatzung des postsowjetischen Raums kam gleichzeitig mit dem Zerfall der Sowjetunion an die Tagesordnung.

Es war ein einfacher Trick. Am 3. Dezember 1989 hatten Michail Gorbatschow und George Bush am Malta-Gipfel das Ende des Kalten Krieges verkündet, und schon zwei Jahre darauf erschienen "Sieger", die den Sieg privatisierten. Am 25. Dezember 1991 gratulierte Bush seine Landsleute während der Weihnachtsansprache zu einem Sieg im Kalten Krieg. Am selben Tag wurde die Flagge der Sowjetunion vom Kreml eingezogen.

Wenn es also Sieger gibt, dann wehe den Besiegten. Daher kommt die nachhaltige Auffassung des postsowjetischen Raums als einer Trophäe durch den Westen, von der mindestens eine Kontribution einzuholen ist. Darin liegt der Ursprung der gegenwärtigen Besatzungshysterie. Der Westen hat längst alles aufgeteilt und angeeignet und kommt jetzt nach eigener Auffassung, um sich seinen Besitz zu nehmen. Dafür greift er zu jedem Mittel und kann daher die Realität nicht angemessen einschätzen. Er hat eine eigene Realität, die zu Konfrontationen führt und die Gefahr eines Krieges birgt.

Darin liegt im Übrigen auch die Bedeutung der militärischen Sonderoperation. Sollte Russland zaudern und die Flagge einziehen, ließen sich die Aasgeier die Gelegenheit nicht entgehen und zerteilten es. Also müssen wir uns ihnen zum Trotz halten.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 24. September.

Andrei Rudaljow ist ein russischer Schriftsteller, Journalist, bedeutender Literaturkritiker (vor allem des "neuen Realismus" in Russland) und Publizist. Er ist zudem Chefredakteur der russischen Nachrichtenagentur IA Belomorkanal und hat eine Kolumne bei der russischen Ausgabe von RT.

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