"Wendepunkt USA": Der Mord an Charlie Kirk verschärft die ideologische Konfrontation

Von Alexander Dugin
(Hinweis der Redaktion: Dieser text wurde verfasst, bevor US-Behörden die Festnahme des mutmalichen Täters bekanntgaben.)
Charlie Kirk, einer der populärsten und einflussreichsten Vertreter der Bewegung MAGA (Make America Great Again – "Macht Amerika wieder großartig"), der Favorit von US-Präsident Donald Trump, Blogger und Inspirator der konservativen US-Jugend, wurde am 10. September 2025 durch einen gezielten Schuss eines Scharfschützen aus einer Entfernung von etwa 200 Metern getötet.
Er war weder Militärangehöriger noch Söldner, weder Radikaler noch Extremist. Im Gegenteil, seine Positionen waren stets äußerst ausgewogen und fundiert. Er beteiligte sich bereitwillig an Debatten mit ideologischen Gegnern, Liberalen. Er hörte sich ihre Argumente an und versuchte, sie zu verstehen. Aber ... Aber er war ein überzeugter Traditionalist, Christ, Konservativer und Patriot. Und das ist etwas, das Liberale als Feinde der Tradition nicht zulassen können. Vor allem, wenn ein junger, aktiver und charismatischer Führer wirklich einflussreich und beliebt wird.
Kirk konnte im Laufe seines kurzen Lebens viel für die patriotische Bewegung in den USA bewirken. Er gründete die Plattform TPUSA (Turning Point USA – "Wendepunkt USA"), die zum größten Forum für MAGA-Anhänger wurde. Diese Plattform wurde an vielen US-Universitäten und -Campi etabliert und ermöglichte es konservativ gesinnten jungen Menschen, die unerbittliche Diktatur der liberalen Elite an den Universitäten zu durchbrechen, die den Studierenden mit Nachdruck die Gender-Philosophie, die Critical Race Theory (die im Grunde genommen eine Art von Rassismus gegen Weiße darstellt), LGBT-Normen, radikalen Feminismus, Unterstützung illegaler Migration, Posthumanismus, Tiefenökologie und andere verzerrte Formen des Selbstbewusstseins aufzwang. In dieser toxischen Atmosphäre gründete Kirk lange vor Trump eine konservative Widerstandsbewegung. Seine Initiative wurde von der US-Jugend unterstützt, die ihre Ansichten immer lautstarker zum Ausdruck bringt.
Eigentlich entstand die MAGA-Bewegung auf der TPUSA-Plattform. Die äußerst verschiedenartigen Strömungen – Extremisten und Gemäßigte, Traditionalisten und Anhänger der "Dunklen Aufklärung" [Dark Enlightenment], Befürworter einer multipolaren Welt und des US-Imperiums, proisraelische und antiisraelische Kräfte – fanden dort zueinander und veränderten tatsächlich die Stimmung in der US-Gesellschaft.
Hier spielte natürlich Elon Musk eine entscheidende Rolle: Er erwarb das ultraliberale soziale Netzwerk Twitter und verwandelte es in eine wirklich freie Plattform für den Meinungsaustausch. Dadurch gelang es ihm, die totalitäre liberale Zensur in einem einzelnen sozialen Netzwerk zu überwinden. Kirk wiederum widerlegte die falsche Vorstellung, dass alle US-Jugendlichen Globalisten, Liberale und die US-Demokratische Partei unterstützen. So entstand die MAGA-Bewegung. Und so kam es zum Sieg von MAGA, indem diese Bewegung ihren Kandidaten an die Macht brachte.
Trump machte während seiner Präsidentschaft bereits zahlreiche Fehler und unüberlegte Schritte. Er unterstützte den Völkermord im Gazastreifen, griff den Iran an, weigerte sich, die Namensliste des Pädophilen Jeffrey Epstein zu veröffentlichen, geriet in Streit mit Musk, beugte sich der unverhohlenen Schmeichelei seitens der EU, unterstützte weiterhin das terroristische Regime in Kiew, verfeindete sich mit Indien, nahm die BRICS-Staaten und die multipolare Welt ins Visier und begann mit den Vorbereitungen für eine Invasion in Venezuela.
All dies führte dazu, dass die MAGA-Bewegung in Enttäuschung verfiel. "Trump wurde entführt" und sogar "Trump hat uns verraten" – so äußerten sich Alex Jones, Steve Bannon und Laura Loomer, Candace Owens und Nick Fuentes, Jackson Hinkley und Milo Yiannopoulos, Tucker Carlson und Marjorie Taylor Greene, Jack Posobiec und Matt Gaetz, Mike Benz und Owen Schroyer. Aber sie alle interpretierten dies auf ihre eigene Weise. MAGA begann vor unseren Augen zu zerfallen.
Kirk gehörte zu denen, die bis zuletzt versuchten, zusammenzuhalten und Trump nicht zu verlieren. Er war dem US-Präsidenten absolut treu, rechtfertigte jede seiner Handlungen – jedoch nicht aus Konformismus, sondern weil er sich der Bedeutung Trumps für die US-amerikanische "konservative Revolution" sehr bewusst war. Obwohl er noch sehr jung war, erwies sich Kirk als reifer und weiser als die anderen. Dabei blieb er MAGA stets treu – er äußerte sich immer scharf gegen das Kiewer Regime und zugleich für eine Annäherung an Russland, kritisierte die aggressive Politik des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und deren Unterstützung durch die USA und sprach sich für die Veröffentlichung der Epstein-Listen aus, obwohl Trump selbst einen Rückzieher machte. Er wollte jedoch die Verbindung zu Trump nicht überstürzt abbrechen, sondern versuchte, seine Aufgabe zu erfüllen – einen Wendepunkt in den USA herbeizuführen.
Sein letzter öffentlicher Auftritt an der Valley University in Orem, US-Bundesstaat Utah, fand im Rahmen der "Turning Point"-Tour statt. Kirk sprach friedlich vor einer großen Menschenmenge von Anhängern (und möglicherweise auch Gegnern, da der Zugang für alle offen war) im Pavillon "America Returns". In diesem Moment wurde er von einem Attentäter in den Hals geschossen. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie nach dem Einschuss in die Arterie Blut wie ein Springbrunnen herausspritzte. Es gab keine Überlebenschancen, und obwohl die Ärzte noch um sein Leben kämpften, war der Ausgang offensichtlich. Kirk wurde gezielt und bewusst ermordet. Wegen seiner Ideen.
Er hatte nur wenige persönliche Feinde: Denn was sind das für persönliche Feinde, die in der Lage sind, einen so professionellen Mord zu organisieren? Die gesamten USA sich einig – der Mord an Kirk ist rein politisch motiviert. Er setzt die Serie von Morden an US-amerikanischen Politikern fort – angefangen mit dem Mord an John F. Kennedy bis hin zu den Attentaten auf Trump. Die wahren Verbrecher bleiben in solchen Fällen unentdeckt. Denn es sind dieselben Kräfte, die die USA heimlich regieren und dabei keine Rücksicht auf den politischen Status, die Unterstützung durch das Volk oder die Tatsache nehmen, dass ihre Opfer völlig unschuldige Menschen sind. Ihre Opfer haben lediglich eigene Überzeugungen. Und Charisma. Und Einfluss. Und genau das stellt für manche eine Gefahr dar.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Attentats und der Veröffentlichung der erschreckenden Bilder im Internet, und insbesondere nach der Bestätigung von Kirks Tod, kam es in den USA zu heftigen Reaktionen, und zwar von zwei Fronten.
Mit einem Ausdruck der Solidarität mit seinen Angehörigen und einer Würdigung des Heldentums dieses jungen Mannes wandte sich Präsident Trump an die Nation. Alle Mitglieder seiner Familie erlebten das Geschehene als ihren persönlichen Verlust. Und das mit gutem Grund: Das Ziel solcher Morde ist symbolisch – sie sollen eine Warnung sein. Kirk war für Trump wie ein "politischer Sohn". Und nun können sich sowohl seine politischen Anhänger als auch seine Familienmitglieder in ihrem eigenen Land nie wieder sicher fühlen. Oder ist es nicht ihr Land?
Alle MAGA-Anhänger – unabhängig davon, ob sie sich von Trump enttäuscht fühlten oder nicht – empfanden dies als einen direkten, persönlichen Angriff. Viele konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. Die konservativen, christlichen USA waren zutiefst betroffen.
Musk war der Erste, der sich zu Wort meldete, damit die liberalen Medien das Geschehen nicht wie üblich verschweigen konnten. Er erhob den direkten Vorwurf an die US-amerikanische Demokratische Partei, den Weg des politischen Terrors eingeschlagen zu haben, worauf man ebenso hart reagieren müsse.
Schmerz, Tränen, unterdrückte Wut, Gefühle wie Ungerechtigkeit und Ohnmacht, Mitleid und Verehrung des Heldentums dieses jungen Patrioten, den manche als potenziellen zukünftigen US-Präsidenten betrachteten, überfluteten MAGA mit einer Welle der Emotionen. Nach den ersten Emotionen und Hassausbrüchen gegenüber Liberalen, Globalisten und dem "Deep State" – denn niemand hatte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass sie Kirk ermordet hatten – kam MAGA einstimmig zu drei Schlussfolgerungen.
Erstens: Anstelle des ermordeten Kirk müsse eine Million junger US-Patrioten antreten. Er sei gefallen, damit der "Wendepunkt" eintreten könne: Das müsse geschehen. Und es werde geschehen.
Zweitens: Die internen Streitigkeiten innerhalb der MAGA-Bewegung müssten unverzüglich beendet werden. Sie spielten nur dem gnadenlosen Feind in die Hände, und nun könne jeder zum Ziel werden. Im Namen Kirks müsse MAGA wieder ins Leben gerufen werden.
Drittens müsse man aufhören, tolerant zu sein. Die Linken hätten immer die Rechten der Gewalt beschuldigt. Aber Gewalt gehe nur von den Liberalen und Linken aus. Die Rechten seien Opfer. Und man dürfe das nicht länger hinnehmen. Man müsse zur nächsten Phase übergehen – zur allgemeinen Radikalisierung.
Die Liberalen reagierten nicht weniger aufgeregt. Bereits eine Minute nach dem Vorfall berichtete der liberale Fernsehsender MSNBC: "Charlie Kirk wurde versehentlich von einem seiner Anhänger getroffen, der vor Freude in die Luft schoss." Ein Mensch wird von einem Scharfschützen live im Fernsehen getötet, und der Moderator äußert sich so! Woran erinnert uns das? Natürlich an die ukrainische Propaganda. Oder an den Radiosender Echo Moskwy [dt. "Echo Moskaus"] – dort herrschen genau die gleichen moralischen Einstellungen. Wenn ihre Feinde sterben, dann heißt das, dass sie sich selbst getötet hätten. Unklar ist nur, wer hier als Lehrer fungierte – als Lehrer einer solch eklatanten unmenschlichen Grausamkeit.
Wenig später äußerte sich ein weiterer Liberaler, Matthew Dowds, auf demselben Sender MSNBC so, als sei nichts passiert: "Charlie Kirk ist selbst schuld daran, dass er erschossen wurde."
Und da explodierte das liberale Netzwerk – nun vor Freude und Begeisterung: "Getötet, getötet, getötet ... Wir haben ihn doch getötet. Wie gut! Wir haben gewonnen! Tod für MAGA!"
Und wieder ist die Parallele zu den Ukrainern offensichtlich. Diesmal ist sie besonders deutlich. Die ukrainischen Netzwerke freuten sich nicht weniger (wenn nicht sogar mehr) über die Ermordung Kirks als die US-Liberalen. Denn er hatte Wladimir Selenskij kritisiert und Washington aufgefordert, die Unterstützung des Kiewer Regimes einzustellen. Na bitte, dafür bekommst du eine Kugel!
Was aber wichtig ist: Es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen den radikalen ukrainischen Nationalisten und den ultraliberalen Anhängern von LGBT, Feminismus, Posthumanismus sowie von US-Politikern wie Barack Obama und Kamala Harris, was ihre Reaktion auf den Mord an Kirk betrifft. Es handelt sich um genau dasselbe ideologische Lager. Und unsere routinemäßige Aussage, dass die heutige Ukraine lediglich der terroristische Flügel der liberalen Globalisten sei, trifft dabei den Kern der Sache.
Im Grunde genommen reagieren die Kongressabgeordneten aus der Demokratischen Partei genauso, ohne sich dabei zu schämen. Auf den Vorschlag der Republikaner im US-Kongress, Kirks mit einer Schweigeminute und einem gemeinsamen Gebet zu gedenken, reagierten die Demokraten mit einem lauten "Nooooo!". Dieses brüllende "Nooooo!" stellt faktisch ein Geständnis der Tat dar und lässt keinerlei Anzeichen von Reue erkennen. Nur die klügsten liberalen Influencer versuchten, ihre vor Begeisterung tobenden Gleichgesinnten zu beruhigen, und schrieben: "Haltet eure Gefühle bitte im Zaum. Wir alle haben das gleiche Gefühl wie ihr, aber seid vorsichtig." Allerdings schenkt ihnen niemand besonders Beachtung.
Was bedeutet das? Einige bezeichnen die Situation als den Beginn eines neuen Bürgerkriegs. So nimmt er in der Regel seinen Anfang: zunächst als lokaler Vorfall, doch dann werden ganze Völker und Kontinente in Bewegung gesetzt.
In dem klaren Bewusstsein, dass ein kritischer Punkt überschritten wurde, veröffentlichte das Magazin Time heute ein Foto der Valley University mit dem Kirk-Pavillon in blutroten Farben und der Aufschrift "Enough" "Basta!" Das heißt: Stopp, wir müssen damit aufhören.
Dieser Appell ist verständlich: Eine der Schlüsselfiguren ihrer Gegner wurde auf niederträchtige und brutale Weise getötet. Zwei Kinder und eine junge Ehefrau wurden ihres Vaters bzw. Ehemanns beraubt, und die konservative US-Jugend verlor mehr als ein Familienmitglied – sie verlor ihren Anführer. Und das ist nun genug: "Erst einmal hören wir auf." Und dann? Und dann kommt der Nächste. Und wieder wird jemand "Basta!" rufen. Und jemand anderes wird sich sofort ein neues Opfer aussuchen.
Wir Russen könnten natürlich sagen: Das ist ihre Privatsache, das geht uns nichts an. Das wäre jedoch falsch und ungerecht. Kirk stand auf unserer Seite der Frontlinie, die derzeit die Menschheit spaltet. Der Bürgerkrieg in den USA ist nichts Abstraktes. Er ist Teil desselben globalen Bürgerkriegs, der bereits jetzt im Gange ist. Und eine der Fronten dieses Krieges ist die Ukraine.
Als ukrainische Terroristen Daria Dugina und Wladlen Tatarski auf grausame Weise ermordeten, erhielten sie ihre Befehle von denselben Stellen, die auch diesen Attentäter geschickt hatten, um Kirk vor den Augen aller zu töten. Es handelt sich um denselben Stab. Er zielt in erster Linie auf Ideologen, junge Menschen, Denker und mutige Helden ab. Ihr Ziel wird nicht erreicht, da sich echte Menschen nicht einschüchtern lassen. Der Krieg wird lediglich mit verstärkter Intensität weitergehen. Doch Daria, Wladlen und nun auch Kirk sind unersetzlich. Es handelt sich um besondere Menschen, die immer an vorderster Front stehen und überzeugt sind, dass es keinen Wendepunkt und keine historische Neuorientierung geben wird, sollten sie nicht selbst die Geschichte in eine andere Richtung lenken.
Im Falle des Mordes an Kirk wurde das Gute vom Bösen besiegt. Hier gibt es keine neutrale Position und kann es auch nicht geben. Es besteht eine globale Front von Patrioten und Traditionalisten gegen die verrückte, perverse, aggressive, liberal-globalistische Elite, die diesen Krieg auslöste. Der Krieg ist bereits im Gange. MAGA, so seltsam und grotesk diese Vorstellung auch sein mag, steht auf unserer Seite im Bürgerkrieg der Menschheit. Kirk setzte sich dafür ein, dass Trump den MAGA-Kurs fortsetzt und nicht unter dem Einfluss der Neokonservativen und der weit verzweigten "Deep State"-Agenten davon abweicht. Deshalb wurde er ermordet.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 11. September 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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