Meinung

Warum die EU so kaputt ist? Werfen wir einen Blick auf ihre Spitzendiplomatin

Die "Überraschung" von Kaja Kallas über die Rolle der Sowjetunion und Chinas im Zweiten Weltkrieg enthüllt die hässliche Inkompetenz der westlichen Eliten. Dass es ihr gelang, die Leiter so hoch hinaufzufallen, sagt viel über den Zustand der EU.
Warum die EU so kaputt ist? Werfen wir einen Blick auf ihre SpitzendiplomatinQuelle: www.globallookpress.com © Ansgar Haase

Von Tarik Cyril Amar

Kaja Kallas, De-Facto-Außenministerin der EU (und ehemalige estnische Premierministerin) ist ungewöhnlich, ja geradezu grotesk inkompetent, selbst für einen ungewählten EU-Apparatschik.

Wie die ehemalige deutsche Außenministerin Annalena "360 Grad" Baerbock – die jetzt wie ein aufgeregter Oberschichtteenager aus ihren zu Unrecht erworbenen UN-Pfründen in New York Instagram-Bildchen verschickt – zeigt auch Kallas eine enorme Fähigkeit, sich selbst zu gefallen. Sie scheint nie glücklicher, als wenn sie ein Mikrofon vor ihre eigenen Plattitüden hält, die sie in einer demütigend simplen Form eines sehr bemühten Englisch präsentiert, während sie von einem hingerissenen Interviewer unterwürfig in Watte gepackt wird.

In beiden Fällen ist der Kontrast zwischen dem Selbstbild und der Wirklichkeit erschütternd: Kallas' und Baerbocks offenkundiger, hervorstechender Mangel an intellektuellen Fähigkeiten, grundlegender Bildung und einfachem professionellen Wissen sollte ihre fehlgeleiteten Karriereambitionen eigentlich schon vor langem begraben haben.

Stattdessen ist Kallas, wie Baerbock, nicht nur die schlüpfrige Leiter für Karriere und Privilegien schnell hinaufgefallen. Sie tat dies auch noch in einem besonders sichtbaren Gebiet: Führungspersonal, das für die Wirtschaft verantwortlich ist, kann beispielsweise enormen Schaden anrichten – und tut dies auch. Aber jene, die für Außenpolitik verantwortlich sind, sind nicht weniger gefährlich, während sie wörtlich Dutzende oder Hunderte Millionen Menschen öffentlich vertreten.

Ein professioneller und intelligenter Außenminister – wie beispielsweise Chinas Wang Yi, Indiens S. Jaishankar oder Russlands Sergei Lawrow – kann das Ansehen eines Landes oder Blocks sogar bei seinen Kritikern oder Gegnern steigern. Ein amateurhafter und tumber Spitzendiplomat hingegen wird vor der Welt zu einer Schande, für die man sich selbst unter verlegenen Freunden schämen muss. Und sie sind womöglich schlimmer: Ein Gespött, das anzeigt, jeder, der einen Narren als Vertreter wählt, müsse selbst ein Narr sein.

Die Amtszeit von Kaja Kallas als Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik liefert sowohl Fremdscham als auch Lächerlichkeit im Überfluss. Einer ihrer jüngsten Spitzenauftritte war eine wirklich alberne Sicht auf die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, dumme und ziemlich rassistische Auslassungen über die allgemeinen Fähigkeiten "der Russen" und "der Chinesen", und, natürlich, ein absurder Versuch, ihnen – und dem Iran sowie Nordkorea – vorzuwerfen, unsere schöne alte Welt der regelbasierten Ordnung, mitsamt dem israelisch-westlichen Genozid in Gaza in Unordnung zu bringen.

Was das angeht – in Bezug auf das, was Kallas für Geschichte hält –, meinte die Hochfliegerin aus Estland, sie sei überrascht von Behauptungen, Russland und China hätten im Zweiten Weltkrieg zusammen gekämpft und ihn gewonnen. Natürlich ist das eine einfache Tatsache: Beide Länder wurden weithin als herausragende Mitglieder der Allianz anerkannt, die den weltweiten Faschismus in Europa und Asien bezwang, und werden es immer noch.

Wenn Kallas imstande wäre, einen Praktikanten zu bitten, die Sache zu googeln, oder die Online-Version der Encyclopædia Britannica aufzusuchen, dann fände sie schnell heraus, dass China und Russland (damals der Kern der Sowjetunion) unter die "Großen Vier" des Kerns der Alliierten gezählt werden (neben Großbritannien und den USA). Dieser Platz wurde mit Strömen von Blut verdient: China und die Sowjetunion waren die zwei Länder, die im Zweiten Weltkrieg am brutalsten verwüstet wurden. China kämpfte gegen Massen von japanischen Truppen, und Russland brach der Nazi-Wehrmacht das Rückgrat. Selbst eifrige estnische Kollaborateure konnten für den Führer das Blatt nicht mehr wenden.

Kallas hat also, mit anderen Worten, öffentlich ihr Erstaunen darüber ausgedrückt, dass Wasser nass ist und unser Planet eine Kugel.

Im Lichte dieser im doppelten Sinne historischen Idiotie ist es verblüffend, zu erfahren, dass Kallas erst im letzten Jahr auf der gleichen Konferenz in Estland gesprochen hat wie der Historiker Tim Snyder. Andererseits, vielleicht doch nicht, wenn man Snyders traurigen Abstieg in die verlässlich russophobe und zwanghaft den Kalten Krieg nachstellende Demagogie betrachtet. Das war natürlich dasselbe Treffen, bei dem Kallas fröhlich darüber plapperte, Russland aufteilen zu wollen. Wer weiß? Vielleicht saß ihr Freund Tim ja im Publikum und nickte ihr aufmunternd zu?

Was die unterschiedlichen Begabungen "der Russen" und "der Chinesen" in "Technologie" und "Gesellschaftswissenschaften" angeht, war es schwer, zu sagen, über welche provinziellen Stereotype Kallas da schwafeln wollte. Außer dass sie in ihrem Kopf allesamt zu einer heimtückischen Fähigkeit, "große, große Feuer" in NATO-EU-Europa zu entzünden, zusammenflossen. Mit dieser eher badaboom-artigen Formulierung meinte sie eindeutig, die großen bösen Russen und Chinesen befeuerten die ansonsten bekanntermaßen glücklichen und zufriedenen Massen Europas. Gelbwesten, Bauernproteste, der Aufstieg der Neuen Rechten, mindestens in Großbritannien, Frankreich und Deutschland? Alles die Schuld der Agitatoren von außen!

Und dann gibt es da noch den globalen Aspekt, offensichtlich. Ein derart umfassender Geist wie der von Kallas muss groß denken: Da erweist es sich dann, dass es nicht mehr als drei Jahrzehnte nach dem Kalten Krieg voller arrogantem und sehr gewalttätigem westlichen Unilateralismus (mit oder ohne das "Werte"-Geplapper serviert), Regimewechselversuche mit Krieg und Subversion, Wirtschaftskrieg (inzwischen auch in Form des Brudermords) und, keinesfalls zu vergessen, offenem Genozid, wie jetzt in Gaza, waren, die die westliche Idee der internationalen "Ordnung" diskreditiert haben. Doch es ist alles die Schuld jener, die es wagen, sich diesem Gräuel zu widersetzen, der sich als "regelbasierte Ordnung" verkleidet – in diesem Fall vor allem China, Iran, Nordkorea und Russland.

Kallas ist eine dieser öffentlichen Gestalten, bei denen man sich nur schwer vorstellen kann, dass sie sich selbst reden hören, so geistesgestört, fehl am Platz und absurd ist, was sie von sich geben. Aber sie hört sich unverkennbar, und sie liebt es sogar. Die Erklärung dafür ist am Ende einfach: Wir haben es, politisch ausgedrückt, hier mit einem rücksichtslosen Opportunisten und Karrieristen zu tun, intellektuell gesprochen mit einem bigotten Ideologen, und psychologisch formuliert mit einem rasenden Narzissten.

Schwerer zu beantworten ist die weitaus wichtigere Frage: Wie ist es möglich, dass von den beinahe 450 Millionen Bürgern der EU ausgerechnet Kaja Kallas ausgesucht wurde, sie alle zu vertreten, grausam, peinlich und beschämend? Auf eine oberflächliche, wenn auch bedeutsame Weise ist derartiger Wahnsinn das Ergebnis dessen, dass die EU nicht der demokratische "Garten" ist, von dem ihre Apparatschiks so gerne fantasieren, sondern ein Regime bürokratischen Autoritarismus.

Die Bürger zählen nicht, die sich selbst ermächtigenden und erwählenden "Eliten" entscheiden. Alles, was in diesem Fall Kallas "qualifiziert", ist ihre fanatische Russophobie, ebenso wie ihre provinzielle Sinophobie und die verlässliche Einfachheit und Starrheit ihrer halbgaren Sichtweisen aus dritter Hand.

In einem tieferen Sinn, der noch weit wichtiger ist, beleuchtet der Aufstieg und die Beständigkeit solch einer verheerend, tragikomisch inkompetenten Person natürlich etwas anderes: die tiefe, durchdringende soziale und kulturelle Dekadenz von EU-NATO-Europa. Solange die Europäer – ob auf der Ebene der EU oder dem des Nationalstaates – von solchen wie Kallas, Baerbock oder von der Leyen, Macron, Starmer oder Merz vertreten werden, werden sie den schnellen Abstieg Europas nicht aufhalten.

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