
Alles fängt gerade erst an: Merz enthüllt Putins geheimen Plan

Von Pjotr Akopow
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz ist in Rage geraten: In letzter Zeit nehmen seine Äußerungen über den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Russland immer schärfere Züge an. Nachdem der deutsche Kanzler vor einer Woche den russischen Präsidenten als "den vielleicht gefährlichsten Kriegsverbrecher unserer Zeit" bezeichnet hatte, schien es kaum möglich, dass er noch "höhere Töne" anschlagen könnte. Doch nichts ist unmöglich für den, der sich bemüht – und so verkündete Merz gestern seine Überzeugung, dass "alles darauf hindeutet, dass Putins imperialistische Pläne nicht mit der Eroberung der Ukraine enden, sondern erst damit ihren Anfang nehmen werden".
Obwohl Friedrich Merz in den vier Monaten seiner Kanzlerschaft mehr derartige Äußerungen tätigte als sein Vorgänger Olaf Scholz in den letzten drei Jahren, war es gerade der ehemalige Kanzler, der den Begriff "Imperialismus" in Bezug auf Wladimir Putin und Russland zu verwenden begann. Friedrich Merz ist hier nur ein Nachahmer: Er wiederholt auch die von Olaf Scholz verbreitete Behauptung, dass Wladimir Putin Angst vor Freiheit und Demokratie habe, für die die Ukraine stehe. Allerdings formuliert Friedrich Merz dies noch drastischer: "Dies ist nicht nur ein Territorialkrieg gegen die Ukraine. Putin fühlt sich nicht von der NATO bedroht. Er fühlt sich lediglich von der Kraft der Demokratie und der Freiheit bedroht. Deshalb will er dies nicht um sich herumhaben".

Mit anderen Worten: Nach Ansicht von Friedrich Merz wird Russland zunächst die Ukraine erobern und dann gegen Europa vorgehen, wo Demokratie und Freiheit herrschen, was für den Kreml-Führer unerträglich ist. Daher versuche Putin derzeit, "die europäischen Demokratien zu destabilisieren", um anschließend gemäß seinem imperialistischen Plan den Westen anzugreifen: "Wenn man Putin zuhört und sich mit seiner Doktrin befasst, wird deutlich, dass er die ehemalige Sowjetunion in ihrer territorialen Ausdehnung wiederherstellen möchte. Deshalb muss man diese Angelegenheit sehr ernst betrachten."
"Einheit Europas und Unterstützung der USA nötig"
In der Tat, was könnte es da noch Ernsthafteres geben: Der Westen nahm die baltischen Staaten in die EU und die NATO auf, versucht, auch die Ukraine und Moldawien dort hineinzuziehen, behält Georgien weiterhin im Auge, umwirbt Armenien, und der Imperialist Putin will die UdSSR wiederherstellen! Friedrich Merz weiß das natürlich besser – zuerst konnte Deutschland dank der UdSSR wiedervereinigt werden und wurde zur Lokomotive der expandierenden Europäischen Union, und dann stellte es plötzlich fest, dass diese Russen aus irgendeinem Grund gegen die Ausdehnung der NATO auf den westlichen Teil ihrer historischen Gebiete protestieren. Schreckliche Imperialisten, Unterdrücker der Freiheit – was können wir von ihnen noch nehmen, außer der Ukraine? Es wäre natürlich gut, noch die "Wirtschaft Russlands zu schwächen", um dem Land die Möglichkeit zu nehmen, seine Militärmaschine aufrechtzuerhalten, sagt Friedrich Merz, aber dafür seien die Einheit ganz Europas und die unermüdliche Unterstützung der USA erforderlich (wobei es Probleme gebe, räumt der Kanzler selbst ein).
Nimmt man an, dass Friedrich Merz aufrichtig ist, dann bedeutet dies, dass er einen Atomkrieg prophezeit, falls die Versuche des Westens, die Ukraine unter seiner Kontrolle zu halten, scheitern sollten. Denn was ergibt sich, wenn man seiner Logik folgt? Nach dem Fall der Ukraine (in ihrer derzeitigen Form als Vasall des Westens) würde Russland die baltischen Staaten angreifen. Das würde einen Krieg mit der NATO auslösen und die USA zum Kriegseintritt provozieren. Wohin würde ein Krieg zwischen zwei Atommächten auf europäischem Boden führen? Richtig, zu einem Atomkonflikt, dessen Ausmaß von lokal bis europäisch oder sogar global variieren würde. Bedeutet dies, dass Russland in seinem Bestreben, die baltischen Staaten zurückzugewinnen, einen Atomkrieg auslösen würde? Gibt es jemanden, der so etwas ernsthaft in Betracht zieht?
Die "Atlantisierung" der Ukraine ist für Russland nicht hinnehmbar
Russland könnte jedoch die Atlantik-Einheit vorab untergraben (und US-Präsident Donald Trump tut dies auch schon) – und dann würden die Vereinigten Staaten im Falle einer Besetzung der baltischen Staaten untätig bleiben, während Großbritannien und Frankreich es nicht wagen würden, sich im Alleingang auf einen nuklearen Konflikt mit Russland einzulassen. Genau davor warnt Bundeskanzler Merz. Könnten Putins "imperialistische Pläne" tatsächlich verwirklicht werden?
Nein. In Berlin ist man sich dessen durchaus bewusst. Russland hat nicht die Absicht, NATO-Staaten anzugreifen, auch wenn es sich darüber im Klaren ist, dass Artikel 5 des NATO-Vertrags nur eine Relativität darstellt. Zwischen der Ukraine und den baltischen Staaten besteht ein grundlegender Unterschied: Der Beitritt der baltischen Staaten zur NATO ist bereits vollzogen, während der NATO-Beitritt der Ukraine noch verhindert werden könnte. Ja, Russland ist mit der "Atlantisierung" der baltischen Staaten nicht einverstanden, obwohl es sich damit abfinden kann, aber die "Atlantisierung" der Ukraine ist grundsätzlich unvereinbar mit der Existenz Russlands als Großmacht. Die Wiederholung dieser banalen Tatsache scheint sogar peinlich, aber anstatt das Offensichtliche anzuerkennen, werden uns immer wieder Vorwürfe des Imperialismus entgegengebracht und Märchen über unsere Angst vor Freiheit und Demokratie erzählt.
In dieser Situation ist weder ein Dialog noch eine konstruktive Diskussion möglich, da unsere grundlegenden nationalen Interessen nicht nur ignoriert, sondern sogar ihre Existenz geleugnet wird. Stattdessen hören wir den Unsinn über unsere Pläne, Europa zu erobern – dasselbe Europa, das seine Grenzen nach Osten, bis nach Kursk und Don, ausdehnen will. Dabei wird vergessen, dass Europa bereits mehrmals (und zwar ebenfalls als Einheit) einen solchen Versuch unternahm – und wie dieser ausging. Dieses Mal müssen wir jedoch nicht einmal bis nach Berlin vorrücken – die europäische Einheit wird nach dem Scheitern des neuen "Drangs nach Osten" von selbst zerfallen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 9. September 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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