Meinung

Berlin – Terror-Suche mit Plakat

In der Hauptstadt steht die rund 260.000 Quadratmeter große Zentrale des Bundesnachrichtendienstes. Spaziergänger werden aktuell mal wieder mit "kreativen" BND-Plakatmotiven zum Kopfschütteln animiert.
Berlin – Terror-Suche mit PlakatQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Marc John

Von Uli Gellermann

Mitten im gutbürgerlichen Berlin-Charlottenburg steht eine Litfaßsäule, auf der der Bundesnachrichtendienst (BND) plakatiert: "Wir suchen Terroristen". Fahndet der BND auf diese sonderbare Art und Weise mal wieder nach Terroristen? Oder will er ihnen auf diesem Weg Anstellungsverträge anbieten?

Sprengung der Nord-Stream-Pipelines

In diesen Tagen, in denen die Bundesanwaltschaft in Italien einen Ukrainer hat festnehmen lassen, der an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines beteiligt gewesen sein soll, ist vieles möglich. Damals, im September 2022, als die Pipelines gesprengt wurden, zeigten die Medien mit langen Fingern auf die Russen. Die Frankfurter Rundschau fragte nach einer "Moskauer False-Flag-Aktion"; auch das ZDF rätselte, dass das Operationskommando, dem der Verdächtige angehört hat, nach Einschätzung der Ermittler in "ukrainische Strukturen" eingebunden war. So widersinnig die Behauptung auch war, die Russen hätten ihre eigene Pipeline gesprengt, so passte sie doch wunderbar in das übliche Konzept: "Es war immer der Russe!"

Wem nützte die Sprengung?

Es wäre die Aufgabe des Deutschen Bundesnachrichtendienstes gewesen, nach Tatverdächtigen für den Terroranschlag auf die Nord-Stream-Pipelines zu suchen. Vor der Suche wäre eine Analyse fällig gewesen, wer denn Interesse an der Ausschaltung der Pipelines gehabt hätte. Da es russisches Gas war, das durch die Röhren floss, spülte es gutes Geld in die russischen Kassen. Und neben den USA wären es deren Marionetten in der Ukraine gewesen, die den Russen gern den Erdgashahn abgedreht hätten. Aber nach den Nutznießern der Sprengung suchten die deutschen Behörden nicht.

Generalbundesanwalt findet einen (!) Ukrainer

Jetzt, Jahre später, findet der Generalbundesanwalt einen (!) Ukrainer und lässt ihn festnehmen. Damals, als die Spuren noch nicht erkaltet waren, als man das komplette Netzwerk, seine Auftraggeber und Hintermänner hätte finden können, gab es im deutschen Sicherheitsapparat scheinbar kein Interesse an einer notwendigen Verfolgung. Über dieses Interesse entschied und entscheiden die politischen Verantwortlichen. Dort war man damals und ist bis heute auf die Russen als Feind fixiert.

BND-Chef Bruno Kahl am 23. Februar 2022 in Kiew

Natürlich hatte der BND die Aufgabe, die Attentäter auf die Nord-Stream-Pipelines zu finden, aber er fand über Jahre nichts und niemanden. Obwohl der langjährige BND-Chef Bruno Kahl zuvor deutscher Botschafter in der Ukraine war und – welch' Überraschung! – am 23. Februar 2022, ausgerechnet am Vortag des Beginns des Ukraine-Kriegs zu Gesprächen mit dem ukrainischen Nachrichtendienst in Kiew war.

Es "ukraint" um den BND

Rund um den BND ukraint es: Der aktuelle Chef des BND soll Martin Jäger werden, seit Juli 2023 deutscher Botschafter in Kiew. Alles Zufall? Die Philosophie definiert den Zufall als Schnittpunkt zweier Notwendigkeiten. Der Bundesnachrichtendienst (BND) entstand im Jahr 1956 aus der Organisation Gehlen. Deren Chef, Reinhard Gehlen, war zuvor Generalmajor der Wehrmacht und leitete die Abteilung Fremde Heere Ost. Diese Abteilung der Nazi-Armee konzentrierte ihre Spionagearbeit auf die Sowjetunion und setzte sie in demokratischer Verkleidung selbstverständlich gegen Russland und die Ukraine fort. Das wurde und wird in Deutschland als Notwendigkeit begriffen.

Nazi-Erbe des BND

Die Frontstellung gegen Russland ist ein nie korrigiertes Nazi-Erbe des deutschen Geheimdienstes. Deshalb sucht der Dienst heute Terroristen per Plakat. Aus der Kategorie "unnützes Wissen": "Im September 2024 erhielt der BND für das Plakat den renommierten BEST 18/1 Award". Die Frage, ob der Dienst die Deutschen vor ihnen schützen möchte oder sie gegen deutsche Einrichtungen einsetzt, ist im Fall der Nord-Stream-Pipelines eindeutig beantwortet.

Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begründen seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite Rationalgalerie.

Der Beitrag wurde zuerst am 22. August auf www.rationalgalerie.de veröffentlicht.

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