Meinung

Trump und Putin werden Europa nur eine Frage stellen

Am Freitag findet das Treffen von Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska statt. Das Spitzentreffen der Präsidenten musste zeitnah geplant werden, damit es nicht scheitert. Es gibt allerdings Kräfte, die diese Begegnung gern verhindern würden. Weder Kiew noch Europa wollen einen Dialog zwischen Russland und den USA.
Trump und Putin werden Europa nur eine Frage stellenQuelle: Sputnik © Изображение сгенерировано ИИ

Von Pjotr Akopow

In nur drei Tagen werden sich der russische Präsident Wladimir Putin und der US-Präsident Donald Trump in Alaska treffen – eine rasche Vorbereitung dieses Spitzentreffens war unter anderem deshalb nötig, um dessen Scheitern nicht zu riskieren. Es gibt zahlreiche Kräfte, die dies gerne verhindern würden – weder Kiew noch Europa haben ein Interesse an einem Dialog zwischen Russland und den USA, ganz zu schweigen davon, dass die beiden Präsidenten Vereinbarungen zur Ukraine erzielen könnten. Aber sie können das Treffen nicht annullieren, deshalb beschränkt sich ihre gesamte Taktik derzeit auf zwei Punkte: es im Voraus zu diskreditieren (neues "Münchner Abkommen") und die Umsetzung der dort getroffenen Vereinbarungen zu blockieren. Wird das gelingen?

Wladimir Putin als "Hitler" zu bezeichnen, ist für den Westen nichts Neues – nun wird Trump zum "neuen Chamberlain". Das heißt, zu jemandem, der bereit ist, einen unabhängigen Staat dem "Teufel" zu opfern, in der Hoffnung, dass der Aggressor danach gefügig und verhandlungsbereit wird. Aber das sei ein schrecklicher Fehler, schreien die Atlantiker: Nachdem Hitler Tschechoslowakei erhalten habe, habe er Polen angegriffen, und Großbritannien und Frankreich seien gezwungen gewesen, in den Krieg einzutreten. Wenn Trump Putin die Ukraine überlasse, müsse man später bei Warschau und Berlin gegen die Russen kämpfen.

Es ist schwer vorstellbar, dass jemand ernsthaft daran glauben kann. Aber das gesamte Konzept der Unterstützung der Ukraine bis zum siegreichen Ende basiert genau darauf: Die Ukraine sei Europa, und der Kampf um sie gegen Russland sei ein Kampf um Europa. Dazu werden sogar Hitler und das "Münchner Abkommen" herangezogen, obwohl die Tschechoslowakei im August 1938 aus ganz anderen Gründen für Deutschland geopfert wurde. Zunächst taten Großbritannien und Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg alles, um Deutschland maximal auszuplündern und zu demütigen, und provozierten damit die deutsche Revanchepolitik, und dann hofften sie, dessen Energie nach Osten lenken zu können, indem sie die UdSSR und das Dritte Reich aufeinanderhetzten. Das "Münchner Abkommen" dokumentiert die Versuche der angelsächsischen Mächte, Europa zu beherrschen, indem sie die widersprüchlichen Interessen der kontinentalen Mächte gegeneinander ausspielten. Was hat die aktuelle Situation mit der im Jahr 1938 gemeinsam?

Nichts. Russland versucht, sich gegen das Drängen des Westens zu wehren, der die Grenze nach Osten verschieben und die Ukraine für sich beanspruchen will. Den tatsächlichen Interessen der Europäischen Union – ihrer Sicherheit, ihrer Wirtschaft, ihrer Zukunft als solcher – droht keine russische Expansion: Das liegt ganz einfach daran, dass Russland keine Pläne hat, Europa zu erobern. Ja, wir haben die baltischen Staaten verloren und zuvor die Kontrolle über Osteuropa, aber jetzt sind sie Teil der NATO und der Europäischen Union, und wir haben nicht vor, sie durch einen Atomkrieg zurückzugewinnen. Nur diejenigen, die ihre eigenen aggressiven Pläne hinter der "russischen Bedrohung" verschleiern wollen, versuchen, die Europäer mit solchen Äußerungen in Angst zu versetzen. Die Atlantisierung und Europäisierung der Ukraine sind die wahren Ursachen des aktuellen Konflikts. Der Westen versuchte, sich fremdes, historisch russisches Territorium anzueignen – und als Russland dies zu verhindern beschloss, spielte er sich als Aggressionsopfer auf.

Doch globale Veränderungen und die Krise in den USA führten zu einer Spaltung des einheitlichen Westens: Nachdem US-Präsident Trump wieder an die Macht gekommen war, beschloss ein Teil der westlichen Eliten, von ihren Versuchen Abstand zu nehmen, die Ukraine gewaltsam im westlichen Einflussbereich zu halten. Doch selbst diese Eliten sind noch nicht bereit, die völlige Aussichtslosigkeit Ihrer Hoffnung darauf, dass Russland von der Ukraine abrücken wird, hinzunehmen. Sie haben jedoch bereits erkannt, dass der Westen den Russen auf militärischem Wege nichts entgegensetzen kann. Dies ist der Grund, warum sie versuchen, den Konflikt, wenn nicht zu lösen, so doch zumindest einzufrieren – damit Russland seinen Vormarsch stoppt und die Ukraine den Status eines "umstrittenen Gebiets" mit überwiegend westlichem Einfluss erhält. Kommt diese Option für Russland infrage?

Natürlich nicht. Wir brauchen einen vollständigen Verzicht des Westens auf seine Ansprüche auf die Ukraine und einen wirklich neutralen Status dieses Landes. Aber würde die Ukraine dadurch nicht allmählich in unseren Einflussbereich zurückkehren, also in ihren natürlichen Zustand als Teil der "Russischen Welt"? Ja, natürlich. Aber der Westen hat ja keinerlei Ansprüche auf sie, sodass es nicht allzu schmerzhaft wäre, das Scheitern seines Abenteuers zur Vereinnahmung der Ukraine anzuerkennen. Vorausgesetzt, wir sprechen hier von strategisch denkenden Europäern, die verstehen, dass sie nur eine einfache Wahl haben: entweder weiter zu versuchen, die Ukraine in ihrem Einflussbereich zu halten, um sie dann doch zu verlieren oder ihrer Rückkehr zu Russland zuzustimmen. Im ersten Fall würde die EU schwächer werden und immer mehr in die Abhängigkeit von den USA geraten, wodurch sie die Perspektive einer eigenständigen Entwicklung verlieren würde. Im zweiten Fall hätte sie die Möglichkeit zu Wachstum und Stärkung, indem sie die für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit mit Russland wiederherstellt. In jedem Fall wird Europa die Ukraine nicht bekommen – die Wahl scheint also auf der Hand zu liegen, oder?

Nein, denn in Europa gibt es einen enormen Mangel an strategisch denkenden Politikern – und deshalb rennt die EU weiter mit dem Kopf gegen die Wand, in der Hoffnung, sie früher oder später durchbrechen zu können. Selbst die Haltung der USA, genauer gesagt von US-Präsident Trump, der unverblümt sagt, dass die Ukraine ein europäisches Problem sei, hilft nicht weiter. Aber hat Europa die Kräfte für einen eigenständigen Kampf gegen Russland um die Ukraine? Nein, auch wenn sich London noch so aktiv einmischt. Der Verkauf von US-Waffen an die Ukraine für europäisches Geld ist kein Ausweg, sondern nur ein vorübergehender Trick von Trump – irgendwann werden die USA diese Waffen schlichtweg nicht mehr verkaufen.

Und dieser Moment könnte dann eintreten, sollten in Alaska Vereinbarungen zur Ukraine getroffen werden – selbst wenn diese noch keinen endgültigen, sondern nur vorläufigen Charakter hätten. Die größte Befürchtung Europas besteht darin, dass Kiew zum Frieden gezwungen werden könnte, dass Donald Trump also Wladimir Selenskij Bedingungen stellt, deren Nichteinhaltung eine Einstellung der Hilfsleistungen zur Folge hätte. Könnte Europa Trump daran hindern? Ja, aber nur theoretisch: Die EU und die Ukraine könnten die von Trump und Putin erzielten Vereinbarungen für kategorisch inakzeptabel erklären und den Waffenstillstandsplan unter solch ungünstigen Bedingungen ablehnen. Aber wie lange würden sie ohne die Hilfe der USA durchhalten? Hinzu kommen die fortgesetzten Offensiven der russischen Armee und die Gefahr eines Zusammenbruchs der ukrainischen Front. Das ist eine rhetorische Frage.

Zwar könnten Europa und Kiew versuchen, die Vereinbarungen zwischen Trump und Putin zu boykottieren und zu vereiteln, aber einiges deutet darauf hin, dass sie dies nicht unverhohlen tun werden. Sie werden darauf setzen, dass Trump kurz nach dem Treffen seine Position wieder ändert – und die USA zu ihrer Taktik zurückkehren, Russland wirtschaftlich unter Druck zu setzen und ihre Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren.

Es ist jedoch äußerst unklug, auf Trumps Launenhaftigkeit zu setzen. Sicherlich neigt der US-Präsident zu plötzlichen Meinungswechseln, doch hinter all diesen Kehrtwenden lässt sich eine klare Linie erkennen: Trump möchte die USA und die Weltordnung verändern – durch eine Neudefinition der Rolle der USA in dieser Weltordnung. Als eines der wichtigsten Instrumente hierfür betrachtet er die Vereinbarungen mit Putin – nicht nur in Bezug auf die Ukraine, aber gerade die Ukraine ist der Stein, der dem amerikanisch-russischen Dialog im Wege steht. Und Trump wird alles tun, um diesen Stein aus dem Weg zu räumen oder zumindest beiseitezuschieben – gemeinsam mit Putin. Lässt sich das vereiteln? Bestimmt, allerdings muss man dabei damit rechnen, dass sie diesen Stein auf diejenigen fallen lassen könnten, die ihnen Hindernisse bereiten.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 12. August 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

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