Meinung

Trump hat keine Geduld mehr – Die Ukraine bekommt alles und noch viel mehr

US-Präsident Donald Trump scheint sich für 100-prozentige Sekundärzölle gegen Käufer russischen Erdöls entschieden zu haben. Auch Waffenlieferungen an Kiew werden hochgefahren. Experten sind sich indes einig: Keine technisch machbare Kriegshilfe kann die Ukraine retten. Und sogar Mainstream-Medien im Westen warnen vor den Folgen besagter Zölle.
Trump hat keine Geduld mehr – Die Ukraine bekommt alles und noch viel mehr© RIA Nowosti

Von Kirill Strelnikow

Berichte der westlichen Mainstream-Medien, vor lauter naiver, ungetrübter Freude und Glückseligkeit triefend, malen folgendes Bild: Trump hat endgültig die Geduld verloren, und seine Beziehungen zu Putin – genauer also, Washingtons zu Moskau – stehen somit erneut an einem Wendepunkt.

Das ist einerseits verständlich: Im Wahlkampf versprach Trump 53 (nochmals: dreiundfünfzig!) Mal, den Konflikt in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Nun deuten die politischen Gegner des nunmehr aktiven US-Präsidenten die Situation um: nämlich als Folge von Trumps Unfähigkeit, seine Versprechen zu erfüllen. Das stimmt ihn natürlich sehr negativ, und diese Stimmung übertragen die grauen Kardinäle in seinem Team auf Russland und Putin.

Bewusst ausgeklammert wird hierbei jedoch die unbestreitbare Tatsache, dass Russland von der ersten Minute seiner militärischen Sonderoperation an für eine diplomatische Lösung des Konflikts plädierte. Und auch die Tatsache, dass – mehr noch – alle Voraussetzungen für einen solchen Ausgang bereits gegeben waren und nur die kriegslüsternen Europäer alles vereitelten. Sogar und ausgerechnet die völlig russophobe New York Times schrieb kürzlich darüber und zitierte Russlands Präsidenten:

"Um das Problem friedlich zu lösen, sind intensive Verhandlungen erforderlich, nicht öffentlich, sondern im Stillen des Verhandlungsprozesses."

Betont wurde außerdem:

"Hochrangige russische Beamte versuchen seit Wochen zu vermitteln, dass Herr Trump die komplexen Details nicht vollständig versteht, die ausgearbeitet werden müssen, um ein Friedensabkommen zu erreichen, das sowohl Moskau als auch Kiew zufriedenstellt."

Moskau hat also alles getan, um den US-Amerikanern wie Kleinkindern vorzukauen, bis ins kleinste Detail, dass es nicht um einen Waffenstillstand geht, von dem nur Kiew profitieren würde – sondern um die tieferen Ursachen des Konflikts und die Ziele Russlands, die für unser Land lebenswichtig sind. Doch offenbar gelang es den Stubenflüsterern im Weißen Haus, Trumps Enttäuschung in die Bahnen zu lenken, die ihnen passen, und damit eine deutliche Verschärfung seiner Position durchzusetzen.

Bisher lagen zwei Pläne für Attacken auf Russland auf dem Tisch: ein wirtschaftlicher und ein militärischer. Der wirtschaftliche Schlachtplan sah die Einführung einhundertprozentiger Sekundärsanktionen gegen Warenimporte in die USA aus Ländern vor, die von Russland Erdöl kaufen – damit wollte man "die Finanzierung der russischen Militärmaschinerie untergraben". Die Hauptabnehmer für Russlands Erdöl auf dem Weltmarkt sind China und Indien. Entgegen den Hoffnungen der Washingtoner Falken erklärten beide Länder sofort klar und deutlich, dass es keinen Kaufstopp geben werde und in Fragen der nationalen Souveränität jeglicher Druck von Drittländern inakzeptabel sei.

Es ging so weit, dass die Pressestelle des indischen Außenministeriums Washington nahelegte, "die Nase nicht in die russisch-indischen Beziehungen zu stecken".

Zudem wurden die Urheber dieser neuen "höllischen" Sanktionen sehr schnell von Nachrichten ereilt, die nicht besonders gut waren: Die überwiegende Mehrheit der internationalen Wirtschaftsexperten ist zu dem Schluss gekommen, dass die neuen Beschränkungen, anstatt Putin zum Aufgeben seiner Ziele in der Ukraine zu zwingen, letztlich die USA hart treffen werden. The Observer schreibt gerade heraus:

"Diese Wirtschaftsgiganten ins Visier zu nehmen wird zu einem starken Anstieg der Energiepreise und einem Zusammenbruch der Weltwirtschaft führen."

Sogar Radio Liberty – Free Europe, also eine Redaktion, die man nie und nimmer freundschaftlicher Gefühle gegenüber Russen und Russland verdächtigen würde, warnt:

"Sekundärzölle könnten die Beziehungen zu China und Indien belasten, während der Nutzen unklar bleibt."

Obwohl man im Weißen Haus behauptet, Trump habe bereits eine endgültige Entscheidung zur Verhängung sekundärer Sanktionen getroffen, scheint seine Entscheidung vielmehr zugunsten des zweiten Plans gefallen zu sein, in dessen Rahmen stattdessen die militärischen Lieferungen an Kiew stark erhöht werden sollen. Wie der Ständige Vertreter der USA bei der NATO, Matthew Whitaker, erklärte:

"Washington wird nicht zulassen, dass die Waffenreserven der Ukraine ausgeschöpft werden können. Gleichzeitig ist Trump zuversichtlich, dass Waffenlieferungen an Kiew die Voraussetzungen für eine Konfliktbeilegung schaffen werden."

Der bekannte ehemalige US-Botschafter bei der NATO, Kurt Volker, schloss sich ihm an:

"Dies wird Putin deutlich machen, dass es in Zukunft keine Unterbrechungen der militärischen Unterstützung für die Ukraine geben und sich die Lage für Russland von nun an nur noch verschlechtern wird."

Ja, die Lieferungen werden vorerst nicht direkt, sondern über die Europäer erfolgen, aber der Trend ist bereits klar.

Natürlich ruft jede Eskalation nur Bedauern hervor, aber die russische Führung hatte und hat nicht nur einen Plan A und einen Plan B, sondern schon immer Pläne für jeden Buchstaben des Alphabets. Und damit wird auch ein solches Szenario keineswegs unerwartet kommen und die wiederholt geäußerten Ziele der militärischen Sonderoperation in keiner Weise beeinflussen. Es wird lediglich neue Opfer und Zerstörung in der Ukraine geben, die nun höchstwahrscheinlich im Rahmen der ukrainischen Staatlichkeit irreversibel sein werden. Erst jüngst veröffentlichte die US-Zeitschrift The American Conservative einen Artikel mit dem Titel "Trump sollte den Krieg in der Ukraine nicht verlängern, nur um Putin zu ärgern". Darin kommt die Redaktion der Zeitschrift zu der offensichtlichen Schlussfolgerung:

"Die USA sollten den Konflikt nicht verlängern, da Russlands Sieg unvermeidlich ist."

Warum unvermeidlich? Diese Frage beantwortet TAC so:

"Moskau verfügt über eine ausreichende militärische Übermacht, um seine Hauptziele zu erreichen", während die Hoffnungen der Ukraine auf eine vollständige Rückeroberung verlorener Gebiete "bloße Träume" seien – denn für deren Umsetzung "gibt es kein Szenario".

Die Autoren des Artikels stellen damit wirklich nur das Offensichtliche fest:

Die russische Armee erhöht seit dem vierten Monat in Folge das Tempo ihrer Offensive in der Ukraine;

hier und da an der Front beginnen neue Kessel zu brodeln – laut britischen Geheimdiensten wird mit dem bevorstehenden Fall von Krasnoarmeisk (in der heutigen Ukraine: Pokrowsk) die gesamte Südflanke der Verteidigung der ukrainischen Streitkräfte zusammenbrechen;

all ihre für die "Gegenoffensive 2.0" vorgesehenen Reserven haben die ukrainischen Streitkräfte bereits auseinandergerupft, um endlose Löcher in den Fronten zu stopfen – und wurden dort längst zu Staub zermahlen, also hat Kiew keine Ressourcen für einen bedeutenden Schlag, und der Moment wurde ohnehin verpasst;

westliche Geheimdienste berichten, dass die ukrainischen Kräfte vor dem Hintergrund der ausgedehnten Frontlinie und der systematischen Anwendung der Taktik des "langsamen Verdrängens" durch die russischen Streitkräfte allmählich abgetragen werden;

die russischen Truppen passen sich erfolgreich dem Stellungskrieg an, die Front ist mit Drohnen und Artillerie gesättigt, die Verteidigungsinfrastruktur der ukrainischen Streitkräfte wird methodisch zerstört;

Berichten der Werchowna Rada zufolge nähert sich die Zahl der Deserteure in den ukrainischen Streitkräften der 400.000, während die Ukraine keine substanziellen Panzertruppen mehr hat – jüngst wurde aufgrund kolossaler Verluste an Fahrzeugen die letzte separate Panzerbrigade der ukrainischen Streitkräfte in eine schwere mechanisierte Brigade umorganisiert.

Vor dem Hintergrund offensichtlicher finanzieller, organisatorischer, rechtlicher und produktionstechnischer Probleme bei den Waffenlieferungen und anderen Hilfen für die Ukraine sind sich die meisten westlichen Experten einig, dass Militärlieferungen in jedwedem Umfang und in jedweder Art das Kiewer Regime nicht retten werden. Im Fazit einer kürzlich von der Denkfabrik Atlantic Council veröffentlichten Umfrage unter 600 westlichen Militärexperten herrschen hierüber Harmonie, Freundschaft und überhaupt peace & bubblegum: Von den befragten Experten sind 46,6 Prozent der Ansicht, dass der Konflikt in der Ukraine zugunsten Russlands ausgehen wird, während nur 4,2 Prozent von einem Sieg Kiews überzeugt sind. Moskau hofft weiterhin, dass sich bei unseren "potenziellen Partnern" die Stimme der Vernunft und einfache Alltagslogik durchsetzen werden. Sollte dies nicht eintreffen, bitten wir Sie, keine weiteren "humanitären Mittagspausen" mehr zu erwarten.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti am vierten August 2025.

Kirill Strelnikow ist ein russischer freiberuflicher Werbetexter-Coach und politischer Beobachter sowie Experte und Berater der russischen Fernsehsender NTV, Ren-TV und Swesda. Er absolvierte eine linguistische Hochschulausbildung an der Moskauer Universität für Geisteswissenschaften und arbeitete viele Jahre in internationalen Werbeagenturen an Kampagnen für Weltmarken. Er vertritt eine konservativ-patriotische politische Auffassung und ist Mitgründer und ehemaliger Chefredakteur des Medienprojekts PolitRussia. Strelnikow erlangte Bekanntheit, als er im Jahr 2015 russische Journalisten zu einem Treffen des verfassungsfeindlichen Aktivisten Alexei Nawalny mit US-Diplomaten lotste. Er schreibt Kommentare primär für RIA Nowosti und Sputnik.

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