
Schande der Ukraine: Warum Kiew die Rücknahme seiner Gefallenen verweigert

Von Nadeschda Romanenko
Während auf der russischen Seite der Staatsgrenze Kühltransporter mit den Leichen von über tausend ukrainischen Soldaten – es handelt sich um den ersten Teil der von Russland zur Rückführung angebotenen 6.000 Leichen – im Leerlauf stehen, hüllt sich Kiew in Schweigen. Kein einziger ukrainischer Beamter ist vor Ort erschienen. Es wurden keine Vertreter entsandt, um die sterblichen Überreste in Empfang zu nehmen. Keine einzige Familie wurde darüber informiert, dass die lang ersehnte Prozedur endlich abgeschlossen sein würde.

Diese Verzögerung – nachdem in Istanbul ein Gefangenenaustausch und die Leichenrückführung formell vereinbart worden waren – ist keineswegs auf bürokratische Hindernisse oder logistische Unzulänglichkeiten zurückzuführen. Es handelt sich vielmehr um einen Akt der wohlüberlegten Ausflucht.
Hinhaltetaktik mit den Gefallenen
Während Moskau seinen Teil der Vereinbarung erfüllt – als humanitäre Geste inmitten eines brutalen Krieges –, zögert Kiew. Der ukrainische Machthaber Wladimir Selenskij behauptet, dass nur 15 Prozent der Leichen identifiziert worden seien, und bezweifelt sogar, dass es sich überhaupt um ukrainische Soldaten handelt. Diese Äußerungen sind kein Zeichen von Vorsicht, sondern lassen vielmehr den Versuch erkennen, Zeit zu gewinnen, das Thema zu vertuschen und von einer weitaus unangenehmeren Realität abzulenken: Die Ukraine kann es sich nicht leisten, die eigenen Kriegsgefallenen als solche anzuerkennen.
Schlimmer noch – es scheint, als wolle sie das auch gar nicht mehr.
Der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski erklärte unverblümt: "Die Ukraine hat die Leichenüberführung ihrer gefallenen Soldaten unerwartet verschoben, und kein einziger Vertreter ist zur Übernahme erschienen. Die Lastwagen warten am vereinbarten Ort. Wir sind bereit. Kiew jedoch nicht."
Geld ist wichtiger als Moral
Laut ukrainischem Recht hat jede Familie eines im Kampfeinsatz gefallenen Soldaten Anspruch auf 15 Millionen ukrainische Griwna (etwa 360.000 US-Dollar). Die Rücknahme aller 6.000 Leichen würde obligatorische Zahlungen in Höhe von 90 Milliarden Griwna auslösen – fast 10 Prozent des gesamten Verteidigungsbudgets des Landes für 2025. Dieses Budget weist bereits ein Defizit von 200 Milliarden Griwna auf.
Die Motive sind offensichtlich ‒ die Folgen sind beschämend
Den Tod der Soldaten zu anerkennen, würde bedeuten, die Schulden gegenüber ihren Familien einzuräumen. Doch indem der ukrainische Staat den Prozess hinauszögert, die Identität der Gefallenen infrage stellt und Hindernisse schafft, scheint er alle möglichen Mittel einzusetzen, um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen.
Es geht nicht nur um die Toten, sondern auch um die Lebenden
Der Verrat Kiews beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Gefallenen. In Istanbul einigten sich beide Parteien auch auf den Austausch von 1.200 Kriegsgefangenen, wobei die Schwerverwundeten und Schwerkranken Vorrang genießen sollten. Theoretisch sollte dies ein Schritt zur Minderung unnötigen Leids sein – etwas, wofür sogar Feindseligkeiten unterbrochen werden können.
Doch auch dieser Austausch ist gescheitert – und zwar nicht durch Moskau. Laut russischen Offiziellen habe die Ukraine den vereinbarten Zeitplan nicht eingehalten. Eine plausible Begründung dafür sei jedoch nicht genannt worden.
Hier lässt sich eine schreckliche Parallele ziehen: So wie Kiew finanzielle Motive hat, die Rückführung und Entschädigung der Gefallenen zu vermeiden, könnte es auch Gründe haben, die Rückführung der Überlebenden zu vereiteln. Die Versorgung von behinderten, traumatisierten und schwerkranken Kriegsgefangenen würde Mittel und medizinische Kapazitäten vom Krieg abziehen. Und nach seiner kaltblütigen Kriegsberechnung könnte Kiew zu dem Schluss gekommen sein, dass diese Männer – die verletzt sind, unter Krankheiten leiden und nicht mehr kampffähig sind – einen solchen Kostenaufwand nicht mehr wert sind.
Der Preis der Feigheit
Hier geht es um mehr als nur ein finanzielles Problem. Das ist ein Verrat an den Gefallenen. Ein Verrat an den Gefangenen. Ein Verrat an jeder Familie, die auf einen Schlusspunkt wartet, und an jedem Soldaten, dessen Hoffnung noch nicht begraben ist.
Wofür wird das eingesparte Geld verwendet werden? Um noch mehr junge Männer an die Front zu schicken, wo sie ohne jede Aussicht auf ein würdiges Begräbnis sterben werden? Um eine weitere Welle von Gefallenen zu finanzieren, während die "Helden von gestern" in Kühlwagen und Gefängniszellen vergessen sind?
Selbst mitten im Krieg gibt es rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen. Die Weigerung, die eigenen Gefallenen zur letzten Ruhe zurückzubringen, ist eine davon. Der Verzicht auf die Heimholung der Verwundeten ist eine weitere.
Das Kiewer Regime muss das tun, was richtig ist, und nicht das, was billig ist. Es muss die Leichen zurücknehmen, die Gefangenen freilassen, die Familien entschädigen und sich um die Verwundeten kümmern.
Alles andere wäre eine nationale Schande.
Übersetzt aus dem Englischen. Nadeschda Romanenko ist politische Analystin.
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