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Wahlkrampf – Gefühlte Demokratiesimulation als migräneähnlicher Dauerzustand
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Von Bernhard Loyen
Wer die Wahl hat, aktuell, hat nicht nur die belastende Qual, sondern auch absolute Gewissheit. Egal wie der bemühte Bürger es dreht und wendet, am Ende leuchtet vielleicht einmal ein kleines Lichtlein am Ende des Tunnels des bescheidenen Daseins, ansonsten schaut es absehbar nicht so rosig und blumig aus mit der Zukunft im Land.
Die Medien berichten besorgt, ein Großteil der Bürger sei tatsächlich noch unentschlossen, würde erst unmittelbar in der Wahlkabine den Stift zum Papier der unglückseligen Zukunftswahl führen. So heißt es bei der Berliner Regierungspostille Tagesspiegel:
"Viele Wähler noch unentschlossen: Jeder Fünfte will in den letzten Tagen entscheiden."
Wie muss man sich den Findungsprozess so vorstellen? Dies verrät mal wieder das Meinungsforschungsinstitut YouGov:
"Für Informationen in den letzten Wahlkampftagen über Inhalte, Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten nutzen laut der Umfrage 63 Prozent klassische Medien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen, Zeitschriften und Online-Portale. Eine große Rolle spielen auch Gespräche mit Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen, die 42 Prozent der Befragten nannten."
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Also die gleichen verinnerlichten Mechanismen wie in den drei dunklen Jahren der Corona-Krise, in den nicht weniger hellen Jahren der Ukraine-Krise und den trüben Tagen der gesellschaftlichen Gegenwart. Was war das Ergebnis dieser Selbstfindungsphase im Jahr 2021? Bei der Bundestagswahl im Jahr 2021 lag der Anteil der Nichtwähler bei immerhin 23,4 Prozent.
Moment mal bitte, lautet vielleicht die aktuelle Erklärung untergehakter Demokraten, da waren mit Sicherheit auch Mitbürger dabei, die hatten schlicht Angst davor sich anzustecken, ansonsten wäre das Ergebnis für die Untergangstruppe namens "Ampelregierung" bestimmt noch höher ausgefallen! Die Erinnerung an diese Zeit bleibt für sehr viele Menschen schmerzhaft und emotional. Diese Jahre waren eine dermaßen brutale Zäsur, mit einer Wucht, deren Schwingungen, sollte man noch nicht völlig innerlich abgestorben sein, bis heute zu spüren sind.
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Betrachtet man die jüngsten "Wahlkampfarenen", die "aufrichtigen" Duelle bei den gängigen Sendern, das wenig amüsante, zumindest erkenntnisreiche Quadrell, fällt sehr schnell auf: Das gecastete Publikum wie auch die Politselbstdarsteller kümmert ein Thema gar nicht, also null Komma null. Nämlich die weiterhin dringend notwendige politische und juristische Corona-Aufarbeitung.
Manch X-Kommentare fassen stockende Gedanken sehr schön zusammen. So heißt es:
"Wer Merz wählt, wählt gleichzeitig Habeck und Baerbock, oder Faeser und Lauterbach. Man wird ja regelrecht gezwungen, die innere Brandmauer einzureißen."
Anders formuliert, wer erneut die Restregierungsparteien wählt, beschließt und besiegelt mutwillig die fortgeführte bewusste Zerstörung des Landes und die Beibehaltung eines lähmenden Status quo in der Gesellschaft. Die Alternativen lauten also CDU oder AfD, BSW oder Linke. Die jahrzehntelange Steigbügelhalterin der Politik, die FDP, lassen wir mal gleich außen vor. Die Linke ist ohnehin seit Jahren, spätestens seit "Corona" und Ukraine-Waffenlieferungsobsessionen, schlicht überflüssig.
Das Abwägen wird sehr schnell zeigen, in Verbindung mit ehrlicher Gesamtreflexion: Versagt haben sie alle miteinander ab 2022 bis in die Gegenwart, dabei individuell "manchmal" glänzend in unbedingten Fragen zu Thema X in den Jahren 2020–2022. Das dämliche Wort Brandmauer ist bei genauerer Betrachtung auch nur Pillepalle, Makulatur. Ein Bundestagsdokument dokumentiert die ganze Heuchelei im Regierungsviertel. So heißt es exemplarisch für das Schmierentheater namens "glaubwürdige Politik":
"Der Bundestag hat sich am Donnerstag, 7. November 2024, mit einem interfraktionellen Antrag für ein entschlossenes Handeln gegen Antisemitismus in Deutschland befasst. Die Vorlage von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP trägt den Titel: 'Nie wieder ist jetzt – Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken' (20/13627) und wurde im Anschluss an die rund eineinhalbstündige Aussprache mit den Stimmen der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU/CSU und AfD gegen die Stimmen der Gruppe BSW und bei Enthaltung der Gruppe Die Linke angenommen."
Der unsägliche Nazist Robert Habeck erklärt wenige Wochen später im Spiegel-Interview:
"Nichts zieht mich zur CDU, wenn ich das sagen darf, aber dieses Ausschließen von Bündnissen ist am Ende eine ganz schiefe Bahn, auf die eine Demokratie rutschen kann, denn am Ende muss ein Land regiert werden. Wenn die demokratischen Parteien den Fehler begehen, dass sie glauben, die Trennung ihrer Programme unter sich ist wichtiger oder tiefer als das, was sie von den nicht demokratischen Parteien, AfD, unterscheidet, dann haben wir einen schweren gedanklichen, ich will sagen einen historischen gedanklichen Fehler begangen."
Anders formuliert, es gilt für diese Lurchkaste von Karrieristen im Regierungsviertel: Wenn von meinem dehnbaren Dasein inhaltlich etwas abverlangt wird, damit ich in der gut dotierten Machtposition weiter Unheil anrichten kann, dann mache ich das natürlich auch, was denn sonst!
So endet die neue ZDF-Doku „Robert Habeck - Ein Porträt“ >>> Epischer Soundtrack, großer Applaus, Daumen hoch.PropÖRRganda pic.twitter.com/x1jJJLHSEt
— _horizont_ (@hori_____zont) February 19, 2025
Die Entscheidung des Autors dieses Artikels zum bewussten Nichtwähler-Dasein begann im Jahr 1994. Den richtigen Ausschlag gaben dann aber 1998 die Grünen, die zu diesem Zeitpunkt schon menschenverachtend, gemeinsam untergehakt mit der SPD, NATO-Bomben abschmissen, damals auf Jugoslawien. Das alles wenige Jahre nach der "aufregenden" Möglichkeit, Politik anders zu gestalten, wenn schon gleich ein ganzes Land samt dringend benötigtem Korrekturbedarf manipulativ innerhalb von 12 Monaten aus den Geschichtsbüchern eliminiert wurde und weiterhin wird. Das politische Motto, die Frage der Stunde, lautete für medienresistente Bürger des Jahres 1998:
"Wurde diese Grenze aufgehoben, damit wir gemeinsam gegen andere Völker in den Krieg ziehen?"
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Die Variante lautete auf einer anderen Demonstration jener Zeit, auf einem Transparent:
"Gäbe es die DDR, gäbe es keinen deutschen Angriff auf Jugoslawien."
Der Autor trug auf dem Marheinekeplatz im schon damals tiefgrünen Kreuzberg ein Plakat mit der Aufschrift: "Deutsche Kriegstreiber hinter Gitter." Mein Erstaunen, geschweige denn der "Schock", in den "Corona-Jahren" hielt sich daher in Grenzen, was das Thema gesellschaftliche Ausgrenzung anbetraf. Alles schon einmal erlebt, damals Ende der 1990er.
Ladenverbote, Beschimpfungen, Freundes- und Bekanntenverluste, das ganze Programm, das ganze Procedere. Alles wiedererkannt und erneut durchlebt im Zeitraum 2020 bis in die Gegenwart.
Der wesentliche und besorgniserregende Unterschied zur Gegenwart: Die politischen Kontrollmechanismen werden spätestens seit dem Jahr 2020, dem Beginn eines – erfolgreichen – Gehorsamsexperiments der Superlative, aggressiver, perfider. Die Attacken gegen kritische Bürger in einer ungeahnten offensiven Strategie zerstörerischer. Mit dem gegebenenfalls als Notwendigkeit angestrebten, eindeutigen Ziel der individuellen Biografievernichtung.
Wer am 23. Februar daher den Gang zur Urne wählt, bitte. Demokratie und so. Zu dem bekannten Vorwurf des destruktiven "Nörglerdaseins", dem unsinnigen Stempel als gesellschaftlicher Ballast "Nichtwähler", der dabei ohne zu Murren seine Steuern zahlt und niemanden nötigt oder behindert, sei nachdrücklich daran erinnert:
"Der Staat will, verlangt sehr viel von seinen Bürgern. Aber er möchte nichts, rein gar nichts von Dir mit deinem individuellen Dasein, außer stillen Gehorsam, merk Dir das."
Effektiv einbringen kann man sich, wenn Bedarf, in der Nachbarschaftshilfe, im Verein, in einer Organisation, ja natürlich, auch bei lokalen glaubwürdigen Parteienkonstellationen und engagierten Einzeldarstellern jener Kaste.
Die etablierten Parteien müssen mehr als zeitnah, unmittelbar, ihre selbstverschuldeten, thematisch soweit bekannten Minenfelder bitte selbst aufräumen, entschärfen und entsorgen. Danach beginnt dann die Diskussion zum Thema des individuellen Daseins, der Glaubwürdigkeit, vor allem aber des Nutzens und der Notwendigkeit für die Bürger und Bürgerinnen. Dann …
Der 23. Februar wird dabei zuerst – erneut – sehr viel, und wenig Zuversichtliches, über das Land und seine Menschen verraten. Die erste Hochrechnung um 18:00 Uhr sendet dann erste Zeichen über den möglichen betreuten, kontrollierten – weiteren – Niedergang. Oder die Variante eines lang andauernden, dringend benötigten Neustarts für die Gesellschaft.
Mehr zum Thema - Politischer Diskurs und Manipulation am Beispiel des Wahl-O-Mat 2025
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