Meinung

Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine hat sich erledigt, aber Selenskij hat einen Plan

Da die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nun vom Tisch zu sein scheint, hat Selenskij eine neue Idee: Er will eine ukrainische Armee, die so stark ist wie jene Russlands. Bezahlen sollen das die Europäer und die US-Amerikaner – wenn es nach Donald Trump geht, nur die Europäer. Deal?
Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine hat sich erledigt, aber Selenskij hat einen PlanQuelle: Gettyimages.ru © Sean Gallup/Getty Images

Von Tatjana Montjan

Die Ukraine wird niemals Mitglied der NATO sein, aber Selenskij hat einen neuen Plan. Donald Trump hat sich nach seinem Gespräch mit Putin endgültig gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. "Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist", sagte er bei einem Briefing für Reporter im Weißen Haus.

Trumps Äußerungen dürften für die Führung des ukrainischen Speckreiches keine große Überraschung sein, denn er hat seine Haltung in dieser Frage schon früher öffentlich angedeutet und auch in privaten Gesprächen explizit gemacht. Immerhin erkennt der Selebube Selenskij in einem Interview mit dem Economist die Weigerung der USA, sein Speckreich in die NATO aufzunehmen, als eine vollendete und unveränderliche Tatsache an.

Stattdessen hat er nun einen neuen Plan, sagte der Selebube im selben Interview. Wenn die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen wird, bedeute das, dass die Ukraine eine eigene NATO auf ihrem Territorium aufbauen muss. Dafür brauche er eine ebenso große Armee, wie sie Russland heute hat. Und für all das braucht er Waffen und Geld. Darum will er die USA und Europa nun bitten.

"Eine Armee, die so groß ist wie die der Russen" – das ist eine Armee von über zwei Millionen Mann. Das ist etwa das Anderthalb- bis Zweifache dessen, was das Speckreich heute unter Waffen hat. Das sind etwa zwei Prozent der noch im Land verbliebenen Bevölkerung, vielleicht sogar mehr, denn niemand weiß genau, wie viele Ukrainer noch in der Ukraine leben. Eine solche Zahl ist selbst für ein Kriegsheer viel, für ein stehendes Heer ist es schon rein demografisch nicht realistisch. Erst recht geht es wirtschaftlich nicht auf: Die Ukraine kann ein solches Heer allein nicht unterhalten. Deshalb sagt Selenskij auch, dass er die USA und Europa um Geld dafür bitten wird – aber wird man es ihm geben?

Das ist tatsächlich eine große Frage. Einerseits hat Trump deutlich gemacht, dass es keine bedingungslose Hilfe mehr geben wird, und auch die bereits geleistete Hilfe wird bezahlt werden müssen. So sagte er bei einem Briefing nach seinem Gespräch mit Putin, dass er erwarte, dass Finanzminister Bessent von seiner Reise nach Kiew mit einem Dokument zurückkehrt, das garantiert, dass die USA das Geld zurückerhalten werden, das sie zuvor für die Unterstützung der Ukraine ausgegeben haben.

Andererseits ist es für die USA objektiv vorteilhaft, Selenskijs Speckreich als maximal hochgerüstetes Militärlager in der Nähe der russischen Grenzen zu erhalten. Der Unterhalt einer entsprechenden ukrainischen Armee würde definitiv weniger kosten als vergleichbare Armeen in Europa oder in den USA selbst.

Im Grunde läuft die Frage also darauf hinaus, was Trump in Bezug auf Russland, die Ukraine und Europa im Allgemeinen wirklich im Sinn hat. Und das weiß heute niemand außer Trump selbst.

Wichtig ist für uns jetzt, dass die Frage des Beitritts der Ukraine zur NATO tatsächlich von der Tagesordnung genommen wurde, was uns nur freuen kann.

Tatjana Montjan ist eine ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. 

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