Habecks Küchentisch-Saga Folge 1: Leere Versprechungen
Von Bernard Loyen
Der November ist nicht nur aktuell wegen seines "Black Friday" in aller Munde, marketingtechnisch mehr als anstrengend medial ausgereizt ‒ parallel erfolgt gleich der ganze "Green Month", wohlwollend gepusht durch weiterhin regierungstreue Mainstream-Medien.
Das Kurzzeitgedächtnis dauergestresster Bürger hat dabei vielleicht schon ein mediales Phänomen aus dem Jahr 2021 verdrängt. Es galten die "Lauterbach-Wochen", bezogen auf einen anstehenden Ministerwechsel nach den Bundestagswahlen. Das Boulevard-Magazin Stern wusste im November vor drei Jahren: "Das Hashtag #wirwollenKarl kocht wieder auf". Die Wochen zuvor war der SPD-Hinterbänkler kontinuierlich dank ARD und ZDF sowie durch die Berichterstattung in der Mehrzahl regierungstreuer Blätter in den Stuben des Landes omnipräsent und wurde so den Bürgern als Mann der Stunde angekündigt, verkauft, regelrecht aufgedrängt.
Robert Habeck ist nach Jahren der Abkehr zur ungeliebten, aber wahltaktisch wichtigen Social-Media-Plattform X zurückgekehrt. Das mehrheitliche Credo der aktuellen Berichterstattung zum selbsternannten Bürgerflüsterer lautet: Er will es, er kann es, er muss es werden, der Kanzler aller Deutschen.
Danke. ❤️ pic.twitter.com/cgoooww7FW
— Robert Habeck (@roberthabeck) November 17, 2024
Habeck hat durch seine Unfähigkeit und Überforderung in seiner gesamtverantwortlichen Tätigkeit als Wirtschaftsminister einer ehemals zumindest funktionalen, stabilen Industrienation komplett versagt. Das wirtschaftliche Fundament bröckelt nicht nur, es zeigt fatale Risse, benötigt Stützbalken auf Kosten der Steuerzahler. Es wird mutwillig über provozierte Habecksche Innen- wie Außenfaktoren zerstört.
Da heißt es, her mit den wahltaktischen Ablenkungsmanövern digitaler Art, und zwar zügigst, die echt ätzenden Neuwahlen nahen. Hilfreich betreut durch die Profis der Medienagentur Jung von Matt. Ja, dem gut dotierten (Regierungs-)Verein, der im Vorjahr den Spiegel-Rohrkrepierer Claas Relotius anstellte.
Die nun anvisierte Drohung von Habeck lautete am 16. November:
"Gemeinsam stellen wir die Weichen für den vielleicht kürzesten und härtesten Wahlkampf der letzten Jahrzehnte, gehen geschlossen und mit voller Energie in die nächsten Wochen, mit dem klaren Ziel, vier weitere Jahre Verantwortung für unser Land übernehmen zu dürfen."
Verantwortlicher wäre es, wenn Habeck seinen Job vorher kündigen würde, um mit unverdienter Rentenrücklage in den Niederungen Norddeutschlands oder Dänemark für immer aus dem Gedächtnis der Bürger zu verschwinden.
Weit gefehlt, der Mann hat Macht-Blut geleckt und will als ungekrönter König von Deutschland, aus den großen Panoramafenstern des Kanzleramts über seine Schäfch_I*en wachend, endlose Macht ausüben. In einem Wort: Größenwahn.
Das Online-Medium Horizont klärte dieser Tage auf, dass die Agentur Jung von Matt den Zuschlag für anstehende Kampagnen zur Bundestagswahl bekommen hat. Dies bezogen nicht nur auf einen Deal mit der SPD, sondern auch für die Grünen (Bezahlschranke). Per Pressemitteilung wurde dem Nius-Portal mittlerweile bestätigt, dass "man ab sofort als Leadagentur für Bündnis90/Die Grünen tätig ist und die Partei strategisch und kreativ im vorgezogenen Bundestagswahlkampf begleitet".
Am 10. November forderte Habeck via X-Video nun die grüne Fangemeinschaft im Lande auf, sie möge sich mal bei ihm melden, wenn Sorgen oder Wünsche existieren. "Eure Perspektive" würde ihn vermeintlich interessieren, daher lautete die Aufforderung: "Schickt mir gerne eure Videos vom Küchentisch!"
Die Steigerung der Bürgerbetreuung 2.0 lautete dann für das Social-Media-Team, Kanzlerkandidat Habeck, der Robert, kommt persönlich auf ein gemütliches Pläuschken vorbei. Warum auch direkt in die real existierenden Brennpunkte der Gesellschaft eintauchen, wenn ein schön ausgeleuchtetes Video dem Ego mehr dient, es dazu einen guten Kaffee gibt und man sich die weibliche Statistin auch noch aussuchen kann. Das professionelle Geheuchel des Robert Habeck lautet dann am 24. November erstmalig in der politischen Soap, natürlich auf Du und Du: "Habecks Küchentisch-Saga Folge 1: Leere Versprechungen", im Original: "Gespräch am Küchentisch: Isabell".
"Isabell hat mich an ihren Küchentisch eingeladen, um mit mir über die Situation in den Kitas zu sprechen und was ihre Arbeit als Erzieherin für sie ganz persönlich und ihre Familie bedeutet."
Isabell hat mich an ihren Küchentisch eingeladen, um mit mir über die Situation in den Kitas zu sprechen und was ihre Arbeit als Erzieherin für sie ganz persönlich und ihre Familie bedeutet. Einen kleinen Ausschnitt aus unserem Gespräch findet ihr hier: https://t.co/mYIRHHiyyfpic.twitter.com/mZN8POdd5B
— Robert Habeck (@roberthabeck) November 24, 2024
Es gab jedoch zur Ansicht im YouTube-Video, wie enttäuschend, nur einen "kleinen Ausschnitt aus unserem Gespräch". Warum? Egal, auch diese knapp vier Minuten reichen aus, um umgehend zu erkennen, es geht rein um politisches Marketing. Dem Verkauf des selbstverliebten Politdarstellers Robert Habeck. Was wurde denn so geplaudert, mit der Isabell?
Unerwartet ketzerisch und stichelnd fasst Der Spiegel zusammen:
"Habeck im Küchentisch-Wahlkampf – 'Hi, ich bin Robert. Passt das so für dich?' Zu schön, um nicht inszeniert zu sein: Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hat sein nächstes Wahlkampfvideo gepostet – aufgenommen am Küchentisch von Isabell. Gemeinsam machen sie mal eben zwei Milliarden Euro locker."
Gedreht nicht bei Assis in der ausgekühlten Sozialwohnung, sondern im klassischen Grünen-Wunschambiente potenzieller Wählerschaft. Ein schmuckes Häuschen, ein Ehemann, Kinder samt knuffigem Hund, "Der ist älter, oder? Der ist grau an der Backe und ich auf dem Kopf." Der vermeintlich kritische Spiegel-Artikel erklärt weiter zur gecasteten Isabell-Story, einer Erzieherin:
"Es geht vor allem um Personalnot, die gerade in vielen Kitas herrscht. Habeck, ganz leger im schwarz melierten Pullover, hört der Frau aufmerksam zu, stellt Nachfragen."
Mal schmunzelnd, mal mit Sorgenfalte, dabei immer fokussiert auf die Isabell, also natürlich auf die Sorgen der Erzieherin, "Wie kaputt bist du?". Für gute Arbeit fehle das Geld, die Unterstützung vom Staat, so die Kurzfassung des geschnittenen Gesprächsverlaufs. Es folgt das easy Lösungsproblem des Robert Habeck zum Thema "Der Staat ist dank meiner Unfähigkeit und der meiner grünen Außenamtskollegin so gut wie pleite", zur Bildungsmisere im Land und dem Versagen der Ampel:
"Ich glaube (sic), am Ende hängt es an dem Stellenwert von Bildung, und der ist ja in meinem Beruf [Kinderbuchautor oder Politiker] Übersetzung von Geld. Also wie viel Geld ist der Staat, die öffentliche Hand, bereit, in das Bildungssystem zu geben [...]?"
Na weniger, als in die fortdauernden Milliardenüberweisungen an die Ukraine, nach Timbuktu und Peru, in den Wehretat, in Kanzleramtsstühle und noch viel mehr, aber "Isabell" durfte immer nur mit "hmm, hmm" die Ausführungen begleiten und bestätigen, den Meister bloß nicht unterbrechen.
Er verspricht der jungen Frau, wenn er Kanzler wird, dann steigen die Investitionen in das Kita-Qualitätsgesetz, bis dato rund zwei Milliarden Euro jährlich. Er würde den Etat, sagt er, gern auf vier Milliarden erhöhen. Doch woher nehmen, wenn nicht den Steuerzahlern stehlen?
"Und wenn wir uns mal trauen würden, die Superreichen in Deutschland ein bisschen mehr zu besteuern, gut, die merken das gar nicht, und dieses Geld nehmen wir für die Bildung, dann wäre das eigentlich völlig okay [...] Nicht alle deine [sic!!] Probleme wären gelöst, aber doch sehr viele."
So easy, so einfach lösen sich die Probleme des Landes, wenn der Robert endlich mal Kanzler wird, weil er auch der Isabell abschließend mit Dackelblick voll ehrlich verspricht: "Das nehme ich mal mit." Es folgt die rotzfreche Lüge, in das Gesicht einer dahinschmelzenden, vielleicht auch nur schlicht müden Isabell:
"Wenn du mich das nächste Mal im Fernsehen über Bildung und mehr Erzieherinnen reden hörst, warst du das. Ja? Okay."
Da strahlte die Isabell und lachte und sagte brav: "Danke", um den Zuschauern vollkommen ernst zu erklären: "Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall so, dass mir jemand zugehört hat." Leider wurde dabei der Ehemann nicht eingeblendet.
Ob die vier Minuten kurze Fassung des Gesprächs damit zusammenhängt, dass das Regie- und Cutter-Team am Inhalt verzweifelten, ist nur reine Mutmaßung. Habeck gab abschließend wörtlich im Video aus dem Off zu Protokoll, mit dem ungewohnten Schritt aus dem Elfenbeinturm:
"Was mich am meisten überrascht hat, ist etwas, was man eigentlich aus seinem Alltag kennt. Dass man krank wird, wenn der Stress abfällt."
Das Küchentisch-Gespräch hätte ihm dabei "plastisch" und "abstrakt" reale Sorgen vermittelt, um erneut knallhart in die Kamera zu lügen: "Das werde ich nicht vergessen."
Eine Kommentierung dieser manipulierenden Farce erübrigt sich. Exemplarisch zum Gesamtzustand des Landes seien abschließend zwei Sätze vermeintlich kritischen Journalismus seitens der ARD-Fachkraft Caren Miosga zitiert, die natürlich auch den Seelentröster der Stunde im Rahmen des "Green Month" zu Gast hatte, um vorab anzukündigen: "Vor den Neuwahlen ‒ wie grün wird die Zukunft, Herr Habeck?"
Vollkommen ironiefrei, dabei todernst in der Redaktion erarbeitet, lauteten diese Sätze wörtlich:
"Wenn Sie in eine Zauberküche kämen, Herr Habeck, in der ihnen ein Wunsch erfüllt werden kann, was würden Sie nehmen: Bundeskanzler werden oder den Literaturnobelpreis kriegen?"
"Welches Schuhwerk tragen Sie in der Küche, Herr Habeck ‒ Pantoffeln oder sandalenartige Latschen?"
ÖRR Journalismus am Limit: „Welches Schuhwerk tragen Sie in der Küche, Herr Habeck, Pantoffeln oder sandalenartige Latschen?“Da blieb für Caren Miosga freilich keine Zeit mehr für eine einzige Frage zum Schwachkopf -Gate oder den anderen Klagen des Grünen Kanzler -Kandidaten. pic.twitter.com/IXV2OJ5wLa
— Gr@ntlɘr 🥨🍺 (@oida_grantler) November 24, 2024
Das passende Hashtag dreht auch schon seine X-Runden: #Habeck4Kanzler. Die folgenden Wochen bis zum Neuwahltermin werden daher erneut einiges von den Bürgern abverlangen.
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