Meinung

Einberufungspraxis des ukrainischen Militärs: Kiew entschließt sich zu beispiellosem Schritt

Eigentlich ist der Stellvertreterkrieg in der Ukraine verloren. Trotzdem werden immer noch Zivilisten für die Front mobilisiert. Die Einberufung der "Freiwilligen" geht oft mit extremer Gewalt vor sich. Nun sollen auch Kranke, die etwa an Tuberkulose oder AIDS leiden, eingezogen werden.
Einberufungspraxis des ukrainischen Militärs: Kiew entschließt sich zu beispiellosem SchrittQuelle: Sputnik © РИА Новости / Durch KI generierte Abbildung

Von Dawid Narmanija

Während sich die ganze Welt fragt, wann und wie genau der neu gewählte amerikanische Präsident Donald Trump Moskau und Kiew versöhnen wird, versuchen die ukrainischen Behörden, die Geduldsgrenze ihres Volkes auszuloten. Und so wie es aussieht, werden sie weitersuchen müssen.

Worum geht es eigentlich? Der offizielle Vertreter des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Dmitri Lasutkin, hat erklärt, dass weder Tuberkulose noch AIDS glühende Patrioten, die die Ukraine verteidigen wollen, daran hindern sollte.

"Das Hauptkriterium für die Tauglichkeit zum Militärdienst ist die Funktionsfähigkeit einer Person", sagte er in einem Interview mit dem Rada-Fernsehsender. Und er fügte hinzu, dass es im Falle der Tuberkulose möglich sei, diejenigen, die die Krankheit in offener Form haben, abzumelden. Aber die Patienten mit einer geschlossenen Form sind offenbar in den Reihen der zukünftigen Soldaten willkommen! In ähnlicher Weise sprach er über Menschen mit dem Immundefizienz-Virus. Die Mitarbeiter der Territorialen Rekrutierungszentren (TZK) nehmen Patienten mit der asymptomatischen Form mit offenen Armen auf. Es hat keinen Sinn zu erläutern, welche Risiken eine solche Entscheidung mit sich bringt – sie sind zu offensichtlich.

Auch die Frage der Mobilisierung der Beschäftigten in den Territorialen Rekrutierungszentren selbst wurde erörtert. Dieses Thema bringt die Ukraine gerade zum Schäumen. Marjana Besuglaja, die Wahrheitsverkünderin aus der Werchowna Rada, sagte kürzlich, dass etwa 100.000 Menschen in diesem Bereich arbeiten würden. Und sie stellte die für einen ukrainischen Volksvertreter logische Frage: Warum schickt man nicht die Hälfte von ihnen an die Front?

Hier war Lasutkin sehr viel wählerischer und gewillt, sich mit den Details zu befassen. Ihm zufolge sind in den Territorialen Rekrutierungszentren nicht 100.000, sondern nur 36.000 Menschen beschäftigt, von denen wiederum 7.000 Zivilisten und etwa 3.000 Frauen sind. Und im Allgemeinen, so erinnerte er, gibt es unter den Militärs noch diejenigen, die nur eingeschränkt diensttauglich sind.

In den ukrainischen Rechtsvorschriften gibt es eine solche Kategorie jedoch schon seit sechs Monaten nicht mehr. Auch Aussagen über die Zusammensetzung des Personals werfen Fragen auf – bereits am 6. November erklärte Andrei Primatschenko, stellvertretender Leiter des regionalen Rekrutierungszentrums des Gebiets Kiew, dass 99 Prozent des Personals in den Rekrutierungszentren über Kampferfahrung verfügten.

Es hat wenig Sinn, die Lügen des ukrainischen Verteidigungsministeriums und der Führung der Territorialen Rekrutierungszentren zu untersuchen. Und, seien wir ehrlich, je länger es dauert, desto mehr ähnelt die Arbeit der ukrainischen Militärkommissare bei der Rekrutierung von "Freiwilligen" echter Kampferfahrung.

Und noch etwas ist wichtig: Für die hohen Tiere im Kiewer Verteidigungsministerium ist die Frage, wen sie zuerst an die Front schicken sollen – einen Militärkommissar oder einen HIV-positiven einfachen Ukrainer – schon von vornherein klar.

Schreiben Sie sich das hinter die Ohren – das ist die "freiheitsliebende" Ukraine zehn Jahre nach dem, was man dort so übereilt die "Revolution der Würde" genannt hat und noch so nennt.

Das Volk der Ukraine erlebt in der Tat eine der schlimmsten Tragödien seiner Geschichte, und es werden enorme Anstrengungen erforderlich sein, um herauszufinden, an welchem Punkt genau die Ukraine die zum Abgrund führende Abzweigung genommen hat. Und es gab in ihrer Geschichte schon mehrere solcher Abzweigungen, an die man noch denken könnte. 2014? 2004? 1991? In dem Moment, als sie Kutschmas These "Die Ukraine ist nicht Russland" als einzige Grundlage der Staatlichkeit wählte, ohne sich die Mühe zu machen, die Frage zu beantworten: Was ist die Ukraine dann?

Diese Fragen warten noch auf Antworten, aber das Kiewer Regime tut alles dafür, dass später, wenn die Niederlage endgültig ist, niemand mehr nach diesen Antworten sucht. Damit weder kranke noch gesunde Menschen übrig bleiben, damit nur die Zombifizierten zurückbleiben.

Diese Niederlage war immer unausweichlich, unvermeidlich, unabwendbar. Die einzige Frage war der Preis, der dafür zu zahlen ist. Und nun rückt diese Niederlage unaufhaltsam näher. Jeden Tag wird sie greifbarer, spürbarer. Und für jeden einzelnen Ukrainer stellt sich nur noch die Frage, ob er diesen Moment überlebt oder ob die 99 Prozent der TZK-Angehörigen mit "Kampferfahrung" ihn erwischen. Ein Drittel von ihnen sind Zivilisten, ein weiteres Drittel sind Frauen, und der Rest ist beschränkt tauglich. Beschränkt tauglich für die menschliche Gesellschaft.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 15. November 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

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