Meinung

Kiew wollte russischen Hubschrauber entführen und gab stattdessen eigene Militärstellungen preis

Kiews jüngst gescheiterter Versuch einer Entführung eines russischen Luftfahrzeugs ist von einem wilden Missverständnis über die Realität geprägt. Und zwar offenbar nicht allein seitens der Ukraine, sondern auch aufseiten von Kiews Drahtziehern im Westen.
Kiew wollte russischen Hubschrauber entführen und gab stattdessen eigene Militärstellungen preis

Von Starsche Eddy

Der Zweck einer solchen Entführung ist klar: Es wäre in jedem Fall ein großer medialer Erfolg gewesen. Zudem wurde hier nicht nach einem gewöhnlichen Hubschrauber gejagt, sondern nach dem Mi-8MTPR-1, der im russischen Sprachgebrauch den Beinamen "Rytschag" trägt, also "Hebel". Es handelt sich um einen Hubschrauber der elektronischen Kriegsführung, eine seltene und komplexe Maschine.

Wie bekannt, scheiterte der Versuch. Die Aktivitäten der Hauptleitung für Aufklärung beim ukrainischen Verteidigungsministerium (GUR) wurden aufgedeckt, denn der Pilot, den die GUR zu rekrutieren versuchte, meldete den Anwerbeversuch der Spionageabwehr, woraufhin der FSB eine operative Spieltaktik anwandte.

Infolgedessen konnten die Streitkräfte der Ukraine des Hubschraubers nicht habhaft werden. Russland hingegen erhielt die Koordinaten einer ganzen Reihe ukrainischer Luftverteidigungseinheiten und weiterer Dislozierungsorte des ukrainischen Militärs, die alsbald erfolgreich mit Lenkflugkörpern beschossen wurden.

Was fällt hier auf? Seit vielen Jahrzehnten schon – seit dem Bürgerkrieg in Spanien und dem Krieg der Sowjetunion gegen Finnland – sucht das Ausland nach Verrätern unter Russlands Piloten. In einer Zwischenbilanz dieser fast 100 Jahre alten Fantasien kann man diese buchstäblich an einer Hand abzählen. Denn: Eid und Charakter erweisen sich Mal um Mal stärker als alle Versprechen des Feindes.

So war von den jüngsten Unternehmungen dieser Art bisher nur eine erfolgreich, vor relativ kurzer Zeit, als der Verräter Kusminow einen Hubschrauber stahl, und dabei seine Besatzungskollegen ermordete. Anschließend wurde er aus der Ukraine nach Spanien geschickt, aber nicht einmal dort konnte man ihn vor seinem wohlverdienten Schicksal verstecken.

Im Februar 2024 wurde Kusminow in der spanischen Stadt Alicante getötet. Sicherheitshalber überfuhr man ihn noch mit einem Auto. Und nun berichtete der US-amerikanische Fernsehsender CBS News am Wochenende unter Berufung auf seine Quellen, dass die Leiche des Verräters Kusminow in einem namentlich nicht gekennzeichneten Grab im Süden Spaniens begraben worden sei.

In einem namenlosen Grab. In fremdem Boden. Kommentare unnötig.

Im jüngsten Fall aber rechnete Kiew offensichtlich damit, nicht nur Verräter, sondern auch klinische Idioten werben zu können. Dem Piloten und seiner Familie wurden die Flucht nach Chișinău, 750.000 US-Dollar und die Staatsbürgerschaft der Tschechischen Republik angeboten.

Doch Verräter sind in Russland ziemlich rar gesät und klinische Idioten werden in den russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräften erst recht nicht gehalten. Und nur diejenigen in der Ukraine wie im Westen, die sich, anders als der in Russland kultige "Sprechvogel" nicht gerade durch Intelligenz und Auffassungsgabe auszeichnen und fest an den Sieg der Ukraine und des US-Dollars glauben, konnten überhaupt mit einer erfolgreichen Umsetzung dieser Idee rechnen.

Oder aber im Gegenteil, sie sind sehr schlau und entlasten regelmäßig die Budgets ihrer jeweiligen Organisationen um saftige Summen für immer weitere Anwerbeversuche. Bei solcher "Entlastung" wünschen wir ihnen natürlich viel Erfolg. Insbesondere dann, wenn sie gleichzeitig Russland fleißig Koordinaten wichtiger militärischer Ziele in der Ukraine verraten.

Übersetzt aus dem Russischen"Starsche Eddy" (Wortspiel: "Älter als die Edda") ist ein russischer Telegramkanal, auf dem Autoren kurze Kommentare und Analysen aus eigener Feder zu aktuellen militärischen und politischen Anlässen veröffentlichen und Kommentare Dritter nebst Nachrichten aus demselben Themenbereich reposten.

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