Der Balkonist: Wilde Assoziationen zu den denkwürdigen Ereignissen des 6. November
Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer
Am Mittwochabend, kurz nach dem üppigen Abendessen, gab es unerwartet ein noch deftigeres Menü: die Implosion der Ampel garniert mit gar schwer beleidigter Leberwurst in den bestdeutschen Medien. Wirkte diese sauertöpfisch vorgetragene Demissionierung des Finanzministers durch den (Noch-?)Kanzler doch recht narzisstisch gekränkt, so als ob man alle Schuld am wirtschaftlichen und sonstigen Desaster Deutschlands allein jenem vorwerfen könne.
Die größte Überraschung, jenseits vom Erdrutsch-Wahlsieg Donald Trumps in den USA und dem raschen Ende der Ampel, war jedoch die denkwürdige Vorhersage eben dieses Ereignisses durch Kater Murr III ‒ dieser hatte schließlich vor kurzem angekündigt, dass die gelbe "Banane" mit Schwung aus der Regierungskoalition herausgewürgt würde.
Noch völlig verblüfft von diesen denkwürdigen Ereignissen mussten sich unser Balkonist und vor allem Kater Murr III die Vorhaltungen von Michaels Ehefrau gefallen lassen: "Woher DEIN Kater das mit dem Rauskotzen der gelben Bananen-Bande nur wusste, das verstehe, wer will! Aber die Sauerei in der Küche musste ich ja dann entfernen!" (Wir hatten kürzlich über den Hergang berichtet.)
Michael wollte gerade Luft holen und klarstellen, dass der jetzt eine Unschuldsmiene aufsetzende Kater doch ihrer beider wäre, als schon die nächste Salve abgefeuert wurde: "… Aber wenn er schon zu solchen Prophezeiungen neigt, so sollte er sich fürderhin für mein Lottospiel interessieren. Teile ihm dies bitte bei Gelegenheit mal mit."
Da war es wieder, dieses Thema des unvernünftigen Geldausgebens, immer in der Hoffnung auf einen recht unwahrscheinlichen großen Wurf – ein Thema, das Michael üblicherweise mit größtmöglicher emotionaler Distanz betrachten wollte. Natürlich meinte er dabei nicht das kleine Lottospiel seiner Frau, sondern jene megalomane Schuldentreiberei der Noch-Bundesregierung, motiviert durch ideologisch festgefahrene und moralinsaure Gesetzesvorhaben und den energetischen Kurzschluss durch das Atomstrom-Aus.
Um also rasch vom brisanten Thema abzulenken, fiel ihm die recht elegante Wendung ein, dass es jetzt bestimmt zu einer Merzens-Dämmerung käme, wo doch Christian Lindner und der CDU-Vorsitzende quasi zeitgleich baldige Neuwahlen gefordert hätten. Doch ist da dann ein wirklicher Frühlingsanbruch drin, oder wird dieser einen unangenehmen Verwesungsgeruch von verlängerter Kriegstreiberei und wirtschaftlichem Abschwung in sich tragen? So sicher war sich da unser Balkonist nicht, sodass er erneut den kundigen Kater befragen wollte.
Doch: "Wo steckt denn UNSER Murr III jetzt wieder? Gertrude, Du hast ihn mit Deiner Tirade gekränkt, jetzt spielt er auch noch den beleidigten Leberwurst-Ole..."
Letztlich verriet ein leises Schnurren, dass er mitnichten beleidigt war, sondern sich unter Gertrudes Zeitschriftenstapel mit einem sehr speziellen Artikel verlustierte. In vielen bunten Fotos ging es hier um die – sage und schreibe – achte Kiew-Reise der feministischsten aller Außenministerinnen. Sogar betonte sie in einem X-Post vom 5. November die Bedeutung der Ukraine für Europa, ja für die ganze Welt ("In dem Moment, in dem die Welt gebannt auf die USA blickt, gibt es keinen besseren Ort, als hier bei Euch in der Ukraine zu sein. Wir bleiben an Eurer Seite...").
In dem Moment, in dem die Welt gebannt auf die USA blickt, gibt es keinen besseren Ort, als hier bei Euch in der Ukraine zu sein. Wir bleiben an Eurer Seite. Eure Sicherheit ist unsere Sicherheit. Слава Україні. pic.twitter.com/sXanDXv7cP
— Außenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) November 5, 2024
Was noch nicht in der Zeitschrift stehen konnte, war hingegen, dass sie sich einen Tag später fast die Zunge verrenkte, um Donald Trump zur erneuten Präsidentschaft zu gratulieren.
"Was meint unser Murr nun wieder damit, verehrt er jetzt etwa Frau Baerbock?", war Gertrudes erstaunte Frage.
Unser Balkonist gab sich größte Mühe, des Katers vage Andeutungen dahingehend zu übersetzen, dass es gegenüber dem kommenden Präsidenten der USA ausgesprochen ungeschickt wäre, diese Dame auf "Kennenlerntour" nach Amerika reisen zu lassen. Wie sollte man Donald Trump erklären, dass die Ukraine acht, die USA mit ihrem neuen Präsidenten aber nur eines einzigen Besuches wert seien. Womöglich kämen auch zahlreiche gekränkte Kobolde aus der Steckdose und würden einen diplomatischen Kurzschluss verursachen.
Durch baldigste Neuwahlen mit Austausch des außenpolitischen Personals hingegen könne man eine weitere Verschlechterung des Verhältnisses zum jetzt gewählten Präsidenten der USA hinlänglich vermeiden. Und vielleicht werde dann der neue Außenminister, wie früher oftmals und erfolgreich, von der FDP gestellt – wenn sich diese Partei nur wieder ihrer freiheitlich-liberalen Tradition erinnern würde.
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