Meinung

14-Jährige an die Front? Frauen werden Kiews blutige Pläne verhindern

In Forderungen der ukrainischen Politiker nach einer Herabsetzung des Mobilmachungsalters werden bereits 14-Jährige erwähnt. Obwohl das Kiewer Regime und dessen westliche Sponsoren daran interessiert sind, möglichst viele Menschen an die Front zu treiben, gibt es für sie eine Reihe von Hindernissen.
14-Jährige an die Front? Frauen werden Kiews blutige Pläne verhindernQuelle: AP © Efrem Lukatsky

Von Nikolai Storoschenko

Kiew wird nicht müde zu behaupten, dass Ankündigungen eines "Krieges bis zum letzten Ukrainer" nichts anderes als "russische Propaganda" seien. Gleichzeitig diskutiert das Kiewer Regime aus irgendeinem Grund aktiv über eine Kriegsbeteiligung von allen, einschließlich der Schüler von gestern, Frauen, Rentnern und sogar Kindern. Es geht nämlich um eine Herabsetzung des Mobilmachungsalters.

Es ist keine einfache, sondern eine radikale Herabsetzung, bis hin zur "Bandera-Jugend". "Das Mobilmachungsalter kann bis auf 14 Jahre herabgesetzt werden, wenn dem Land eine Vernichtung drohen wird", meint einer der berüchtigtsten ukrainischen Politiker Wladimir Kortschinski.

Das Thema der Herabsetzung des Mobilmachungsalters wird von Zeit zu Zeit in den ukrainischen Informationsraum eingestreut. Vermutlich versuchen Mitarbeiter von Selenskijs Amt abzuschätzen, wie negativ die Gesellschaft einen solchen Schritt auffassen wird. Und sollte sich die Gesellschaft eine Schwäche leisten und diese Möglichkeit zulassen, wird sie unbedingt genutzt.

Zuerst wurden solche Absichten noch massenhaft im Sommer 2023 angekündigt. Doch damals beschränkte sich Kiew auf Halbmaßnahmen.

Erstens wurde bereits durch solche Äußerungen die Verschärfung der Mobilmachung vom Herbst 2023 bis Frühling 2024 begründet. Zweitens wurde das Mobilmachungsalter immerhin herabgesetzt, wenn auch "nur" von 27 Jahren auf 25 Jahre. Außerdem wurde eine Mobilmachung von Menschen unter 25 Jahren begonnen, wenn sie einen militärischen Beruf hatten. Drittens wurde für Studenten eine Ausreise zum Studium an Universitäten der EU maximal erschwert. Laut Gesetz ist sie immer noch möglich, de facto aber nicht umsetzbar.

Damals erklangen Forderungen nach einer Mobilmachung der Jugend vor dem Hintergrund des Scheiterns der hochgelobten "Gegenoffensive". Ein Jahr später erklingen sie bereits vor dem Hintergrund einer aktiven Offensive der russischen Streitkräfte in den ehemaligen Ostgebieten der Ukraine und einer erfolgreichen Zurückdrängung des ukrainischen Militärs aus dem Gebiet Kursk.

Kiews ausländische Verbündete stellen immer wieder die Frage nach einer Herabsetzung des Mobilmachungsalters und fordern diese von Selenskij. Glaubt man den westlichen Medien, wurde ihm als Beispiel der Vietnamkrieg vorgehalten, als US-Staatsbürger bereits ab einem Alter von 19 Jahren eingezogen werden konnten.

Wie angebracht ein solcher Vergleich ist, ist eine andere Frage. Insgesamt durchliefen 2,6 Millionen US-Amerikaner Vietnam. Doch selbst auf dem Höhepunkt überstieg die Stärke der dort stationierten US-Kräfte nicht 485.000 Mann. Im ukrainischen Militär, der Territorialverteidigung, der Nationalgarde und sonstigen militärischen Strukturen der Ukraine dienen heute Schätzungen zufolge über eine Million Menschen, ganz zu schweigen davon, dass die Bevölkerung der USA die der Ukraine um ein Vielfaches übersteigt. Das heißt, dass die USA von Selenskij zehnmal mehr fordern, als von den eigenen Mitbürgern.

Doch aus Sicht der transatlantischen Strippenzieher sind ihre Forderungen logisch. Ihre Äußerungen könnten in etwa folgendermaßen übersetzt werden:

"Wir gaben dir alles, worum du gebeten hast: Waffen und Munition, Finanzhilfe im Wert von hunderten Milliarden Dollar, Einführung von Sanktionen, die uns mehr als den Russen schaden. Erstmals seit langer Zeit nahmen wir eine existenzielle Bedrohung für den Westen in Kauf – die Entdollarisierung und die Entwicklung der BRICS als eine Alternative für den Westen. Und bei alldem sabotierst du die Mobilmachung."

Einen unerwarteten Hintergrund für diese Gespräche über eine Herabsetzung des Mobilmachungsalters lieferte der georgische Politiker Bidsina Iwanischwili. Wie sich herausstellte, soll ihm der Westen vorgeschlagen haben, die "Heldentat" von Micheil Saakaschwili aus dem Jahr 2008 zu wiederholen, bei einem erneuten Konflikt gegen Russland eine "zweite Front" zu eröffnen, die dann in einen "Guerillakrieg" übergehen sollte. Tiflis lehnte diese "Ehre" vernünftigerweise ab.

Freilich ist Saakaschwili nicht der Erste. Vor ihm gab es Dudajew und sonstige Warlords, noch früher die afghanischen Mudschaheddin. Im Grunde ist es für den Westen nicht wichtig, wer und um welchen Preis in einen Krieg gegen Russland getrieben wird. Das heißt, dass die Forderungen an die Ukrainer, ab 14 Jahren zu kämpfen, durchaus in Washington unterstützt werden könnten.

Wird das Kiewer Regime also das Mobilmachungsalter herabsetzen, und wenn ja, auf welches Alter – 18, 17 oder 14 Jahre, wie es der Wahnsinnige Kortschinski fordert.

Möglicherweise hätte es Selenskij gerne, allerdings gibt es eine Reihe von Schwierigkeiten. Die Hauptfrage ist, wo diese 14-Jährigen zu finden sein sollen? Die heutigen 18-jährigen Ukrainer waren im Jahr 2022 15 bis 16 Jahre alt und konnten problemlos ins Ausland ausreisen. Viele taten das und sind immer noch nicht zurückgekehrt, was verständlich ist. Sicher lässt sich das Mobilmachungsalter bis zu einer beliebigen Zahl herabsetzen, doch viele potenzielle Rekruten der Geburtsjahrgänge 2005-2006 sind schlicht nicht mehr im Land anwesend.

Vor Kurzem beschrieb der ukrainische Bildungsminister Oksen Lissowoi die Ausmaße, in denen ukrainische Schüler ins Ausland ausreisen: Vor Beginn des laufenden Schuljahres seien 300.000 Schüler ausgereist. Laut Gesetz müssen sich nämlich ukrainische Jugendliche ab dem 17. Lebensjahr für den Wehrdienst erfassen lassen. Gerade deswegen versuchen die Eltern, ihre Kinder aus dem Land zu bringen, bevor sie 17 Jahre alt werden.

Selbstverständlich reisen nicht nur 16-jährige Jugendliche aus. Doch die Gesamtzahl gibt eine Vorstellung vom Ausmaß des Phänomens und zeugt davon, dass Ukrainer ihre Söhne lange vor der Volljährigkeit und sogar vor dem Schulabschluss ins Ausland bringen. Nach Kortschinskis Offenbarungen wird sich dieser Prozess nur noch beschleunigen.

Andererseits wäre es interessant zu sehen, wie Kortschinski oder die Banden von den Musterungsbehörden versuchen würden, 14-jährige Jungen zu mobilisieren, dazu noch vor den Augen ihrer Mütter. Dies wäre ein Schauspiel, das der Feder eines Kiplings würdig wäre. Allerdings hatte jener nur eine einzige Wölfin, die Mowgli beschützte, doch in diesem Fall wären es Zehntausende.

Ältere junge Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren nehmen meist eine Rückstellung als Studenten in Anspruch. So begannen von 261.000 Schulabsolventen des Jahres 2024 etwa 140.000 ein Hochschulstudium. Dazu kommen noch 17.000, die zuvor ausgereist waren, sowie jene, die nach dem Schulabschluss ausreisten. Somit bleiben weniger als 100.000 Schulabsolventen, von denen die Hälfte Frauen sind. Manche könnten sicher eingezogen werden, doch dies birgt die Gefahr von Rebellion und Gewalt gegen Musterungsbeamte.

Die Kinder sind das Letzte, was eine einfache ukrainische Frau hat. Viele Frauen sind verwitwet, und ihre Chancen auf eine weitere Heirat sind ebenso gering wie ihre Rente. Somit ist ein Kind nicht nur ein Blutsverwandter, sondern auch eine Altersfürsorge. US-Senatoren, die zugunsten einer Herabsetzung des Mobilmachungsalters lobbyieren, und deren ukrainische Anhänger sind einem solchen Gegner nicht gewachsen. Deswegen werden menschenverachtende Gespräche über die Mobilmachung von Kindern in der Ukraine weiterhin nur Palaver bleiben.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 24. Oktober bei Wsgljad.

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