Meinung

Selenskijs verdorbene Suppe

War die Reise des ukrainischen Präsidenten mit dem abgelaufenen Haltbarkeitsdatum nun ein Erfolg oder ein Reinfall? Seine ebenso verdorbene Suppe hat am Ende niemand essen wollen, dafür wurde Selenskij zum Spielball im US-Wahlkampf.
Selenskijs verdorbene SuppeQuelle: Gettyimages.ru © Spencer Platt/Getty Images

Von Walentin Bogdanow

Am Ende von Selenskijs Reise in die Vereinigten Staaten glich sein sogenannter "Plan" für den sogenannten "Sieg" einer verdorbenen sauren Suppe, deren Dämpfe wie auch die aufdringliche Anwesenheit des "Kochs" vom ersten Tag an die Atmosphäre in der UN-Generalversammlung vergifteten. Die angehenden Gourmets konnten nicht ahnen, was sie vorgesetzt bekommen würden.

Auf meine Frage "Unterstützen Sie Selenskijs Plan?" murmelten Präsident Duda und der NATO-Generalsekretär etwas Unverständliches. Und Annalena Baerbocks ohnehin instabiler, trampolinartiger Psyche schien der Kontakt mit dem "Plan" den letzten Rest gegeben zu haben.

Die Bewohnerin des blühenden Gartens missachtete die Tatsache, dass der Rosengarten im Hauptquartier am East River eigentlich eine für die akkreditierte Presse zugängliche Zone ist, und verwandelte eine der Rasenflächen in den Dschungel, mit dem ihr Ziehvater Borrell schon den Europäern drohte. Ihr persönlicher "Kampf für die Ukraine" setzte ein, als ich sie fragte, ob direkte Verhandlungen mit Russland notwendig seien. Baerbocks Bodyguards packten mich an den Händen, zogen, zerrten und ließen mich nicht filmen. So blieb die Frage unbeantwortet.

Selenskij, der in den Gängen der Vereinten Nationen zwischen den Wänden von Muskelmännern kaum zu sehen war, wich unserer Frage aus, warum er sich weigert zu verhandeln. Die Wahrheit zu sagen ("Biden erlaubt es nicht"), hätte bedeutet zuzugeben, dass er eine Marionette ist. Am Ende schleppte der Kiewer Gast seine verfaulte Suppe ins Weiße Haus, wo der gelangweilte Gastgeber sie kaum anrührte.

Es hätte kaum anders sein können, denn das im Wall Street Journal veröffentlichte Leck hatte den "Siegesplan" bereits als eine neu verpackte Wunschliste nach Langstrecken- und sonstigen Waffen entlarvt, derer Washington überdrüssig ist. Die Empfehlung des WSJ lautete bereits: "Schüttet die giftige Suppe aus!", und nach den Änderungen in Russlands Nukleardoktrin ist man im Weißen Haus nicht minder verängstigt. Gleichzeitig sind sich die amerikanischen Geheimdienste (die NYT schreibt dies bereits) sicher, dass Russland reagieren wird. Und zwar nicht symmetrisch. Das Pentagon verfügt über Stützpunkte in der ganzen Welt, und Europa ist nicht weit von Russland.

Immerhin hat Biden Selenskij Geld gegeben, acht Milliarden Dollar. Er hat versprochen, dass Russland nicht gewinnen wird. Anmaßend für einen Mann, der nur noch etwa vier Monate im Weißen Haus residieren wird. Infolgedessen wurden Selenskijs Wünsche und Pläne auf den 12. Oktober vertagt, an dem der US-Präsident, der sich zum Nachdenken (oder zum Vortäuschen des Nachdenkens) Zeit genommen hat, wieder auf Selenskij treffen wird, diesmal in Deutschland. Wohin auch 50 andere Länder beordert werden, "um die Bemühungen zu koordinieren".

Anders steht es um Kamala Harris. Die Kuratoren haben sie und Selenskij buchstäblich aneinander gekettet. Neben Selenskij stehend, wiederholte Harris Wort für Wort, was auch immer Biden sagt, und fügte hinzu, dass die politischen Gegner, die für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts eintreten, in Wirklichkeit Moskaus Interessen fördern. Womit sie Selenskij endgültig zum mobilen Wahlplakat der Demokratischen Partei degradierte.

Die Demokraten haben den Einsatz im Wahlkampf erhöht und sich offenbar entschieden, die ukrainische Karte zu spielen. Vor diesem Hintergrund (Trump hat noch wegen des ersten Amtsenthebungsverfahrens eine Rechnung offen) ist diese Wahl für Selenskij nun eine Frage des eigenen politischen Überlebens. Die Republikaner werden nichts verzeihen. Parlamentspräsident Johnson forderte bereits die Entlassung von Botschafterin Markarowa, die Selenskijs Reise in den Schlüsselstaat Pennsylvania arrangiert hatte. Daraufhin leiteten neun Republikaner im Kongress eine Untersuchung zur Wahlbeeinflussung ein. Das Weiße Haus geriet in Panik und bat darum, die Sache zu beenden.

Und dann, im kritischsten Moment, auf dem Höhepunkt der Konfrontation, tritt Trump versöhnlich auf die Bühne. Er ist seit Langem ein Liebhaber komplexer und provokativer Manöver. Erst weigerte er sich, sich mit dem ukrainischen Machthaber zu treffen; jetzt veröffentlichte er einen Brief, in dem der Ukrainer den republikanischen Kandidaten um ein Treffen bittet.

Nun teilt er persönlich mit, dass das Treffen doch stattfinden wird. Am Freitagmorgen wird der weichgekochte Suppenkoch auf allen Vieren zum Trump Tower in New York eilen. Und nicht nur er, auch der britische Premierminister Starmer. Und das sagt mehr über Trumps Siegeschancen aus als jede veröffentlichte Umfrage.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde exklusiv für RT verfasst.

Der Journalist Walentin Bogdanow leitet das WGTRK-Korrespondentenbüro in New York.

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