Meinung

Angriffe auf RT enthüllen traurige Wahrheit über Westen

Die neue alte Propagandakampagne der USA und ihrer westlichen Verbündeten gegen RT soll den Globalen Süden und Kursabweichler in den eigenen Ländern einschüchtern. Sie offenbart aber auch die Verzweiflung der Propagandamaschinerie des Kollektiven Westens.
Angriffe auf RT enthüllen traurige Wahrheit über WestenQuelle: Sputnik © Natalja Seliwerstowa

Von Tarik Cyril Amar

Die USA und ihre stets treuen Mitläufer Kanada und Großbritannien haben eine neue Offensive im Informationskrieg gestartet. Ob "neu" das richtige Wort ist: In der neuen Staffel der langjährigen, anscheinend niemals endenden antirussischen Serie, die als "Russiagate" bekannt ist und von der zumindest die US-amerikanischen "Eliten" nie genug zu bekommen scheinen, wird wieder – Trommelwirbel – RT ins Visier genommen. Diesmal wird es nicht nur der Verbreitung von "Desinformation" – also von Information, die den westlichen Regierungen nicht gefällt –, sondern auch der Spionage beschuldigt.

Dazu kommt noch etwas, wie der Versuch, US-Wahlen zu beeinflussen (gähn), und angebliche Verbindungen zum Sammeln von Freiwilligenspenden für Russlands Kampf in der Ukraine – eine Aktionsform, die im Übrigen genau das Gleiche ist, was ukrainische Organisationen tun. Es gibt eine noch schrecklichere Enthüllung: Den Höhlenbewohnern aus dem US-Außenministerium begann es zu dämmern, dass sich RT nicht auf mechanische Schreibmaschinen und Telegrafen verlässt, sondern auch "Cyber"-Kapazitäten hat!

Oder, dass Änderungen im Wesentlichen darauf hinauslaufen, sich mit dem Internet auszukennen – eine ganz besondere Fähigkeit, die für einige aus der US-Administration verteufelt futuristisch zu sein scheint. Wer kann es ihnen auch verübeln? Können sie sich vorstellen, dass ihr offizieller Leiter Joe "Irgendwie immer noch der Präsident, wenn er sich daran erinnern kann" Biden etwas sogar so Vorsintflutliches wie einen Laptop bedient? Wie wir wissen, wird so etwas lieber seinem Sohn Hunter Biden überlassen. Und selbst dann führt es zu drastischen Konsequenzen.

Selbstverständlich kommen zur ganzen Vorstellung auch mehr Sanktionen hinzu. Denn Sanktionen sind für die US-Politik das, was Popcorn für einen richtig schlechten B-Movie ist: unverzichtbar und doch macht es das Ganze nicht besser.

Unweigerlich zog die jüngste US-Initiative Spott auf sich, und das aus gutem Grund. Im Wesentlichen ist es schon wieder eine sich selbst ins Lächerliche ziehende, traurige Peinlichkeit von einem Regime, das versucht, sich mit dem stetigen Rückgang seiner Macht, seines Einflusses und seiner Relevanz abzufinden, und an diesem Versuch scheitert. Es ist wieder leicht zu erkennen, wie diese selbsternannten Beschützer der "regelbasierten Ordnung" und ihrer "Werte" die Heuchelei bis zum Äußersten getrieben haben. Wollen sie ernsthaft über "Desinformation" sprechen? Während sich westliche Medien, vom US-amerikanischen CNN über die britische BBC bis zum deutschen ZDF, durch Verschweigen, einseitige Berichterstattung und sogar das Verbreiten offener israelischer Propaganda des inzwischen fast ein Jahr dauernden Völkermords an Palästinensern im Gazastreifen und zunehmend auch im Westjordanland mitschuldig gemacht haben?

Natürlich könnten wir zurückblicken und ein Beispiel von schamlosen westlichen Lügen mit schrecklichen, für große Menschenmassen oft tödlichen, Konsequenzen anführen. Tatsächlich sind es so viele, dass wir es hier eigentlich doch nicht tun können. Erinnern wir uns also nur an zwei davon: die brutale Kampagne aus Regierungslügen und Medienpropaganda, die gewisse Mächte nutzten, um ihren nicht zu rechtfertigenden Angriffskrieg gegen den Irak im Jahr 2003 zu "rechtfertigen". Bis März 2023 schätzte das von der angesehenen Brown University in den USA betriebene Projekt "Costs of War" (Kosten des Krieges) die Tode allein unter irakischen Zivilisten sehr konservativ auf mindestens zwischen knapp 281.000 und über 315.000 Personen, die "durch direkte Gewalt seit der US-Invasion getötet" wurden".

Man beachte das Wort "direkt". Wenn wir realistischerweise diejenigen hinzufügen, die "indirekt" getötet wurden, also durch Unterernährung, Krankheiten, Zerstörung der Infrastruktur und so weiter, müsste die Zahl der Todesopfer laut dem Projekt "wahrscheinlich viel höher" liegen. Man beachte weiter, dass die Getöteten nur die Spitze des dunklen Eisbergs aus zerstörten Existenzen, Verwundeten, Amputierten, Vertriebenen, physisch und psychologisch für den Rest ihres Lebens und über Generationen Gezeichneten sind. Das sind die wirklichen, nachzählbaren Ergebnisse der dreisten Lügen des Westens. Und nun stehen die USA und ihre Komplizen da, um über "Desinformationen" zu predigen. Was kann man da noch sagen, außer vielleicht, dass die westlichen "Eliten" nicht nur Massenmörder, sondern auch komplett schamlos und ignorant sind.

Das zweite Beispiel der dreisten westlichen Lügen, das ebenfalls die Mainstream-Medien durchaus einschließt, an das wir uns in diesem Kontext erinnern, ist die Verfolgung und Folter von Julian Assange, dem Gründer von Wikileaks, der unter anderem die Gräueltaten der USA während des Irakkriegs enthüllt hatte. Für diesen herausragenden Dienst an der Menschheit und für andere "Sünden" aus der Sicht der Mächtigen im Westen wurde er einer über zwei Jahrzehnte langen Haft in unterschiedlichen Formen unterzogen, darunter über längere Zeiträume auch solcher, die laut einem UN-Experten zurecht als Folter bezeichnet werden kann. Er wurde ständig mit der Auslieferung an die USA bedroht, wo er durch noch mehr Folter durch Einzelhaft langsam getötet worden wäre. Indessen erwogen einige US-Beamte bisweilen, ihn einfach ermorden zu lassen. Nun ist Assange endlich frei. Doch die schreckliche Vergeltung, die an ihm geübt wurde, als er ohne Übertreibung der wichtigste politische Gefangene auf der Welt war, hatte zweifellos zum Zweck, andere zur Unterwerfung und zum Schweigen zu bringen.

Was uns zu einem besonders dunklen Aspekt des erneuten US-Angriffs auf RT bringt, nämlich den Vorwurf, dass RT irgendwie "de facto" (was für eine dehnbare Formulierung!) Spionage betreibe. Der Vorwurf, kein "echter" Journalist und Publizist, sondern eine Art Spion zu sein, war genau die Grundlage, auf der Washington seine zahlreichen Verbrechen gegen Assange und seine Familie beging. Und viel zu viele westliche Medien spielten dieses Spiel mit. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Indem sie RT die gleichen unbegründeten Vorwürfe macht, sendet die US-"Elite" eine mafiöse Botschaft – wie eine Gangsterbande, die sie in Wirklichkeit ist – über das, was sie jedem Journalisten, der mit RT zusammenarbeitet, antun kann und durchaus antun würde, nämlich das Gleiche, was sie Assange angetan hat, oder noch schlimmer.

Doch es sind nicht nur Journalisten, die bedroht werden. Ein weiteres großes Ziel außerhalb Russlands ist der ganze Globale Süden, wo nach Behauptungen der USA RT die Eliten und die Bevölkerung so verdorben habe, dass sie nicht den USA im Proxykrieg des Westens in der Ukraine Folge leisten. Offensichtlich ist es eine Aussage von atemberaubender Arroganz. Man komme bloß nicht auf den Gedanken, dass sich die Menschen im Globalen Süden aus eigenen Stücken dazu entschlossen haben, die Dinge anders zu sehen! Die ganze "Agenda", zu der wir ermahnt wurden, die Ukraine in unsere Abendgebete einzuschließen, wurde direkt aus dem Fenster geworfen! Keine "Agenda" für den Globalen Süden! Washington scheut sich also nicht vor dem Versuch, uns vorzumachen, dass jedwede Abweichung von seinem perversen parteiübergreifenden Kriegskurs nur durch böse "russische Unruhestifter" verursacht sein könne.

Natürlich ist dies die herablassende "Logik" einer zutiefst kolonialistischen Denkart, die vom Narzissmus und unhinterfragten Überlegenheitsvorstellungen durchdrungen ist. Was sich als interessant, wenn auch nicht als überraschend erweist, ist, dass die Washingtoner Blase die gleiche Arroganz etwa den "einfachen Menschen" im Westen entgegenbringt. Auch sie dürfen unter strenger Aufsicht ihrer "Vorgesetzten" an der Spitze nicht dabei allein gelassen werden, zu entscheiden, was sie anschauen, lesen und anhören wollen. In dieser Hinsicht ist der Angriff auf RT bloß ein Teil des verzweifelten, vergeblichen Versuchs, jede Plattform für abweichende Stimmen, darunter durchaus auch abweichende Stimmen aus dem Westen selbst, zum Schweigen zu bringen. Wenn Sie wünschen, können Sie sich RT als Samisdat des Westens vorstellen, um die Terminologie der sowjetischen Dissidenten zu bemühen.

Doch darin liegt die Tragödie der westlichen Informationskrieger. Viel zu viele, sowohl im Westen als auch außerhalb, sind bereits "außer Kontrolle" geraten und wollen nicht den ihnen aufgetischten Unsinn für Mainstream-Ansichten halten, die sie glauben müssen. Der tieferliegende Grund dafür wurde vor etwa zweieinhalbtausend Jahren von Platon in seinem Dialog "Phaidros" erklärt: Selbst die brillanteste Rhetorik (hier können wir diesen Begriff mit "Propaganda" übersetzen) kann einen nur bedingt weiterbringen. Und Rhetorik, die auf einer abstoßenden Grundlage basiert, wird sich selbst mithilfe der größten, gemeinsten, auf CNN-Niveau finanzierten Tricks nicht durchsetzen. Letztendlich ist dies das wirkliche Problem des Westens. Vom Proxykrieg, der die Ukraine verwüstet, bis zum Genozid in Gaza hat der Westen nichts, worauf er sich im Hinblick auf Moral und Vernunft stützen kann. Deshalb wird er verlieren.

Übersetzt aus dem Englischen.

Tarik Cyril Amar ist Historiker an der Koç-Universität in Istanbul. Er befasst sich mit Russland, der Ukraine und Osteuropa, der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, dem kulturellen Kalten Krieg und der Erinnerungspolitik. Man findet ihn auf X unter @tarikcyrilamar.

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