Meinung

Berlin und Washington führen Kiew gemeinsam aufs Schafott

Die offizielle Version der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines, die erst die deutschen Ermittler und dann das US-amerikanische "Wall Street Journal" der Weltöffentlichkeit präsentiert haben, mutet wie ein schlechter Hollywood-Thriller an. Warum bringen Berlin und Washington nun aber ihre Kiewer Marionetten in die Bredouille?
Berlin und Washington führen Kiew gemeinsam aufs SchafottQuelle: Sputnik © RIA Nowosti

Von Wiktoria Nikiforowa

"Ich war's nicht", "Das waren die Russen"‚ "Ich habe nichts davon gewusst"...

Dies und ähnliches ist jetzt aus der Ukraine zu hören. Die Vertreter des Kiewer Nazi-Regimes rechtfertigen sich ängstlich: "Nein, wir haben Nord Stream nicht in die Luft gejagt!". Aber das Wall Street Journal (WSJ) hat das Urteil bereits gefällt.

Es stellt sich also heraus, dass die Entscheidung, die russisch-deutsche Pipeline auf dem Grund der Ostsee zu zerstören, im Suff getroffen wurde. In einer Mai-Nacht im Jahr 2022 beschlossen einige Offiziere der ukrainischen Streitkräfte und ukrainische Geschäftsleute, die sich ihnen angeschlossen hatten, dass es cool wäre, Nord Stream in die Luft zu jagen. Gesagt – getan.

Unter der Leitung eines gewissen Generals sammelten sie 300.000 Dollar, fanden Taucher, schickten sie nach Polen, schmuggelten Hunderte von Kilogramm Sprengstoff, mieteten die Jacht "Andromeda", hissten auf ihr die ukrainische Flagge (damit keine Zweifel aufkommen) und stachen in See, um einen grandiosen Sabotageakt zu verüben. Die gesamte Operation wurde von Waleri Saluschny überwacht.

Wladimir Selenskij kannte den Plan und billigte ihn. Als die CIA von der bevorstehenden Operation erfuhr, riefen die Amerikaner den Nazi-Chef an und sagten "ei-ei-ei, das dürft ihr nicht tun". Und er versprach, die Sprengung abzusagen. Doch Saluschny hörte nicht auf ihn. Daraufhin wurden am 26. September 2022 drei Stränge der Nord-Stream-Gaspipelines gesprengt. Europa stand ohne russisches Gas da.

Der Höhenflug der Fantasie ist so atemberaubend, dass selbst Gogols "Mainacht oder Die Ertrunkene" dagegen erblasst und der große russisch-ukrainische Schriftsteller voller Neid im Grabe rotiert. Da kommt man sich ja geradezu als Spielverderber vor, wenn man bei den Details pingelig nachhakt.

Aber trotzdem: Wie haben es die Ukrainer geschafft, die bewachte Grenze zu Polen zu überqueren und dann heimlich eine große Menge Sprengstoff durch ein fremdes Land zu schmuggeln?

Was sind das für magische Wundertaucher, die bis zu 80 Meter tief tauchen und stundenlang auf dem Meeresgrund ausharren können, um Sprengstoff an Unterwasserleitungen zu befestigen?

Das WSJ erklärt uns, dass solche Taucher vor 2014 auf der Krim ausgebildet wurden und dass es dort Kampfdelfine an einem ukrainischen Stützpunkt gab. Nun, die Delphine erklären sicherlich eine Menge.

Geradezu magisch wirkt die Begründung, dass die Wunder-Terroristen beim Verlassen der "Andromeda" nicht aufgeräumt haben, weshalb die deutschen Sicherheitskräfte dort Sprengstoff, DNA-Spuren und Fingerabdrücke aller Besatzungsmitglieder fanden. Seltsam, dass sie nicht auch die Pässe der Leute gefunden haben.

Und das Schönste von allem ist natürlich die ukrainische Flagge, die diese Figuren von Anfang an am Mast der "Andromeda" befestigt haben. "Stierlitz ging gemächlich Unter den Linden entlang und wunderte sich, warum alle Passanten so auf die herabhängenden Schlaufen seines Fallschirms starren ..."

Es liegt auf der Hand, dass die Märchengeschichte nach der Art eines schlechten Hollywood-Thrillers frei erfunden ist und nur den Zweck hat, den Verdacht von den USA selbst abzulenken, deren Präsident schon Ende 2021 offen die Zerstörung von Nord Stream angekündigt hatte. Nur die Amerikaner verfügten über alle technischen Mittel, um eine derart komplexe Operation durchzuführen, und nur sie haben davon in großem Maße profitiert – sie haben den europäischen Gasmarkt übernommen.

Die Explosion im September, der niemand im Westen auf den Grund gehen durfte, hat jedoch das Ansehen der Vereinigten Staaten in der Welt beschädigt. Die Staats- und Regierungschefs aller Länder zählten zwei und zwei zusammen – Bidens Drohungen und die Fähigkeiten der amerikanischen Marine – und kamen zu dem Schluss, dass Uncle Sam das nächste Mal auf die gleiche Art und Weise jedem von ihnen das Gas (oder Öl) abschneiden könnte. Zum Beispiel könnte er die Gaspipeline sprengen, die in die Türkei führt. Und wie werden diese NATO-Mitglieder dann mit der Situation umgehen? Deshalb war es notwendig, die Schuldigen zu benennen.

Es ist bezeichnend, dass die Amerikaner Kiew nun im Zusammenwirken mit Deutschland zu ertränken versuchen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie solche Kombinationen durchspielen – es war das amerikanisch-deutsche Tandem, das hinter der Entscheidung stand, der Ukraine nicht zu erlauben, Vollmitglied der NATO zu werden, ihr aber gleichzeitig weiterhin wie einem Esel diese Karotte vor die Nase zu halten.

Ja, Washington spielt natürlich die führende Rolle in diesem Tandem, aber jetzt befinden sich die Amerikaner in einer schwierigen Wahlkampfphase. Kamala Harris wird mit allen Mitteln ins Weiße Haus geschleppt, und hier wird die Hilfe aller Vasallen gebraucht – damit sie sofort und synchron eine allgemeine "Zustimmung" und weltweiten Jubel über ihre Wahl mimen.

Deshalb wurde Deutschland ein solches Geschenk gemacht: Seine Untersuchung der Explosion an den Nord Streams wurde von jenseits des Ozeans gebilligt und unterstützt. Die Deutschen durften die ukrainischen Wundertaucher unter der Führung eines gewissen "Wladimir S." ausfindig machen und sogar Haftbefehle gegen sie erlassen. Zumal sich diese Superhelden bereits in die Ukraine abgesetzt hatten, was laut WSJ aufgrund der Nachlässigkeit der Polen geschah. Ein Seitenhieb gegen Warschau, die Lieblingsfrau der USA im europäischen Harem, sollte auch der deutschen Führung Honig ums Maul schmieren.

Als Urheber des grandiosen Terroranschlags, der zu einem drastischen Rückgang des Lebensstandards in Europa, dem Zusammenbruch der deutschen Industrie und dem Ersaufen deutscher Investitionen in Milliardenhöhe geführt hat, entpuppt sich nun in den Augen der internationalen Gemeinschaft die Führung des Kiewer Regimes. Saluschny – weil er diese Operation überwachte. Selenskij – weil er es nicht verhindern konnte. Und ihre Herren aus Washington hatten nichts damit zu tun, natürlich nicht, wo denken Sie denn bloß hin. Selbst Olaf Scholz hat nichts damit zu tun: "Es ist nicht meine Schuld, es kam von selbst!"

Das ist die Antwort auf die Frage deutscher Politiker an Bundeskanzler Scholz, was er von den Vorbereitungen für die Explosionen an der Nord-Stream-Pipeline wusste? Er wusste nichts. Das waren alles Wundertaucher unter ukrainischer Flagge.

Die Führer der Ukraine haben das Stadium erreicht, in dem politische Marionetten aufs Schafott geführt werden. Von den Herren wird ihnen sämtliche Verantwortung für die eigenen Verbrechen, Versäumnisse und Fehlschläge angelastet. All diejenigen, die "Ich war's nicht!" rufen, werden sich noch wundern: Wenn sie es erleben, werden sie für die westliche Wirtschaftskrise, den bestürzenden Diebstahl der westlichen Eliten, die militärischen Misserfolge und überhaupt für alles verantwortlich gemacht werden. Die Betonung liegt hier auf "wenn sie es erleben".

Übersetzt aus dem Russischen. Der Originalartikel ist am 16.08.2024 auf ria.ru erschienen. 

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