Meinung

Rainer Rupp: Strategiewechsel? Die israelischen Terrorangriffe in Beirut und Teheran

Die Rede war von einem israelischen Krieg gegen die Hisbollah, aber geschehen sind zwei terroristische Morde. Sicher mit Unterstützung und Billigung der Vereinigten Staaten. Aber gilt das auch für die Absichten, die Israel damit verfolgt?
Rainer Rupp: Strategiewechsel? Die israelischen Terrorangriffe in Beirut und TeheranQuelle: www.globallookpress.com © Mamoun Wazwaz

Von Rainer Rupp

Innerhalb von weniger als 24 Stunden hat Israel zwei terroristische Anschläge außerhalb der palästinensischen Gebiete durchgeführt. Der erste Militärschlag galt einem Wohnhaus in Beirut, Libanon. Kurz darauf wurde bei einem Raketenangriff in der iranischen Hauptstadt Teheran Ismail Haniyya, der Leiter des politischen Büros der Hamas, getötet. Haniyya hielt sich Berichten zufolge nach der Amtseinführung von Präsident Peseschkian in einem Haus in Teheran auf.

Diese Aktionen unterstreichen die zunehmend aggressive Haltung Israels, die vor keiner Grenze mehr Halt macht. Aber die Vereinigten Staaten und ihre Vasallen, vor allem Deutschland, wo die uneingeschränkte Unterstützung der israelischen Regierung zur "deutschen Staatsräson" erhöht ist, fördern zionistischen Massenmord im Gazastreifen unverändert weiter mit militärischer und finanzieller Hilfe.

Die beiden jüngsten zionistischen Terrormorde in Beirut und Teheran wären ohne aktive Hilfestellung der USA gar nicht möglich gewesen, denn nur das Pentagon verfügt über die dafür nötigen Echtzeit-Aufklärungsmittel und nur die NSA hat die technischen Fähigkeiten, egal wo fast alles mitzuhören. Man denke nur an den gigantischen "Echelon-Abhörskandal" von europäischen Politikern durch die NSA im Jahr 2010. Bis heute haben sich diese Technologien sogar noch um Generationen weiterentwickelt.

Alles sieht danach aus, dass Israel seine provokativen Operationen ungehindert fortsetzen kann. Denn die westliche Unwertegemeinschaft, an deren finanziellem und militärischem Tropf Israel hängt, scheint zunehmend bereit zu sein, die schweren Verstöße des zionistischen Staatskonstruktes gegen das Völkerrecht, internationale Konventionen und geltendes Kriegsrecht einfach zu ignorieren.

Israels jüngste Aktionen deuten auf einen strategischen Wechsel hin. Premierminister Benjamin Netanjahu scheint zu dem Schluss gekommen zu sein, dass ein längerer Konflikt im Gazastreifen und im Westjordanland nicht durchzuhalten wäre, zumal die Zeit aus einer Reihe von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, aber auch militärischen Gründen gegen Israel arbeitet.

Nun ist noch ein weiterer Grund hinzugekommen, denn China hat erreicht, dass sich die acht palästinensischen Fraktionen bei einem Treffen in Peking endlich auf die Bildung einer geschlossenen Front geeinigt haben, was zu einer Stärkung des Widerstands im Westjordanland und der Unterstützung der Hamas in Gaza führen wird. Außerdem muss Netanjahu damit rechnen, dass die anhaltenden politischen Unruhen in den Vereinigten Staaten zu einer Kürzung der Mittel auch für Israel führen werden.

Angesichts dieser Herausforderungen scheint Israel die ihm verbleibende Zeit nutzen zu wollen, indem es den Konflikt absichtlich eskaliert, die direkte Konfrontation mit dem Libanon sucht, um damit Iran zum Kriegseintritt zu provozieren. Das Kalkül scheint zu sein, dass, wenn Iran auf Israel zurückschlägt und Israel in Schwierigkeiten kommt, die USA für die Zionisten direkt in den Krieg eingreifen und die Iran-Frage ein für alle Mal erledigen.

Diese Strategie ist jedoch mit hohen Risiken behaftet, denn vor allem das US-Militär hat in der Vergangenheit wiederholt seine starken Vorbehalte gegen einen Krieg mit Iran zur Kenntnis gebracht. Heute steht Iran noch stärker da als zuvor und hat zudem auch noch Russland und China hinter sich. Letztere werden mit ziemlicher Sicherheit Iran mit allem unterstützen, was es braucht, ohne allerdings selbst in den Krieg einzugreifen.

Die jüngste israelische Eskalation ist ein gefährlicher Schritt. Wenn sie sich unkontrolliert weiterentwickelt, riskiert sie eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus. Sowohl regionale also auch globale Mächte werden auf den Plan gerufen und womöglich hineingezogen, was eine weitere Destabilisierung der ganzen Region auf Jahrzehnte hinaus zur Folge haben könnte.

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