Meinung

Tagesthemen: Kriegsschlamm für Kinderköpfe

Fast 15 von 34 Minuten haben die Tagesthemen am 12. Juni 2024 damit zugebracht, für den Wehrdienst zu trommeln. Dabei wurde zu dem übelsten Mittel der Propaganda überhaupt gegriffen: der Manipulation von Kindern.
Tagesthemen: Kriegsschlamm für KinderköpfeQuelle: Legion-media.ru © https://www.legion-media.ru/item/en/1/dpaphotossix698861.157

Von Tom J. Wellbrock

Wenn der Mann nicht so gefährlich und skrupellos wäre, könnte man ihn fast bemitleiden. Boris Pistorius, Sozialdemokrat und Kriegsminister Deutschlands, wurde von Moderatorin Jessy Wellmer mit aufdringlichen Fragen konfrontiert: Warum es denn nun doch keinen verpflichtenden Wehrdienst geben soll, wollte sie wissen. Der später hetzende kriegstüchtige Journalist Stephan Stuchlik war ähnlich enttäuscht und fühlte sich als Bürger "nicht ernst genommen".

Ganz klar, eine Wehrpflicht muss her, das war die – um im Bilde zu bleiben – Marschrichtung der Tagesthemen. In Filmbeiträgen vor dem Interview mit Pistorius kamen junge Menschen zu Wort, 16, 17 Jahre alt, vermutlich. Neben einigen semikritischen Stimmen war auch hier die einhellige Meinung, dass man das Land, die Demokratie, die Freiheit ja verteidigen müsse, es helfe nichts, so ist es nun mal.

Ein junger Mann kam ebenfalls zu Wort, und er vertrat die aus Tagesthemen-Sicht wohl beste Meinung, die man nur haben kann. Angst vor einem Krieg habe er nicht, so zusammenfassend sein Statement, der gehöre schließlich dazu. In diesem Video wird der junge Mann gezeigt, in der Beschreibung ist zu lesen:

"Und wieder so einer dieser Tage, an denen du denkst: Schlimmer kann's nicht werden."

Doch, es kann schlimmer werden. Und zwar, wenn man sich die hämischen Kommentare auf YouTube unter dem Video ansieht. Ein kleiner Auszug:

"O Kolleg wasch laberst du? Du würdest dich voll pissen und scheißen. Krieg ist nicht Call of Duty am Rechner zocken."

"Jungchen … Du bist der Erste, der sich in die Hose scheißt, wenn die ersten Granaten neben Dir einschlagen und dann rufst Du nach Deiner Mama, aber die wird Dir nicht helfen können."

"Jung, dumm und dynamisch, wird bestimmt einmal Politiker."

Hoffnung dagegen macht dieser Kommentar, denn er bringt die Problematik auf den Punkt:

"Klärt die Kinder endlich richtig auf!!! Die Eltern haben in Bezug auf politische Bildung und in puncto Liebe auf ganzer Linie versagt. Liebe zieht nicht freiwillig in den Krieg."

Die Häme dem Jungen gegenüber ist unangebracht! Tatsächlich ist es so, wie der letzte Kommentator es schreibt: Die Erwachsenen haben die Verantwortung, den Nachwuchs aufzuklären, ihm die Bedeutung des Krieges im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufzuzeigen.

Die Tagesthemen leisten diese Aufgabe nicht, sie berichten kriegstaumelnd und sabbernd über Werte, Wehrpflicht, Demokratie und Karriere und mit keinem Wort über Leid, Tod, zerfetzte Eingeweide und abgerissene Gliedmaßen. Doch genau das müssen Kinder wissen. Krieg ist weder ein Abenteuer noch eine gute Möglichkeit, "Karriere" zu machen, Krieg ist das Grausamste, was Menschen erleben können, die einen kommen mehr, die anderen weniger traumatisiert wieder nach Hause, aber ganz sicher niemand ohne Trauma.

Wollt Ihr, Eltern, eure Kinder nach Corona erneut dem Einfluss krimineller Politiker überlassen? Hoffentlich nicht.

Deutsche Vertragsuntreue

Am Ende des Interviews fragte Wellmer den Kriegsminister, wann er denn damit rechne, auf die erforderliche Anzahl von 460.000 Soldaten zu kommen. Diese Zahl hatte Pistorius selbst ins Gespräch gebracht. Die "Berliner Zeitung" zitiert den Politiker so:

"Pistorius sagte: 'Wir brauchen nach Einschätzung der Bundeswehr und der NATO rund 200.000 Reservisten mehr. Das heißt, wir reden über dann insgesamt rund 460.000 Soldatinnen und Soldaten'. Ziel sind damit 203.000 stehende Streitkräfte, 60.000 heutige Reservisten und 200.000 zusätzliche Reservisten. Derzeit hat die Bundeswehr knapp 181.000 Männer und Frauen und rund 60.000 Reservisten."

Auf die Frage der Moderatorin antwortete Pistorius: Das werde noch eine Weile dauern, bis die gewünschte Zahl an Soldaten zur Verfügung stehe, seien wohl die 2030er-Jahre angebrochen.

Man merke sich die Zahl der 460.000 Soldaten und lese folgenden Absatz aus dem "Zwei-plus-Vier-Vertrag":

"Im Einzelnen wurden festgelegt:

2. Die Personalstärke der deutschen Streitkräfte auf 370.000 Personen mit der Erklärung, dass Deutschland auf die Herstellung, die Verfügung über und den Besitz von ABC-Waffen sowie auf das Führen von Angriffskriegen verzichtet."

Möchte sich jetzt noch jemand darüber wundern, dass Russland über die Aufkündigung des "Zwei-plus-Vier-Vertrags" nachdenkt?

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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