Meinung

Russischer Militärexperte: NATO-Aufklärungsdrohnen haben über dem Schwarzen Meer nichts zu suchen

Mit jedem neuen Angriff mit US- und NATO-Raketen auf südliche russische Regionen mehren sich die Stimmen derer, die eine Flugverbotszone über dem Schwarzen Meer fordern – für den ATACMS-Angriff auf Sewastopol gilt das insbesondere. Vor allem die US-Drohnen RQ-4 Global Hawk machen die russischen Militärexperten extrem nervös: Sie sollen der Ukraine helfen, die Luftabwehr zu umgehen.
Russischer Militärexperte: NATO-Aufklärungsdrohnen haben über dem Schwarzen Meer nichts zu suchenQuelle: AFP

Von Ilja Kramnik

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass alle US-Aufklärungsdrohnen, einschließlich der RQ-4 Global Hawk, die mehrmals wöchentlich im südlichen Teil des Schwarzen Meeres auftaucht, zum Sammeln von Geheimdienstinformationen eingesetzt werden. Diese Informationen werden dann mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Planung von Angriffen auf russisches Territorium verwendet.

Die westliche nachrichtendienstliche Infrastruktur, die die Führung des US-Militärgeheimdienstes als revolutionär bezeichnet, arbeitet seit den ersten Tagen des Krieges im Interesse der ukrainischen Streitkräfte. Armeegeneral Paul Nakasone, der zu Beginn des Krieges sowohl das Cyber Command als auch die National Security Agency (NSA) leitete, sagte damals, dass er in seinen "35 Jahren" noch nie einen besseren Austausch von genauen, zeitnahen und verwertbaren Informationen erlebt habe als im Fall der Ukraine.

Konkret bei Luftspionage mit Flugzeugen und Drohnen sollte man folgende Dinge beachten.

Erstens: Die von den USA und ihren Verbündeten an die Ukraine gelieferten Raketen sind in diesem Sinne ziemlich autark. Sie nutzen hauptsächlich die Satellitennavigation, im Falle von Marschflugkörpern manchmal mit einigen optoelektronischen Zusätzen. Dennoch darf die Rolle der Luftaufklärung nicht unterschätzt werden.

Zweitens: Global-Hawk-Drohnen sind in der Lage, über dem Schwarzen Meer die Arbeit von Radarsystemen und Kommunikationseinrichtungen mit hinreichend hoher Genauigkeit aufzuzeichnen, sodass es in Kombination mit anderen Mitteln möglich ist, die Positionen russischer Luftabwehrsysteme zu bestimmen und ihre Koordinaten zu übermitteln, auch für spätere Angriffe.

Drittens: Das Gleiche gilt für Schiffe, die von Drohnen sowohl mithilfe funktechnischer Aufklärungsmittel und eigenen Radars als auch mithilfe optoelektronischer Systeme erfasst werden können. Angesichts der Sensibilität dieser Informationen und der Geschwindigkeit ihrer Übermittlung können diese Luftfahrzeuge als "ausgelagerte" Elemente des ukrainischen Geheimdienstes bezeichnet werden, die nur aufgrund ihrer formalen NATO-Zugehörigkeit von den russischen Streitkräften nicht angegriffen werden.

Die Eliminierung der unbemannten NATO-Aufklärungsdrohnen aus dem Luftraum über dem Schwarzen Meer würde es der gegnerischen Aufklärung sehr schwer machen, Luftabwehrsysteme aufzudecken, wenn auch nicht vollständig, und würde es sehr viel schwieriger machen, die Aktionen der russischen Marine zu verfolgen.

Sollte Russland tatsächlich seine Bereitschaft erklären, diese Drohnen künftig abzuschießen, z. B. durch die Ausrufung einer Flugverbotszone über den internationalen Gewässern des Schwarzen Meeres, würden die feindlichen Drohnen höchstwahrscheinlich dazu gezwungen, in den Luftraum der Türkei oder Rumäniens auszuweichen. Für Russland würde diese Umleitung einen großen Erfolg bedeuten – die Effektivität der Überwachung würde in diesem Fall deutlich nachlassen.

Natürlich muss die Bereitschaft zur Unterstützung einer Flugverbotszone in der Praxis unter Beweis gestellt werden, einschließlich des Abschusses aller Aufklärungsdrohnen, falls solche geschickt werden, um die Wirksamkeit dieser Zone zu testen. Aber solche Entscheidungen werden auf einer viel höheren Ebene getroffen als auf der Ebene der Experten.

Überstetzt aus dem Russischen. Ilja Kramnik ist Forscher am Zentrum für strategische Planungsstudien im Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen (IMEMO).

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