Meinung

Rollatorputsch-Prozess: Umsturz per Sterngucken oder Rückkehr zum Hexenprozess?

Dieser Prozess wird sicher einmal als besondere Absurdität in die deutsche Rechtsgeschichte eingehen. Schon alleine, weil die Liste der Angeklagten so befremdlich ist. Man könnte direkt daran zweifeln, sich im 21. Jahrhundert zu befinden.
Rollatorputsch-Prozess: Umsturz per Sterngucken oder Rückkehr zum Hexenprozess?© Ludi Ling, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons

Von Dagmar Henn

Ernsthaft, eine der acht Münchner Angeklagten im dritten Rollatorputsch-Verfahren ist die Astrologin der Truppe. Nun ist das gesamte Verfahren schon seltsam, weil niemand aus den vorhandenen Beteiligten und deren Ausrüstung einen realen Umsturz hätte basteln können und es wirklich sehr, sehr viel Phantasie braucht, sich eine Erstürmung des Reichstags samt Geiselnahme der Regierung mit Hilfe zweier Pistolen vorzustellen. Aber es geht noch besser.

Wahrscheinlich hatte besagte Astrologin im falschen Moment eine Konjunktion von Mars und Pluto im zwölften Haus angegeben; mindestens so gefährlich wie ein paar Kilo Sprengstoff. In der wirklichen Welt könnte man sie vielleicht, aber auch nur vielleicht, wegen Betrugs anklagen, aber wegen Terrorismus? Müssen jetzt auch Horoskope im Internet verboten werden, weil sie staatsgefährdend sind? Eine Anklage wegen Betrugs würde übrigens voraussetzen, dass sie für ihre Tätigkeit Geld erhalten hat; bisher ist davon nicht einmal die Rede. Aber sie soll schließlich in der imaginierten künftigen Regierung für "Spiritualität" zuständig gewesen sein.

Da scheint die Angst vorzuherrschen, sie könnte in der Verhandlung mit Trigonen und Mondknoten um sich werfen, weshalb sie, wie alle übrigen Rollatorenputschisten, unter Bedingungen eines Terroristenprozesses angeklagt werden muss. Irgendwie entzieht sich das völlig zumindest meinem Begreifen.

Aber wer weiß, vielleicht hat sich ja die Bundesregierung die Karten legen lassen, und da lag die Acht der Schwerter auf Position eins. Oder der örtliche Haruspex hat die Berliner Leber befragt, die Bundeskanzler Olaf Scholz jüngst in der Bundestagskantine (der besseren, oben) auf dem Teller hatte, und ein Stück Apfel hat das Ergebnis versaut. Oder irgendwie ist ihnen der durch Saharasand verursachte Blutregen in die Knochen gefahren. Oder Außenministerin Annalena Baerbock hat Hühnerknochen geworfen, und das Resultat kündete von drohendem Unheil. Irgend so etwas muss es gewesen sein, wenn ihnen Astrologie zur Umsturztechnik gerät.

Wahrscheinlich hatte Olaf Scholz dann an jenem Tag, als er dümmlich grinsend Bidens Kriegserklärung lauschte, den Saturn auf dem Mond im Krebs und daher keine emotionale Wahrnehmungsfähigkeit, und dann noch den Merkur im Steinbock. Dann müsste man selbstverständlich entschuldigen, dass er gar so sehr sein Amt ignorierte, der Arme konnte nicht anders.

Also entweder die Bundesanwaltschaft und hinter ihr die Bundesregierung erklären jetzt offiziell die Astrologie zur gültigen Vorhersagetechnik und richten künftig ihre Sitzungen und Reisen danach aus, insbesondere jene von Frau Baerbock (immerhin, schlimmer kann es nicht kommen), dann könnten sie auch erklären, dass die Verwendung und Interpretation altertümlichen Aberglaubens ein Beitrag zum Umsturz ist. Oder aber sie betrachten das Deuten von Sternenpositionen als private Spinnerei, dann dürfte es keine Anklage wegen des Betreibens von Astrologie für die Rollatorputsch-Truppe geben.

Vermutlich aber ist Vernunft in diesem Verfahren sowieso egal. Und selbst wenn sich jemand zum Priester des Fliegenden Spaghettimonsters erklärt und dem Haufen die Pasta gelegt hätte (Puttanesca rechts über Arrabiata, ganz ungünstig, hoffen wir mal auf eine optimistische Aglio e Olio), Hauptsache, es lässt sich daraus irgendwie eine Geschichte spinnen, die belegt, wie wahnsinnig gefährdet doch die deutsche Demokratie ist.

Die freundlichste Art und Weise, mit derartigen Spinnern im deutschen Justizsystem umzugehen, wäre eine vorzeitige Pensionierung. Wobei der Glaube an staatsgefährdende Astrologie doch nahelegt, zumindest einen Termin beim Psychiater einzulegen. Aber vermutlich ist da kein Termin mehr frei, weil allein das Personal der Ampelregierung sie so in Anspruch nimmt, dass sich die Wartezeit um ein halbes Jahr erhöht hat. Immerhin muss man Habeck regelmäßig sagen, dass es keinen Solarstrom gibt, wenn die Sonne nicht scheint, Baerbock darauf hinweisen, dass sie nicht Kaiserin Sissi ist und es deshalb neben der Visagistin nicht auch noch eine steuerfinanzierte Kammerzofe gibt, und Pistorius davon abhalten, Raketen auf das Haus seines Nachbarn zu schießen. Und jetzt verlangt der Haufen auch noch stündlich nach Antidepressiva.

Immerhin, unter diesen Voraussetzungen gäbe es eine ganz einfache Lösung für die deutschen Probleme – auf die Schwelle jedes Regierungsgebäudes einen Drudenfuss zeichnen. Mit der Spitze nach außen. Wie man aus dem "Faust" weiß, kämen sie bei einer perfekten Zeichnung nicht mehr ins Gebäude hinein, und bei einer, die versehentlich eine offene Spitze hat, nicht mehr hinaus. Etwas unkonventionell, aber wenn Astrologie gilt, dann müsste das auch funktionieren. Und durch ganz Deutschland tönte mit einem Seufzer der Erleichterung: "Das also war des Pudels Kern!"

Wobei das ein klein wenig ungerecht gegenüber Goethes Mephisto wäre, der immerhin von sich selbst erklärt, er sei "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Die Ampeltruppe ist doch eher das Gegenteil.

Staatsgefährdende Esoterik, das gab es zuletzt bei den Hexenprozessen, die immerhin vor demnächst 250 Jahren endeten (der letzte Prozess begann in Kempten am 4. April 1775); und bisher ist selbst die Bundesanwaltschaft noch nicht auf die Idee gekommen, zu erklären, die Astrologin sei überhaupt die Hexe, die für all das Übel verantwortlich sei, und die öffentliche Verbrennung zu fordern. Manchmal muss man auch für kleine Fortschritte dankbar sein.

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