Meinung

"RKI-Files" belegen: Rede von "Versuchskaninchen" für Impfstoff war kein flapsiger Versprecher

Die jüngst entschwärzten RKI-Protokolle belegen: Wissenschaft und Politik einigten sich bereits im April 2020 ohne solide Grundlage auf die Strategie "Impfung". Auch der heutige Bundeskanzler Scholz sah sich im September 2021 als "Versuchskaninchen". Ausgerechnet im Serverraum des RKI kam es nun am 6. Juni 2024 zu einem "Kurzschluss".
"RKI-Files" belegen: Rede von "Versuchskaninchen" für Impfstoff war kein flapsiger Versprecher© Screenshot: YT/Phoenix

Von Bernhard Loyen

Am 30. Mai informierte das dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) unterstellte Robert Koch-Institut (RKI) darüber, dass die Pressestelle nun "aufgrund des öffentlichen Interesses am Inhalt der COVID-19-Krisenstabsprotokolle" diese "weitestgehend" entschwärzt zur Verfügung stellen möchte. Die Bürger erhielten dadurch die Chance, aus insgesamt 2.515 Seiten erweiterte erkenntnisreiche Einblicke in die Arbeit, die Diskussionen und weitreichende Beschlüsse im Rahmen der "Corona-Krise" zu erhalten. Am 6. Juni meldet das RKI der Berliner Feuerwehr ein "Feuer in unserem Serverraum". 

Eine seit geraumer Zeit gut verknüpfte und einander zuarbeitende X-Gemeinschaft durchleuchtete umgehend die Protokolle. Exemplarisch seien die ersten Reaktionen zweier konträrer Mediendienstleister zitiert. Das gebührenfinanzierte ZDF informierte seine Leser mit der Information:

"Das Robert Koch-Institut hat Protokolle seines Corona-Krisenstabs entschwärzt. Die Dokumente belegen so manches Behörden-Chaos; für Verschwörungsglauben bieten sie kaum Grundlage."

Der Journalist Paul Schreyer, der erfolgreiche private Kläger für die Freigabe der sogenannten "RKI-Files" und damit ein wichtiger Initiator für die Ermöglichung der "Corona-Aufarbeitung", fordert hinsichtlich der entschwärzten Dokumente in einem aktuellen Artikel seines Online-Portals Multipolar:

"Um weiteres Licht in den Sachverhalt zu bringen, scheint ein Untersuchungsausschuss … unvermeidlich. Ohne eine schlüssige Aufklärung der Vorgänge im Februar und März 2020 ist eine Aufarbeitung der Coronazeit nicht möglich."

Die nun zur Verfügung stehenden Textpassagen aus den RKI-Protokollen sind beeindruckend. Sie beinhalten nicht nur Fakten, die die bisherigen Befürchtungen von Maßnahmenkritikern bestätigen; einzelne Abschnitte sorgen auch für erneute "Sprachlosigkeit" bis hin zu schlichtem Entsetzen über die Skrupellosigkeit des Vorgehens von Politik und Wissenschaft bis zum April 2021 (letzte Datierungen der bisherigen Protokollfreigaben).

Am 15. Oktober 2020 präsentierte der ARD-Kanal Phoenix ein Interview mit dem damaligen RKI-Chef und medial omnipräsenten Lothar Wieler. Wieler verwunderte die aufmerksamen Zuschauer mit einem irritierend tiefenentspannten Statement der Stunde. Über die unisono von Politik und Medien eingeforderten "Corona-Impfstoffe" erklärte er dem Moderator:

"Also wir – bitte vormerken – gehen alle davon aus, dass im nächsten Jahr Impfstoffe zugelassen werden. Wir wissen nicht genau, wie die wirken, wie gut die wirken, was die bewirken, aber ich bin sehr optimistisch, dass es Impfstoffe gibt, ja." 

Die Prognose über den benötigten Zeitraum bis zur Marktzulassung der noch vollkommen unausgereiften mRNA-Wirkstoffe wurde noch deutlich unterboten. So hieß es beim zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI):

"Die Europäische Kommission hat am 21.12.2020 um 18:30 Uhr eine bedingte Zulassung (conditional marketing authorisation, CMA) für den COVID-19-Impfstoff der Unternehmen BioNTech/Pfizer erteilt."

Aufmerksame Betrachter störten sich bereits sehr früh an der Tatsache der "bedingten Zulassung". Diese Wahrnehmung galt jedoch als anmaßend; zudem verunsichere sie die überforderten Bürger mutwillig und wurde von Anfang an als reine "Verschwörungserzählung" gebrandmarkt. 

Die entschwärzten "RKI-Files" belegen nun einen, je nach Blickwinkel, (weiteren) Skandal. So heißt es wörtlich auf Seite 725, dem Protokoll der "Agenda Krisenstab-Sitzung 'Neuartiges Coronavirus (COVID-19)'" vom – Achtung – 27. April 2020, durch den X-User 'Quo_vadis_BRD' akribisch herausgearbeitet:

"Das RKI hat den Auftrag erhalten (sic!) ein Impfkonzept zu entwickeln, (geschwärzte Stelle) hat dies mit (geschwärzte Stelle) vom BMG besprochen (…) 

Punkt 2: Vorbereitung der Einführung einer Impfung – Es werden mehrere Impfstoffe kommen (Futur, kein Konjunktiv!), die im Schnelldurchgang entwickelt und geprüft wurden. Relevante Daten werden erst Post-Marketing erhoben. Konzept mit vielen Aspekten muss gemeinsam mit dem PEI entwickelt werden." 

Einen nicht weniger surrealen und die Fakten verzerrenden Rückblick auf diese gesamtgesellschaftliche Ausnahmezeit gewährt ein Artikel auf der Webseite der Bundesregierung vom 4. April 2023:

"Wir erinnern uns: Im Dezember 2020, nur etwa zehn Monate nach Beginn der Pandemie, gab es bereits einen effektiven (sic!) Impfstoff gegen das Corona-Virus – der dann weltweit zum Einsatz kam und Leben rettete. Das Unternehmen BioNTech mit Sitz in Mainz hatte eine herausragende Erfolgsgeschichte geschrieben."

"Im Schnelldurchgang entwickelt und geprüft" lautete also das Gebot der Stunde, unreflektiert umgesetzt und unterstützt durch "die Wissenschaft", Politik und weite Teile der etablierten Medien. Das "wir" des Lothar Wieler aus dem Interview im Oktober 2020 kann im Mai 2024 mithilfe der "RKI-Files" erklärt werden, es bedeutet: RKI, BMG und PEI. Das fahrlässige Trio infernale. 

Im September 2021 präsentierte sich der SPD-Politiker Olaf Scholz als damaliger Kanzlerkandidat interessierten Bürgern in Wahlkampfveranstaltungen. Scholz erklärte den Bürgern mehrfach wörtlich in der Manier eines käuflichen Lobbyisten und Pharmavertreters:

"50 Millionen sind jetzt zwei Mal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen – es ist gut gegangen! Bitte macht mit."

Auch diese mehr als irritierende Wahrnehmung, die die Gefahren durch mRNA-Wirkstoffe grob fahrlässig relativiert, wird durch die nun vorliegenden RKI-Protokolle vom 27. April 2020 nachvollziehbar. 

Das BMG, seit Dezember 2021 von dem Corona-Hardliner Karl Lauterbach geleitet, will weiterhin keinerlei Fehler im Handeln der Jahre 2020 bis 2023 erkennen. Nachweisliche Opfer der mutwillig auf den Markt geworfenen mRNA-Wirkstoffe sowie anderer Produkte, etwa des Vektor-Impfstoffs von AstraZeneca, werden ihrem Schicksal überlassen. So titelte die Berliner Zeitung am 7. Juni dieses Jahres (Bezahlschranke):

"Corona-Impfung: Will die Bundesregierung nicht wissen, welche Probleme es gibt? Zwei Anfragen vom Bündnis Sahra Wagenknecht zeigen: Es gibt nach wie vor keinen Datenabgleich und die Erkrankungen (Post-Vac) werden unter Long COVID zusammengefasst."

Die ARD-Tagesschau liefert am selben Tag – wenn es nicht so ernst wäre – geradezu amüsanten Stoff für neue "Verschwörungsmythen". So heißt es in der Meldung:

"Brand in Serverraum des RKI gelöscht – keine Gefahrensituation"

Es fehlen zum Themenkomplex "RKI-Files" noch alle Protokolle ab April 2021, also ab dem Zeitraum, der den zu seinem eigenen Vorteil die Bevölkerung belügenden Karrieristen Karl Lauterbach am stärksten belasten könnte. Der Auslöser für die Warn- und Löschanlage in einem Technikraum des RKI "sei vermutlich ein Kurzschluss gewesen", hieß es am Donnerstagnachmittag laut Angaben der Feuerwehr.

Die kommenden Tage werden nun zeigen, ob nach dem Kurzschlussereignis von RKI-Servern "bedauerlicherweise" die noch nicht veröffentlichten und erwartbar aufschlussreichen Unterlagen aus der "Corona-Zeit" über den digitalen Jordan gegangen sind. Mutmaßungen sollten bewusst formuliert werden.

Denn im Jahr 2024 klingelt schon lange nicht mehr zweimal der Postmann, sondern eventuell ein Mitarbeiter aus dem Faeser-Ministerium. Jede Aussage über das RKI und die der Behörde zuarbeitenden Politiker mag daher wohlüberlegt sein, denn:

"Wenn die Polizei vor der Tür steht, wird jedem (sic!) klar, dass der Rechtsstaat Hasskriminalität entgegentritt und rote Linien überschritten wurden."

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