Meinung

Der Leidensdruck von "Anfeindungen" – Politik und Wissenschaft jammern auf berechenbarem Niveau

Politiker zeigen sich irritiert über erlebte Anfeindungen. Eine aktuelle Studie behauptet, dass Anfeindungen in der Wissenschaft "ernstzunehmende Probleme" darstellen würden. Medial gepushte Protagonisten beider Berufsgruppen präsentieren dabei als lautstarke "Leidtragende" wenig Selbstreflexion, zu möglichen Gründen.
Der Leidensdruck von "Anfeindungen" – Politik und Wissenschaft jammern auf berechenbarem Niveau© Screenshot: YT/re:publica

Von Bernhard Loyen

"Woher kommt plötzlich dieser Wille zur Gewalt?", fragt die Wochenzeitung Die Zeit als Aufmacher zu Ereignissen körperlicher Gewalt gegen Politiker. Der Deutschlandfunk ergänzt in einem Beitrag, Gründe der Gewalt gegen Politiker seien die "Folgen radikaler Feindbilder". Nein, Gewalt ist auch weiterhin kein probates oder legitimes Mittel, bei der Wahl einer individuellen Unmutsäußerung. Nun erfolgten die medial größten Aufreger von jüngsten Attacken gegen Politiker durch einen 17-jährigen, im Fall des SPD-Politikers Ecke, und durch einen 74-Jährigen, der anscheinend spontan durch die rein private Anwesenheit der SPD-Politikerin Giffey in einer Bibliothek zum anfeindenden Angriff animiert wurde.

Die jeweiligen Gründe sind weiterhin nicht wirklich geklärt. Der Giffey-Angreifer wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Herr Ecke verortet die Ursache seines Ereignisses "in der Verrohung und organisierten Enthemmung in der Gesellschaft", und, wichtige Ergänzung in heutigen Zeiten, "hinter der Akteure der extremen Rechten steckten". So weit, so berechenbar, so passend für das benötigte mediale Mosaik "einer bedenklichen Krise der Demokratie". 

Beim Thema "Corona-Aufarbeitung" winkt die Politik mehrheitlich genervt ab. War da was? Wir konnten und durften doch nicht anders, der Blick muss nun nach vorn gerichtet werden. Zudem hätten sich die maßnahmeneinfordernden Volksvertreter ja reinen Gewissens nur an den Empfehlungen der Wissenschaft orientiert. Dazu passend und wie bestellt, wirkt die Veröffentlichung einer Studie von dem 'Deutschen Zentrum für Hochschul- & Wissenschaftsforschung (DZHW)'. Es sei laut Pressemitteilung die "erste bundesweite repräsentative Studie zu Anfeindungen in der Wissenschaft". Die ARD-Redaktion liefert die erwünschte mediale Verkündung an die Bürger im Land. Weiter heißt es im Tagesschau-Artikel:

"Fast jeder zweite Wissenschaftler erlebt Anfeindungen. 45 Prozent aller Forschenden haben Anfeindungen erfahren – das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie. Häufig sind die Angriffe politisch motiviert."

Von den 2.580 antwortenden Teilnehmern gaben 19 Prozent demnach an, dass sie "voll und ganz zustimmen" würden, dass "Wissenschaftsfeindlichkeit sich in den letzten Jahren verstärkt hat" (Seite 6). Das nun vermeintlich seitens der ARD repräsentativ vorgestellte Opfer aus der Wissenschaft trägt den wenig überraschenden Namen Christian Drosten. Das vollkommen unspektakuläre Ereignis eines verbalen Schlagabtauschs, nach einem Drosten-Vortrag in Berlin im September 2023, findet sich sehr einfach als YouTube-Videodokumentation. Passiert war bei der Veranstaltung außer "anmaßenden" Zwischenrufen - nichts. Der Tagesschau-Leser lernt:

"Schon zu Beginn der Veranstaltung, berichtet der Hausherr Professor Johannes Vogel, 'gab es ein paar Leute, die sich sehr aufdringlich um Herrn Drosten gekümmert haben'. Der Leiter des Naturkundemuseums muss dann erleben, wie ihm die Veranstaltung zu entgleiten droht (…) Aber – so erinnert sich Vogel: 'Es gab Augenblicke, in denen nicht auszuschließen war, dass es auch zu körperlichen Handlungen kam. Der Abstand zwischen Menschen, den man normalerweise hält, ist ganz deutlich unterbrochen worden'."

Die wichtigste Information bedient das berüchtigte Feindbild, jedoch gemalt seitens der RBB-Journalisten Fabian Grieger und Torsten Mandalka:

"Am Ende kommt heraus: Die Störer gehörten einer Gruppe von Impfskeptikern an, die die Veranstaltung instrumentalisieren wollten, um schließlich Propagandavideos darüber ins Netz zu stellen." 

"Pöbeleien" gegen den Wissenschaftler Drosten seien daher nur "die Spitze eines breiten Eisberges". Nachweislich gepöbelt, wie in nicht mehr existierenden Eckkneipen Berlins der 1980er-Jahre, wurde nachweislich unisono seitens der Politik, der Wissenschaft und den Medien in der "Corona-Krise" gegen unliebsame Wissenschaftler und beratungsresistente Bürger. Beide Gruppierungen beschimpft und gestempelt als "Corona-/Wissenschaftsleugner", Querdenker, Schwurbler und fahrlässige Demokratiefeinde. Kritische Demonstranten und Journalisten gerne auch erweitert als "Rechte" oder "Nazis" diffamiert.

Die Studienmacher erklären immerhin ehrlich, "auch innerhalb der Wissenschaft selbst gibt es Anfeindungen und abwertendes Verhalten". Bitte diese Information vormerken. Weiter heißt es darlegend:

"Auch verdeutlicht die Studie, dass Anfeindungen, Abwertungen oder sogar Angriffe gegen Wissenschaftler*innen zunehmend auftreten, weil die Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft immer komplexer wird."

Diese über den Bund, also den Steuerzahler, finanzierte Studienerkenntnis einer Komplexität bestand jedoch in den drei dunklen Jahren vornehmlich durch die wissenschaftliche Vermittlung von epidemiologischen, virologischen und psychohygienischen Informationen an die Bürger via Talkshow-Dauerberieselung/-manipulation. Es galt unwiderruflich der willkürliche ausgerufene "Konsens der Wissenschaft", kommuniziert und nachdrücklich vermittelt durch eine Handvoll willkürlich auserkorener Wissenschaftler. 

Nun wird also im Rückblick auf die Tränendrüse gedrückt, dass manch Bürger kein Selfie wünscht(e), keine Autogrammkarte wollte. Dass dauerdrangsalierte Menschen irgendwann in die meist verbale, in sozialen Medien schriftliche, Gegenoffensive wechselten. Die anfeindende Erinnerung tut natürlich weh, ist unangenehm. Ein exemplarisches Beispiel von zweierlei Maß einer betrachtenden Aufarbeitung liefert ein Artikel der Berliner Zeitung vom 23. März:

"Ein Nutzer von Twitter muss sich vor Gericht verantworten, weil er besonders markige Sprüche aus der Corona-Zeit zusammengestellt und verbreitet hat. Er hatte geschrieben: 'Wir haben mitgemacht! Wir haben ausgegrenzt, diffamiert, diskreditiert, beleidigt und Menschen gecancelt. Im Dienste der Wissenschaft!'." 

Der juristisch zu maßregelnde Bürger ist ein FDP-Politiker, der unter dem Pseudonym Mic de Vries einen X-Account führt. In dem Artikel erklärt de Vries, dass er mit seinem Thread "in ein Wespennest gestochen" habe. Es gehe ihm mit der Liste jedoch nicht darum, "Menschen an den Pranger zu stellen – aber es muss möglich sein, über getätigte Aussagen zu diskutieren". 

Marie-Agnes -"Ungeimpfte dürfen nicht als Minderheit die Mehrheit terrorisieren"-Strack-Zimmermann kritisierte die Listung von Wahrheiten unbeeindruckt trotzdem als "einen öffentlichen Pranger". Was passierte juristisch mit dem Bürger, der durch seine anfeindende Bildkollage eine Gruppe von Wissenschaftlern zu einem offenen Brief veranlasste. Dieser trug den Titel: "Wissenschaftler gegen Diffamierung, für zivilen Diskurs". Die Berliner Zeitung erklärte im Dezember 2022:

"Eine Gruppe von Wissenschaftlern mahnt: Die Wissenschaft dürfe nicht politisiert werden. Anlass ist ein Fahndungsplakat..."

Auf dem Plakat präsentierte der "Feindbild-Grafiker" und Wutbürger ihm missliebige Politiker, Wissenschaftler und Journalisten. Es passierte – nichts, da es sich nur um Jan Böhmermann handelte, der seine anmaßende Anfeindung zudem noch unbestraft einem ZDF-Millionenpublikum präsentieren konnte:

Der "bedauernswerte" leidgeplagte Christian Drosten gehört wiederum zu der in der Studie genannten Kategorie "Anfeindungen innerhalb der Wissenschaft". So diktierte er am 27. Dezember 2022 dem Berliner Tagesspiegel, zum Thema ihm missliebiger Kollegen in der "Corona-Diskussion" (Bezahlschranke):

"Ein Infektionswissenschaftler muss seine Äußerungen mit der Fachliteratur, seiner fachspezifischen Berufserfahrung und der begründeten Mehrheits-Expertenmeinung abgleichen. Wer das nicht tut, sondern aus Geltungsbedürfnis eine Gegenposition bezieht oder auch nur ohne Bezug auf Daten oder Forschungsliteratur argumentiert, handelt verantwortungslos. Hier müsste es eine Sanktion (sic!) aus dem professionellen Umfeld geben."

Die mehrfach prämierte "Wissenschaftsjournalistin" Mai Thi Nguyen-Kim keilte verbal ebenfalls gegen Kollegen mit anderen Wahrnehmungen. Das Magazin Stern titelte im März 2021:

"Auch Mai Thi Nguyen-Kim ist genervt. Von der Heinsberg-Studie. Oder von Hendrik Streeck. Oder von beiden. Schließlich wirft sie dem Virologen vor, er sei 'womöglich schrecklich naiv'." 

Christian Drosten äußerte sich ebenfalls via Feinbildzeichnung über den Kollegen Streeck:

"Ich habe Hendrik Streeck nicht diffamiert,..., sondern im Sinne des Konsortiums zu bedenken gegeben, dass seine Äußerungen sich mit dem Gedankenspektrum von 'Querdenkern' überschneiden."

Der unantastbare Karl Lauterbach durfte bereits im März 2020 über seinen Kollegen Wolfgang Wodarg unbelegt behaupten: "Wodarg redet blanken Unsinn". Die Virologin Melanie Brinkmann und die "Medizinethikerin" Alena Buyx jammerten schon im Juni 2022 zusammen auf einem Panelpodium. Der Veranstalter wusste, beide hätten "die Gesellschaft über die vergangenen 2,5 Jahre der Pandemie begleitet, informiert und dafür auch Anfeindungen in Kauf genommen". 

Zur Erinnerung seien bei Interesse bitte zur Person Brinkmann die Worte Kimmich/Impfung und mRNA/Brustmilch gegoogelt. Frau Buyx darf und muss weiterhin als proaktive Gesellschaftsspalterin bezeichnet werden, Stichworte "Donut/COVID-Impfung". Zusammen diskutierte sie jüngst im Februar mit der wissenschaftlichen "Lichtgestalt" Christian Drosten. Die Veranstaltung hieß: "Ein neues Bild von Wissenschaft? Expertise in Zeiten von Krisen und Fake-News". 

Drosten wünscht sich demnach eine Aufarbeitung der Corona-Krise, "wir brauchen dringend eine Nachbetrachtung", aber bitte "organisiert eingesetzt" und ganz wichtig ohne "Stimmen aus dem Untergrund". Frau Buyx verortete Fehldeutungen und Anfeindungen gegenüber "der Wissenschaft" aus "toxischen Ecken der öffentlichen Debatte". 

So wird allerorts und in bestellten Studien gejammert und sich selbst bedauert – seitens der Politik und Großteilen der Wissenschaft und Medien. Für die schlechte Stimmung im Land sind dabei alleinig natürlich die Bürger verantwortlich. Wie mehr als bedenkliches Gedankengut ausschaut, präsentierte dieser Tage die Taz-Journalistin Ulrike Herrmann. Sie stellte beim ARD-Maischberger-Talk anklagend fest, die Partei AfD zu verbieten sei das geringste Problem, ihre eigentliche – exemplarisch – vorgetragene Sorge lautete: "Man wird die Wähler nicht los". 

Die nahenden Wahlen zum EU-Parlament und mehreren ostdeutschen Landtagen werden nun zeitnah belegen, wie sich das Wechselspiel subjektiv wahrgenommener Anfeindungen auf das Land und die Menschen auswirken werden. Für kritische Bürger der amtierenden Bundespolitik stellt sich dabei aktuell die dringlichste Frage: Wird man die verantwortlichen Politiker tatsächlich (noch) durch ein schlichtes Kreuzchen auf einem Stück Papier los?

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