Täuschen, Ablenken, Relativieren: Deutsche Medien über abgehörtes Luftwaffen-Telefonat
Von Alexej Danckwardt
Auch am dritten Tag nach Bekanntwerden der detaillierten Planungen deutscher Luftwaffengeneräle, der Ukraine die Zerstörung der Krim-Brücke mittels deutscher Taurus-Marschflugkörper zu ermöglichen, lassen die Medien des Mainstream nichts unversucht, um das Publikum vom eigentlichen Kern der Enthüllung und dem wahren Skandal abzulenken.
Inzwischen musste das Bundesministerium der Verteidigung in Berlin die Echtheit der Aufzeichnung einräumen. Die Beratung der vier hochdekorierten Offiziere hat genau so stattgefunden, wie es RT berichtet. An der Authentizität der Aufzeichnung gibt es keine Zweifel mehr.
Doch der Fokus der Berichterstattung in deutschen Medien wird von der Tatsache, dass die Bundeswehr der Ukraine Taurus-Marschflugkörper in perfekter Kenntnis der Absichten Kiews sie zur Zerstörung der Krim-Brücke zu verwenden, liefert, auf Nebensächlichkeiten verschoben. Nicht die geplante vorsätzliche Beihilfe zu einem Terrorakt (den die deutsche Luftwaffe "vorsorglich" auch noch bis ins Detail durchgeplant hat, weshalb man sogar von einer Mittäterschaft sprechen kann), sehen deutsche "Qualitätsjournalisten" als skandalös an, sondern den Umstand, dass man aufgeflogen ist.
Das, was die Offiziere besprochen haben, wird in allen Berichten verharmlosend heruntergespielt. Der Spin, auf den die Redaktionen großer deutscher Medien festgelegt wurden, lautet allgemein, die Generäle hätten die "theoretischen Möglichkeiten" der Taurus besprochen. Dass dies eine Lüge ist, wird jeder feststellen, der sich die Aufzeichnung der abgehörten Beratung selbst anhört. Jedem der vier beteiligten Offiziere ist bewusst, dass Kiew das Taurus-"Supertool" (O-Ton des Inspekteurs der Luftwaffe Ingo Gerhartz) nutzen will, um die Krim-Brücke zu zerstören. Wie es gehen könnte, haben sie bereits durchmodelliert und wollen ihre Berechnungen den ukrainischen Streitkräften überlassen, um den Erfolg der Mission zu garantieren. Man unterhält sich darüber, wie man diesen Wissenstransfer bewerkstelligt: über eine viermonatige Ausbildung zur Bedienung der Taurus "inklusive der Brückenoption", über die Briten oder über den Taurus-Hersteller.
Die Aufzeichnung selbst bekommt der Zuschauer oder Hörer deutscher Sender wieder einmal gar nicht zur Kenntnis, der Leser deutscher Presseerzeugnisse darf das wörtliche Transkript weiterhin nicht lesen. Beides steht dem mündigen deutschen Bürger nur bei RT DE zur Verfügung, alle anderen Medien schirmen ihn von dem brisanten Inhalt der direkten Quelle wie ein Kleinkind von Süßem ab.
Kommentare zu der Enthüllung werden nur von ausgewiesenen Kriegstreibern und "Falken" unter den Politikern eingeholt: Fast überall werden Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen), der Lithium-Lagerstätten-Eroberer aus der CDU Roderich Kiesewetter und die FDP-Rüstungslobbyistin Strack-Zimmermann ausgiebig zitiert. Kriegsskeptische Stimmen sind in der laufenden Berichterstattung und Kommentierung des Eklats kaum zu vernehmen.
Die Kriegstreiber haben sich inzwischen einen weiteren Spin einfallen lassen. Die Aufzeichnung enthülle nach ihrer Darstellung nur eines: Der Bundeskanzler Olaf Scholz lüge ja, wenn er auf die zwingende Beteiligung deutscher Soldaten im Falle von Taurus-Einsätzen hinweise und die Lieferung des "Supertools" mit Blick auf diesen Umstand ablehne. Das ist allerdings nur insoweit richtig, als statt deutscher Soldaten britische oder US-amerikanische (O-Ton Gerhartz: "Leute mit amerikanischem Akzent in Zivilklamotten") die Leitung der Taurus-Einsätze übernehmen könnten. Die Ukrainer selbst würden – so verrät ausdrücklich der Inhalt der abgehörten Beratung – nur nach einer längeren Ausbildung und auch dann nur auf Grundlage von Deutschland überlassener Rohdaten (die bislang "For German Eyes Only" – "nur für deutsche Augen" sind) die Taurus erfolgreich einsetzen.
Insgesamt ist die Tiefe des deutschen Falls kaum in Worte zu fassen. Von dem heilig hochgehaltenen Tabu "Keine deutschen Waffen in Kriegsgebiete" bis zur unmittelbaren Planung eines glasklaren Terroraktes innerhalb von nur zwei Jahren – so schnell ist Deutschland in Abgründe herabgestiegen. Dass all diese Tabubrüche ausgerechnet dann erfolgen, wenn es gegen Russland geht, spricht Bände darüber, wessen Geistes Kinder da agieren.
Wenn ein Waffenhändler einem Kunden eine Pistole verkauft, ohne zu wissen, was dieser damit vorhat, ist es das eine. Kommt dagegen ein Kunde zum Waffenhändler und sagt:
"Ich will meine Frau töten! Hast du 'was Passendes, am besten mit Schalldämpfer?",
dann ist das etwas ganz anderes – nämlich Beihilfe zu Mord durch den Waffenhändler. Und etwas wieder anderes ist es, wenn er dem Kunden auch noch anbietet, ihn an der Waffe auszubilden, ihm einen Plan skizziert, wie und wo er seiner Frau am besten auflauert und wohin genau er zu zielen hat. Alternativ könne er einen professionellen britischen Auftragskiller vermitteln, der sich ohnehin schon in der Gegend herumtreibt.
Wenn sich dann auch noch herausstellt, dass unser Waffenhändler selbst einen persönlichen Groll gegen diese Frau hat, weil sein Opa sie in jungen Jahren vergewaltigen wollte und einen deftigen Tritt ins Gemächt bekommen hat, dann ist es nach jeder Rechtsprechung aller Gerichte glatte Mittäterschaft.
Was wir in dem abgehörten Gespräch hörten, ist nämlich genau dies: der Verkauf einer Waffe in dem vollen Bewusstsein, dass damit ein Verbrechen begangen werden wird. Und es ist die Mittäterschaft durch volle Tatherrschaft: Planung, Ausbildung, Ausspähen des Opfers, Vermittlung ausführender Profis.
All das ist übrigens nur möglich, weil der deutsche Journalismus degeneriert ist und zu dieser Art Verbrechen auch noch lautstark anstachelt. Und wenn es doch öffentlich wird, dann verschleiert er:
"Es war ja nur eine Diskussion der technischen Möglichkeiten."
Ich habe nur noch eine Frage: Sind die Deutschen heute wirklich so dumm, wie es die Mainstream-Propaganda-Meute in ihrem Land glaubt?
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