Meinung

Deutschland im Stechschritt – das Gespött der Welt

Die Probleme in Deutschland sind dieselben Probleme, wie sie die Niederlande, Kanada und unzählige andere Länder auch haben, die zu Vasallen der USA geworden sind. Es ist an der Zeit, dass ganz Europa damit anfängt, ein helleres und zivilisierteres Kapitel zu schreiben.
Deutschland im Stechschritt – das Gespött der WeltQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler

Von Declan Hayes

Gott sei Dank muss der große Fußballer Franz Beckenbauer nicht mehr miterleben, wie tief sein Heimatland Deutschland sowohl im Fußball als auch in allem anderen abgestürzt ist. Anhänger der schönsten Nebensache der Welt werden sich daran erinnern, wie Beckenbauer im WM-Finale 1966 den Engländer Bobby Charlton zwei Stunden lang decken musste, der damals als der größte Spieler der Welt galt. England gewann das Finale kontrovers und Beckenbauer nahm die Niederlage Deutschlands ehrenvoll hin.

Beckenbauer war noch ein achtjähriger Bub, als Deutschland 1954 zum ersten Mal die Weltmeisterschaft gewann, war jedoch auf dem Weg ins Finale mit dem schlimmsten Rassismus seitens der britischen Gossenpresse konfrontiert. Doch während die deutsche Mannschaft 1954 den Favoriten, die große und viel gepriesene ungarische Mannschaft, im finalen Spiel besiegte, legten andere Deutsche zu Hause den Grundstein für die Wiederauferstehung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dazu gehörten Dinge wie die Lenkung der nationalen Leidenschaft auf relativ harmlose Beschäftigungen wie Fußball und die Aufrechterhaltung niedriger Zinsen und Inflation, da der Missmut über die Hyperinflation in der Weimarer Republik jene Brücke war, über die Hitler und seine Komplizen an die Macht marschierten. Im Land entstand ein Konsens darüber, dass Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Verbrauchern und Produzenten, Land- und Stadtbewohnern durch Verhandlungen, Verhandlungen und noch mal Verhandlungen gelöst werden und nicht durch jene Art von gewalttätigem Feuerwerk, das man in solchen Fällen oft in Frankreich beobachten kann.

Sowohl Frankreich als auch Deutschland musste im Zweiten Weltkrieg eine Niederlage hinnehmen und – insbesondere im Fall Deutschlands – das Zuckerbrot eines Marshallplans sowie die Peitsche US-amerikanischer Militärbesatzung, die bis heute anhält. Im Vergleich dazu, sich in Stalingrad die Eier abzufrieren oder in einem U-Boot versenkt zu werden, war das kein schlechter Handel, und Deutschland hat das Beste daraus gemacht. Ebenso wie mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die es mit Frankreich und einigen anderen europäischen Staaten, darunter die Niederlande und Luxemburg, gegründet hat, wo im Zweiten Weltkrieg die Zahlen der Kriegsopfer in der Relation am höchsten waren. Die grundlegende Arbeitsteilung der Manager in der EWG bestand darin, dass Frankreich, mit Leuten wie De Gaulle an der Spitze, die politische Stimme und Deutschland der Wirtschaftsmotor war. All das funktionierte gut, bis die USA beide Staaten als Bollwerke gegen die Sowjetunion und ihre Rote Armee benötigte.

Deutschland sollte besser den Mund halten

Schneller Vorlauf in die Gegenwart, wo Deutschland zu einer einzigen großen Farce geworden ist. Nehmen wir zunächst die Ankündigung Deutschlands, als dritter Staat, vor dem Internationalen Gerichtshof zu intervenieren, um Israel gegen Südafrikas knallharte Anklage zu verteidigen, dass Israel in Gaza Völkermord begehe. Angesichts bestimmter Ereignisse, in die Deutsche zwischen 1939 und 1945 verwickelt waren, geht Deutschlands unbeholfenes Eingreifen in den Fall davon aus, dass die erstklassigen Anwälte, die Israel engagiert hat, ihrer Aufgabe nicht ganz gewachsen sind und dass eine Truppe deutscher Elefanten ihnen dabei helfen muss. Da dies aber nicht der Fall ist, sollte sich Deutschland einfach hinsetzen und den Mund halten. Kein Geringerer als Seine Exzellenz Dr. Hage Gottfried Geingob, Präsident von Namibia, hat Deutschland genau dazu aufgefordert, nicht zuletzt, weil Namibia, das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, Schauplatz des ersten Völkermords in der modernen Zeitrechnung war, begangen an den Herero und Nama, und von niemand Geringerem ausgeführt als von der Kolonialmacht Deutschland.

Bevor wir sowohl Südafrika als auch Deutsch-Südwestafrika hinter uns lassen, sollten wir beachten, dass die Intervention Südafrikas in Den Haag, im Namen der Palästinenser, ein sehr wichtiger Schritt auf dem langen Weg ist, Subsahara-Afrika zu einem Weltakteur zu machen. Zumindest im Fall von Palästina stehen sowohl Südafrika als auch Namibia jeweils auf ihren zwei Beinen und kriechen nicht auf allen vieren, eine Körperhaltung, die Deutschland in jüngster Zeit bevorzugt einzunehmen scheint. Wenn wir zum Thema Israel und Palästina übergehen, so müssen wir beachten, dass Deutschland Israel bewaffnet und finanziert, während es Palästina mit Almosen und groben Beleidigungen bedacht hat. Das ist wahrscheinlich einen Hauch besser als das, was sie mit den Huthi im Jemen vorhaben, die, was auch immer für andere Defizite sie haben mögen, sich vehement gegen das Abschlachten palästinensischer Kinder stellen.

Die Deutschen schicken die Fregatte F-124 Hessen ins Rote Meer, um den USA und ihren britischen Lakaien bei der Bombardierung verarmter Jemeniten zu helfen. Obwohl das Bundeskanzleramt erklärt hat, dass "die internationale Gemeinschaft" das Rote Meer für die freie Schifffahrt offenhalten müsse, sind die USA und die Briten nicht nur nicht "die internationale Gemeinschaft", sondern ihre Angriffe auf den Jemen sind nach den Gesetzen und Normen der "internationalen Gemeinschaft" illegal, in deren Namen Deutschland vorgibt, in den Krieg zu ziehen.

Die Fregatte Hessen ist mit einem Aufklärungsradar ausgestattet, das bis zu 1.000 Ziele gleichzeitig erfassen kann. Es ist auch mit Anti-Schiff-Raketen vom Typ Harpoon und mit Torpedos bewaffnet. Da muss man sich zwangsläufig fragen, was Selenskij auf dem Schwarzmarkt dafür bekommen hätte, wenn Deutschland es ihm und seiner Gaunerbande geschenkt hätte. Und das führt uns doch glatt zur immer noch laufenden Finanzierung des gescheiterten Reichs von Selenskij durch Berlin, für einen Krieg, der bis zu einer Million Menschenleben gefordert hat, und zwar aus keinem anderen Grund als dem, die amerikanischen Waffenhersteller und ihre ukrainischen Kollaborateure zu bereichern. Und obwohl Selenskij und seine Kumpane vernünftigerweise argumentieren könnten, dass sie sich dadurch bereichert hätten, indem sie Hunderttausende Ukrainer für einen illusorischen Wunschtraum geopfert haben, kann sich Deutschland nicht einer ähnlichen Prahlerei hingeben.

Deutschland hat nicht nur die Grundlagen zerstört, auf denen sein Nachkriegswohlstand aufgebaut war, sondern ist sogar so weit gegangen, den Vereinigten Staaten und ihren norwegischen Quislingen zu erlauben, ihre Pipelines in der Nordsee zu sprengen und damit die Ära der billigen Energie aus Russland zu beenden, auf der Deutschlands Wirtschaftswunder aufgebaut war.

Bier statt Stechschritt

Im Fall der Ukraine hat Deutschland eine Stinkbombe in Richtung von Russlands Ring aus Stahl geworfen, nur um zusehen zu müssen, wie diese Stinkbombe zum Bumerang wird, zurückkehrt und ihm die Kniescheibe zertrümmert. Amerikas trojanische Pferde in Polen, Litauen und anderen baltischen Scherzländern übernehmen nun das politische Rennen in der Europäischen Union, während Deutschland aufgefordert wird, den Mund zu halten und einfach weiterzuzahlen. Nur Gott weiß, was Beckenbauer und Bismarck von dieser Farce halten würden. Allerdings ist der Geist von Beckenbauer und Bismarck noch nicht ganz tot, da nicht alle Deutschen diesen Blödsinn akzeptieren.

Zum einen protestieren deutsche Landwirte und Lastwagenfahrer, unterstützt von tapferen Verbündeten aus Polen, der Tschechischen Republik, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Wie der deutsche Mittelstand, diese kleinen Unternehmen, die mitgeholfen haben, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zu bilden, sind diese Trucker und Landwirte sowohl unabhängig als auch einfallsreich und wollen, wie ihre kanadischen Kollegen auch, nicht unter der Knute eines Justin Trudeau, einer Ursula von der Leyen oder eines nicht minder verachtenswerten Olaf Scholz stehen.

Mit diesen unabhängig denkenden Deutschen ist auch der Aufstieg der angeblich "rechtsextremen" Alternative für Deutschland (AfD) verbunden, die in den Umfragen derzeit bei fast 24 Prozent liegt. Und obwohl die NATO-Medien rumkrakelen, dass der Aufstieg dieser Partei die Rückkehr Adolf Hitlers und nicht jene von Beckenbauer oder Bismarck bedeuten würde, ist das nicht der Fall. Die meisten Deutschen interessieren sich mehr für Bier und Beckenbauer, für Wandern und Backen als für einen Stechschritt in den Jemen oder dafür, Israel bei der Verbreitung seiner Lügen behilflich zu sein. Die Probleme in Deutschland sind dieselben Probleme, wie sie die Niederlande und Kanada und unzählige andere Länder auch haben, die zu Vasallen der USA geworden sind.

Das Kernproblem besteht darin, wie Donald Trump es einst ausdrückte, wie man den Sumpf trockenlegen und trocken halten kann, ohne dass sich eine invasive Spezies der NATO erneut einnistet und den Sumpf erneut verseucht, wie etwa die kriegstreibenden deutschen Grünen. Obwohl Deutschlands glückliche und gemütliche Zeit von Bier und Beckenbauer vorbei ist, so wie auch unsere Jugend viel zu schnell vorbeigeht, sind wir es uns selbst und anderen dennoch schuldig, erneut besser aufzubauen und einen vernünftigen Weg nach vorne aus dem Morast der NATO zu finden, indem man weder eine Zusammenarbeit noch die Duldung der Ermordung von Kindern im Gazastreifen, im Donbass oder im Jemen toleriert.

In Deutschland werden am 9. Juni Wahlen für die Schwatzbude der Europäischen Union und im Jahr 2025 zu seinem eigenen, ebenso saftlosen Bundestag abgehalten. Wer auch immer diese Wahlen gewinnen wird, so bleibt zu hoffen, dass die Grünen und die sozialdemokratischen Psychopathen von Scholz zu den größten Verlierern gehören werden, damit Deutschland und ganz Europa anfangen können, ein helleres und zivilisierteres Kapitel zu schreiben als den Nachruf, den die NATO und ihre Fronttruppen bei der EU derzeit für sie verfassen.

Erstveröffentlichung in englischer Sprache bei Strategic Culture Foundation.

Declan Hayes ist Katholischer Denker und Aktivist und ehemaliger Dozent für Finanzen an der Universität Southampton.

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