Corona-Aufarbeitung: Orden für Wieler und Co. – die Opfer leiden im Stillen
Von Bernhard Loyen
Nein, nicht staunen, auch nicht wundern über die Medieninformation vom 10. Januar. "Auszeichnung – Bundesverdienstkreuz für früheren RKI-Chef Wieler", meldet die ARD-Tagesschau. "In unzähligen Pressekonferenzen hat er in seiner damaligen Position als RKI-Chef über die Corona-Lage informiert", möchte die Wochenzeitung Die Zeit die Ehrung aus dem Hause Bellevue den Lesern erklären. Das Boulevard-Magazin Stern ergänzt zur Erinnerung der Nötigungen und verantwortlichen Maßnahmeneinforderungen des Lothar Wieler:
"In der Hochphase der Coronapandemie beschrieb Wieler für das RKI in zahlreichen Pressekonferenzen die Entwicklung der Infektionslage und gab der Bevölkerung Verhaltenshinweise."
Wieler formulierte dabei seine "Verhaltenshinweise" nicht als freundliche Empfehlung, sondern als anmaßende Forderung. Die verschiedenen Einschätzungen oder Vorschläge von Kollegen, die individuelle Selbsteinschätzung des selbstbewussten Bürgers, wurde in der historischen Formulierung vom 28. Juli 2020 als obsolet abgekanzelt, jedoch für die kommenden Geschichtsbücher archiviert.
"Diese Regeln werden wir noch monatelang einhalten müssen. Diese müssen der Standard sein. Die dürfen überhaupt nie (sic!) hinterfragt werden. Abstandhalten, Händehygiene, und dort, wo wir Abstand nicht halten können, zusätzlich Alltagsmasken oder Mund-Nasenschutz tragen und das gilt für draußen. Also das ist die Grundregel, die dürfte und sollte niemand mehr infrage stellen (sic!), das sollten wir einfach so tun."
Es gab mehrere Laiendarsteller und zuverlässige Erfüllungsgehilfen, die Namen sind bekannt und geläufig, die sich in einem Moment der rein politisch motivierten und initiierten Ausnahmesituation einer Gesellschaftskrise zu Höherem berufen fühlten. Über die Monate und Jahre entwickelte sich eine mehr als bedenkliche Arroganz und Unantastbarkeit. Wieler bemängelte bei einer Onlinediskussion mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am 17. November 2021:
"Ich kann nach 21 Monaten es auch schlichtweg nicht mehr ertragen, dass es nicht vielleicht erkannt wird, was ich unter anderem sage und auch viele andere Kollegen!"
Ein schönes Schlagerlied der Sängerin Nicole heißt "Flieg' nicht so hoch, mein kleiner Freund", denn Hochmut kommt bekanntlich immer noch vor dem Fall. Im Falle "vieler anderer Kollegen" des Herrn Wieler sollte ergänzt werden, dass es sich um manipulativ medial-politisch auserwählte wenige Kollegen handelte. Die Namen sind wie bereits erwähnt bekannt und geläufig. Alle Verantwortungsträger, ja auch Täter, konnten sich sicher sein, sie werden gut (dotiert) aus dieser Krise herauskommen und weich fallen.
Am 11. Januar 2023 verkündete das in Berlin ansässige Robert Koch-Institut (RKI), dass der langjährige Präsident des Hauses "auf eigenen Wunsch" sein Amt niederlegen werde. Wieler tauchte als zukünftiger Sprecher des extra geschaffenen "Clusters Digital Health" am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam ab. Kommen wir zu dem zweiten auserwählten, zu ehrenden Protagonisten, Dr. Klaus Cichutek, 14 Jahre lang Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).
Cichutek war der Mann im Hintergrund, da Wieler sich als Maßnahmenverkäufer als medial talentierter und effektiver herausstellte. Dies bestätigte der unantastbare Karl Lauterbach am 11. Januar 2023 durch ein X-Posting, in der Formulierung gewagt zweideutig, je nach Blickwinkel zu deuten:
"In der Pandemie hat Deutschland Glück gehabt, mit Lothar Wieler einen so kompetenten und qualifizierten Leiter des RKI zu haben. Ohne ihn wäre alles noch sehr viel schwerer gewesen."
Cichutek ebnete als verantwortlicher Pharmalobbyist für Deutschland den Weg für den neuartigen, fahrlässig schnell und unbedacht auf den Menschenmarkt geworfenen mRNA-Versuchswirkstoff der Stunde. Beide zukünftigen Ordensträger propagierten, nötigten und drängten verunsicherte und gutgläubige Menschen zu einer oder mehreren Injektionen, die das bis dato gekannte Leben nachweislich zerstörten.
Für diese (Nicht-)Leistung, ja, dieses Verbrechen an einer weiterhin unbekannt hohen Zahl von leidenden Menschen im Land erhalten Wieler und Cichutek nun am 18. Januar aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier "die höchste Auszeichnung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl vergibt", das Bundesverdienstkreuz.
Zwei Auffälligkeiten: Das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel wie auch das Redaktionsnetzwerk Deutschland haben am 10. Januar nicht über das "Ereignis" berichtet. Wenig überraschend: Zu der verantwortlichen Rolle Cichuteks zum Thema "Impfstoffzulassung" oder sonstigen "herausragenden" Leistungen finden sich in den Kurzmeldungen keinerlei Hinweise, lediglich der Verweis: "Das PEI-Institut ist die zentrale Behörde für Impfstoffe in Deutschland." Der Ordensträger in spe teilte im Dezember 2023 erkenntnisreich mit:
"Der Ruhestand bedeutet für mich vor allen Dingen, nicht mehr in der Verantwortung für das Paul-Ehrlich-Institut und für die vom Institut betreuten Arzneimittel zu stehen."
Die Pressestelle des Bundespräsidenten informiert in der Broschüre "Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland" (Seite 4):
"Als Staatsoberhaupt verleiht der Bundespräsident den Orden für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland. Dazu zählen insbesondere Verdienste aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichen (sic) Bereich."
Welch Hohn, welche Anmaßung für die still leidenden Menschen im Land und für die, die ihre Liebsten auf unbestimmte Zeit pflegen müssen oder gar für immer verloren haben. Die Arroganz der Macht pflegt und krönt sich in kaum zu ertragender Selbstverliebtheit. Zehntausende und mehr Menschen im Land werden dabei ihrem tragischen Schicksal überlassen. Die Berliner Zeitung erinnert an die Tatsache:
"Im Jahr 2020 hatten bereits der Leiter der Virologie der Berliner Charité, Christian Drosten, und die WDR-Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die Geehrten stünden für 'die vielen Menschen in unserem Land, die sich im Kampf gegen die Pandemie besonders engagieren', sagte Steinmeier damals bei der Ordensverleihung."
Das Engagement, die tägliche Leistung der – psychischen, physischen, wirtschaftlichen – Opfer einer Lockdown-Politik, der gesellschaftlichen Ausgrenzung durch 3/2G-Verordnungen, des Aufdrängens der "COVID-19-Impfung" möchte das politische Berlin auch weiterhin nicht honorieren, unterstützen oder wie auch immer wertschätzen.
Eine kaum zu ertragende Bigotterie, eine schlicht zu verachtende Abgehobenheit einer weltfremden und sich von der Bevölkerung abkanzelnden Kaste, die sich in gesicherten Elfenbeintürmen einen Dreck um die von ihnen zu verantwortenden Leidensbiografien nach der Corona-Krise der Jahre 2020–2022 scheren.
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