Meinung

Caitlin Johnstone: Nichts bringt mich dazu, den Mord an tausenden Kindern zu akzeptieren

Die Israel-Lobby lässt Einflussgruppen wie westliche Zionisten und US-amerikanische fundamentalistische Christen die Einflussoperationen des westlichen Imperiums aus ihren eigenen Kassen finanzieren. Warum also sollten die Manager des Imperiums das verhindern wollen?
Caitlin Johnstone: Nichts bringt mich dazu, den Mord an tausenden Kindern zu akzeptierenQuelle: AFP © Sagte Khatib

Von Caitlin Johnstone

Ich versichere, dass man mir nichts sagen kann, was mich dazu veranlassen würde, den Widerstand gegen die Ermordung tausender Kinder in Gaza aufzugeben. Es gibt kein Argument, das man mir nennen könnte, keine Anschuldigung, die man mir entgegen schreien könnte, keinen Standpunk, den man mir entgegenbringen könnte, der mich jemals zum Schweigen bringen wird und mich all dies akzeptieren lässt.

Die ungeprüfte Prämisse hinter dem verzweifelten Versuch, die Empörung über den Angriff der Hamas vom 7. Oktober mit Vergewaltigungsvorwürfen neu zu entfachen, lautet: Wenn Hamas-Kämpfer während des Angriffs israelische Frauen sexuell missbraucht haben, so müssen alle den Mund halten und zulassen, dass Israel weiterhin tausende Kinder ermordet. Das ist jedoch offensichtlich dummes Denken. Westliche und israelische Propagandisten werden weiterhin versuchen, neue Gründe zu finden, um die Empörung in der internationalen Öffentlichkeit über die Ereignisse vom 7. Oktober neu zu entfachen. Denn dieser 7. Oktober ist für ihre Seite die einzige Rechtfertigung für eine monatelange, massenhaft begangene Gräueltat, die weitaus schlimmer ist als alles, was am 7. Oktober passiert ist.

Das US-Repräsentantenhaus hat gerade erst eine Resolution verabschiedet, in der es heißt, dass der Antizionismus dem Antisemitismus gleichzusetzen ist. Ich persönlich halte es nicht für antisemitisch, Israels mörderisches Vorgehen in Gaza zu kritisieren. Ich habe die verrückte Vorstellung, dass die Ermordung von Kindern keinen Aspekt des jüdischen Glaubens darstellt und dass eine gegensätzliche Behauptung in unserer Gesellschaft tatsächlich einen sehr hässlichen Hintergrund hat. Der einzige Weg, mehr Mitgefühl für die 1.400 am 7. Oktober getöteten Israelis zu haben als für die mehr als 16.000 Palästinenser, die seitdem in Gaza getötet wurden, besteht darin, zu glauben, dass Palästinenser Untermenschen sind, deren Leben nur einen winzigen Bruchteil dessen wert ist, was israelische Leben wert sind. Das ist der einzige Weg.

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 57,5 Prozent der Israelis der Meinung sind, dass die israelischen Streitkräfte (IDF) zu wenig Feuerkraft in Gaza einsetzt. Während 36,6 Prozent der Meinung waren, dass die IDF genau die richtige Menge an Feuerkraft einsetzt. 4,2 Prozent sagten aus, sie seien sich nicht sicher, und nur 1,8 Prozent waren der Meinung, die IDF setze zu viel Feuerkraft ein. Ein Grund dafür, dass israelische Offizielle immer wieder schockierende völkermörderische und faschistische Dinge sagen, liegt darin, dass die Art von Gerede, mit dem man die Unterstützung der Israelis gewinnen muss, völlig anders ist als das Gerede, mit dem man die Unterstützung westlicher Liberaler gewinnen muss.

Israel verlautbart: "Wir töten keine Kinder in Gaza, das sind Puppen. Okay, vielleicht sind es keine Puppen, aber die Hamas lügt über die Zahl der Todesopfer. Okay, vielleicht lügen sie nicht über die Zahl der Todesopfer, aber sie benutzen die Zivilisten als menschliche Schutzschilde und das haben sie auch am 7. Oktober getan, also wurde jedes Kind, das wir jetzt töten, letzten Endes von der Hamas getötet."

Die "Israel-Lobby" ist eigentlich nur ein Teil der Lobby des westlichen Imperiums. Sie ist eine Untergruppe in der ununterbrochenen Einflussoperation, die darauf ausgerichtet ist, die Mitgliedsstaaten des Imperiums im Einklang mit einer weltweiten Machtstruktur zu halten, die um die Vereinigten Staaten herum zentralisiert ist. Anstatt dass die Mitgliedsstaaten des Imperiums sich wie souveräne Nationen verhalten, sich im Einklang mit dem Willen der Wählerschaft befinden und um ihr Volk kümmern.

Regierungen wie jene der USA und des Vereinigten Königreichs verfügen über rechtliche Instrumente, mit denen sie ausländische Regierungen daran hindern können, ihre nationale Politik zu beeinflussen. Im Allgemeinen nutzen sie diese jedoch nur, wenn der Einfluss von Regierungen ausgeht, die nicht mit dem westlichen Imperium verbündet sind, wie etwa Russland, China und Iran. Wenn die militärische und diplomatische Unterstützung Israels nicht den Interessen des Imperiums gedient hätte, wären rechtlichen Instrumente schon vor langer Zeit eingesetzt worden, um die Lobbyarbeit Israels zu unterbinden. Aber weil diese Lobby-Aktivitäten tatsächlich den Interessen des Imperiums zugutekommen, indem sie die mit den USA verbündete Kriegsmaschinerie auf alle nicht mit den USA verbündeten Gruppen im geostrategisch entscheidenden Nahen Osten richten, werden solche Lobby-Aktivitäten nicht nur zugelassen, sondern aktiv gefördert.

Dies ist nur eine der vielen Aspekte, die notwendig sind, um die unterschiedlichen Teile eines nicht anerkannten Imperiums immer in dieselbe Richtung zu bewegen. Die Israel-Lobby lässt Einflussgruppen wie westliche Zionisten und US-amerikanische fundamentalistische Christen die Einflussoperationen des westlichen Imperiums aus ihren eigenen Kassen finanzieren. Warum also sollten die Manager des Imperiums das verhindern wollen? Es ist schließlich ein tolles Angebot.

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Aus dem Englischen.

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf X unter @caitoz folgen.

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