Kiews Handlanger bringen den Hass nach Berlin: Aktivisten pöbeln Opernbesucher an
Von Wladislaw Sankin
Die Protestler sind kreativ. Die einen bringen eine Puzzle-Karte mit, wo anstelle von Russland ein Loch abgebildet ist. Die anderen malen eine Ballerina mit Kalaschnikow um den Hals "Russische Kultur finanziert den Krieg" oder schreiben auf Englisch "Russian culture kills" oder "No Stage for Putin's Bitch". Ein Demonstrant hält ein selbstgemaltes Plakat hoch. Auf Russisch steht in Großbuchstaben "Tschekisten an die Wand", unten auf Deutsch "Todesstrafe für russischen Geheimdienst".
Dem Hass werden keine Grenzen gesetzt und es wimmelt nur von Plakaten. Auf einem weiteren ist eine böse Matrjoschka zu sehen – "Terro-RuSSia". Auch "Tribunal für Netrebko" und "RuZZian Wartist – Es gibt keine russische Kultur ohne Panzer". Was ist nun mit dem Land und dessen Kultur? Ganz canceln? Ja! "Nie wieder Russland", fordert ein weiterer Demonstrant.
🗣️ Yesterday, we made our voices heard loud and clear! We stood up against russian propaganda infiltrating our culture, because culture is a strong part of politics.We thank everyone who came out with us for the sake of justice! pic.twitter.com/Rq2RhgRkS5
— vitsche_berlin (@VitscheBerlin) September 16, 2023
Bis zum Beginn der Premiere von Verdis "Macbeth" in der Berliner Staatsoper sind es noch 45 Minuten. Eine junge Ukrainerin mit einem Sprachrohr bringt die Menge in Schwung: "Keine Bühne für russische Propaganda!". Dieser Slogan wird an diesem langen Abend von den Protestlern noch dutzende Male wiederholt. Weitere folgen: "No Netrebko", "Schande Netrebko", "Schande Staatsoper", "Russland ist ein Terrorstaat!". Ihrer Meinung nach ist der Auftritt der russisch-österreichischen Sopranistin Anna Netrebko in der Rolle von Lady Macbeth "russische Propaganda".
Netrebko ist eine außerordentliche Sängerin, Diva, ein Weltstar. Die Staatsoper wollte sie unbedingt für Macbeth haben. Und Medien schreiben – in Berlin war es ein Triumph! Neben der russischen besitzt sie auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Das vermeintliche Problem für den Westen: Im Wahlkampf 2012 hat sie Wladimir Putin bei seiner Präsidentschaftskampagne unterstützt. Im Jahre 2014 hat sie mit ihrem Mann Yusif Eyvazov, der ebenfalls Opernsänger ist, umgerechnet 16.000 Euro für das Opernhaus in Donezk gespendet. Also eine Spende an pro-russische Separatisten! Für die Organisatoren der Proteste, die ukrainisch finanzierte NGO "Vitsche", sind die Donbass-Aufständischen "Terroristen". In der Ukraine ist Netrebko seit langem Hassfigur und steht unter Sanktionen.
Nun, um ihre Karriere im Westen fortsetzen zu dürfen, musste Netrebko den "russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine" öffentlichkeitswirksam scharf verurteilen und jegliches Engagement in ihrem Heimatland beenden. Das tat sie. Obendrein hat sie das politische System Russlands als "autoritär" bezeichnet und sich von Putin distanziert. Ihm sei sie vor langer Zeit nur bei ein paar Preisverleihungen begegnet, betonte sie.
Für den Staatsoper-Intendanten Martin Schulz war es Reue genug und er gab grünes Licht für die Wiederaufnahme der Zusammenarbeit mit Netrebko. Im vergangenen Jahr durfte sie in der geplanten Hauptrolle in "Turandot" nicht auftreten ‒ RT DE berichtete.
Den "Aktivisten" von "Vitsche" und ihren Gleichgesinnten in der deutschen Presse und im Kulturbetrieb gefiel die Entscheidung des Intendanten ganz und gar nicht. Es folgten massive Medienkampagnen, offene Briefe, Petitionen und ein erprobtes Mittel aller Farbrevolutionen – gespielte Empörung von der Straße. In diesem Sommer haben sie schon einmal in Baden-Baden gegen einen Auftritt von Netrebko protestiert.
Für den Berliner "Endkampf" war es die Kraftprobe. Denn es gelang nicht, die Aufführung mit Netrebko zu verhindern. Folglich galt es, sie zumindest zu stören. Da hierfür die Straße Unter den Linden in Berlin-Mitte teilweise abgesperrt werden musste, war die Versammlung mit maximal 250 Personen bei der Polizei angemeldet. Gekommen sind zwischen 150 und 200 Demonstranten. Viele von ihnen blieben beharrlich bis zum Ende kurz vor Mitternacht, um die herausströmenden Besucher mit "Schande"-Rufen nochmals zu "begrüßen".
Es war jedoch nicht die ganze Zeit so einfältig. Der intellektuelle Anstrich kam vom Professor für Kulturwissenschaften Jan C. Behrends. In seiner fünfminütigen Wutrede wenige Minuten vor Beginn der Premiere wies er auf die angeblich starke Kontinuität der sowjetischen Propaganda zur Propaganda des "Putin-Regimes" hin. In beiden Fällen verschleiere der Staat mithilfe von Hochkultur sein terroristisches Wesen. "Russische Künstler sind Staatskünstler", schrie er und forderte ein komplettes Auftrittsverbot für sie in ganz Europa. Zudem müsste auch das Russische Haus der Kultur und Wissenschaft an der Friedrichstraße in Berlin geschlossen werden. Der wichtigste Grund:
"Russland teilt unsere Werte nicht!"
Auch den Intendanten Martin Schulz ging Behrends hart an. Er drehte sich zum mit ukrainischen Fahnen geschmückten Gebäude: "Das ist lächerlich. Seien Sie so ehrlich, nehmen Sie die ukrainischen Flaggen ab!" Die Lautsprecher ließen die Stimme des Professors bis in das Innere des Hauses erklingen. Die Menge jubelte. "Schande, Schande!", dröhnte es wieder.
"Stärken wir die ukrainische Armee! Slawa Ukraini!", schloss der Professor. "Gerojam Slawa!", erwiderte die Menge. Parolen der ukrainischen Nazi-Kollaborateure auf Berliner Straßen wundern seit anderthalb Jahren niemanden mehr. Auch an diesem Abend wurden sie begeistert gebrüllt.
Der Historiker Behrends war nicht der einzige deutsche Aktivist. Es waren erstaunlich viele Einheimische, die mit reißerischen anti-russischen Plakaten gekommen sind. Einer von ihnen kam direkt zur polizeilichen Einlasskontrolle für die Besucher mit dem folgenden Slogan in der Hand: "Intendant Schulz lässt Netrebko singen, während Russen Ukrainer morden". Das Bild von Putin mit der jungen Netrebko hat er mit Fotos von Schulz zu einer Collage zusammengestellt. Ich komme mit ihm ins Gespräch.
"In Russland wären ich und Sie hier längst tot", ist der Demonstrant überzeugt. "Hier aber dürfen wir demonstrieren." Der Mann war "achtzig Mal" in der Ukraine, er sei mit einer Theaterregisseurin aus der Ukraine verheiratet. "Ich war in Irpen und Butscha und wissen Sie, wie alt das jüngste Opfer war, das von den Russen vergewaltigt wurde? 10 Monate!"
Auch ein paar Schaulustige sind gekommen. "Ich wohne unweit und komme am Sonntag zur Aufführung", sagt eine Frau. Sie habe schon vor langer Zeit Tickets erworben. Über die Proteste habe sie aus den Medien erfahren. Sie hält sie für übertrieben. "Intendant Schulz hat das Problem doch gut, diplomatisch gelöst." Sie findet außerdem falsch, dass der Berliner Kultursenator Joe Chialo im Streit um Netrebko Partei gegen ihren Auftritt ergriffen habe. Dennoch, die Proteste seien auszuhalten, denn sie sind "der Ausdruck unserer Meinungsfreiheit", sagt sie nicht ohne Stolz.
"Unsere Meinungsfreiheit ..." Dieses Wort höre ich an diesem Abend noch einmal. Diesmal von einem Radfahrer, der etwas abseits stand und das Treiben vor dem Operneingang beobachtete. Wie er zum Konflikt steht, sagt er nicht, die Staatsoper sei sein Arbeitgeber. "Aber ich habe jegliche Sympathie für die Ukraine", sagt er fast entschuldigend.
Ein Musiker-Paar aus der Ukraine vertritt eine andere Meinung. Die beiden stammen aus Dnjepropetrowsk und kamen vor dreißig Jahren nach Deutschland. Mit der Maidan-Ukraine können sie nichts anfangen. Von Protestlern und ihrer Art sind sie angewidert. "Warum hetzen sie so? Wir sind mit dem Gedanken erzogen, nicht zwischen den Nationalitäten zu unterscheiden", sagt der Mann. "Meine Straße, wo ich gewohnt habe, ist nun zu Ehren Banderas genannt", sagt die Frau.
Opern-Besucher, die hereingehen, reagieren unterschiedlich. Viele würdigen die Protestierer nicht einmal eines Blickes. Die anderen werden neugierig und fotografieren sie. Doch nicht allen gelingt die Gelassenheit. Als ein älterer Herr den "Schande"-Rufern seinen Mittelfinger zeigt, wird er von einem Polizisten ermahnt. Diese Geste sei nicht ratsam. Es folgt eine kleine Debatte, die der Ordnungshüter für sich entscheidet. Denn er ist mit einer wichtigen Aufgabe unterwegs: zu deeskalieren.
Da sie provozierend auftreten, ist den Protestierenden durchaus bewusst, dass ihre Aktionen auf eine Gegenreaktion stoßen könnten. Das ist aber bei "Vitsche" nicht zulässig. "Wenn jemand euch verbal oder körperlich angreift, holt die Polizei, um die Anzeige zu erstatten", belehrt eine Sprecherin in gebrochenem Deutsch durch ein Sprachrohr die Versammelten noch zu Beginn der Kundgebung.
Als ich das hörte, musste ich an eine Episode in Augsburg im Sommer 2018 denken, deren Zeuge ich war. Damals waren etwa ein Tausend Antifa-Leute im Stadtzentrum unterwegs, die sich zum Protest gegen einen AfD-Parteitag versammelten. Eine kleine Gruppe von Pegida-Aktivisten stellte sich hinter die schützenden Polizeigitter mit ein paar Plakaten und stellte die Musik laut. Es waren nur drei oder vier Personen. Antifa-Demonstranten umzingelten die Gruppe und riefen "Nazis raus!" – laut und aggressiv. Sie waren in mehrfacher Überzahl.
Ein Mädchen aus der Pegida-Gruppe, etwa 15 Jahre alt, musste auf die Toilette. Sie wurde unter Polizeischutz in ein Lokal begleitet. Die Gegenprotestler haben sie während dieses kleinen Ausflugs außerhalb des "Käfigs" umkreist und direkt in das Gesicht des Mädchens gebrüllt: "Nazis raus!" Mehr als ein Dutzend Erwachsene gegen ein kleines Mädchen. Niemand von der Polizei hat die Aggressoren ermahnt oder sonst irgendwie "deeskalierend" eingewirkt, geschweige denn angezeigt.
Es wunderte, dass einfache Bürger wie Opern-Besucher, Wähler und Medienkonsumenten, wenn sie die Meinungsfreiheit in ihrem Land anpreisen, keine Gedanken darüber verlieren, warum man denjenigen, die ukrainische Nazi-Parolen brüllen, Volksverhetzung betreiben und zum Mord aufrufen, nicht mit "Nazis raus" kontern darf, wohingegen das bloße Schwenken einer Deutschland-Fahne für manche ausreichend Anlas sein könnte, umgehend Empörung über "die rechte Gefahr" zu zeigen. Meinungsfreiheit für wenige.
Vielleicht liegt es an der Liste derjenigen, die "Vitsche" finanziell, mit Sachzuwendungen und Ideen unterstützen? Hierbei handelt es sich um die ukrainische Botschaft, Greenpeace, die Agentur Europäischer Austausch und viele andere, die zu den "Guten" gehören. Diese Institutionen bestimmen ohnehin den öffentlichen Diskurs. Das Engagement solcher VIP-Aktivisten als deren Vortrupp lässt ganz unmittelbar aus Meinungsfreiheit Meinungsdiktat entstehen.
Ukrainische Aktivisten und ihre deutschen Sympathisanten setzen ihre Belagerung der Berliner Staatsoper am 21. und 23. September fort.
Mehr zum Thema - #NazisRaus ist die Chiffre einer orientierungslosen und hysterischen Gesellschaft
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.